
BBC-Chartering-Chef Ulrichs hält es für wahrscheinlich, dass zusätzliche Abgaben für Hafenanläufe mit China-Tonnage in die MPP-Schifffahrt kommen werden.
Die in Planung befindlichen Strafgebühren für Schiffe aus chinesischer Fertigung in US-Häfen könnten die Projekt- und Schwergutschifffahrt vor eine Zerreißprobe stellen. Auf der Logistics-Connect-Messe in Bremen warnten führende Player der Branche vor einem drastischen Kostenschub mit gravierenden Folgen für Ladungskunden und Projektinvestoren in den USA. [ds_preview]
„Wir haben allein 600 Schiffsanläufe pro Jahr in den USA. Wenn man das mit 1,5 Mio. $ multipliziert, reden wir über fast eine Milliarde Dollar“, erklärte Ulrich Ulrichs, CEO des führenden Tramp-Projekt-Carriers BBC Chartering mit über 120 Schiffen in der Befrachtung.
Die Belastungen dürften für alle Reeder und Operateure in dem Segment ähnlich sein, sofern sie in Fahrtgebieten nach und von Nordamerika aktiv sind. „90% aller Mehrzweckfrachter sind in China gebaut“, unterstrich Ulrichs.
Auf Basis laufender Gespräche mit Großkunden, Häfen und Lobbyisten in Washington geht der BBC-Chartering-Chef davon aus, dass der Schifffahrt eine Extra-Gebühr auf chinesische Tonnage nicht erspart bleibe – ob in der vorgeschlagenen Höhe oder niedriger werde man sehen müssen. „Da wird irgendetwas kommen, und es wird für Unruhe sorgen.“
Bestenfalls drohe den Projekt-Carriern ein „Speed Bump“ – also ein Huckel – in einem grundsätzlich positiven Marktumfeld, dass durch hohe Nachfrage nach Schwergütern für Energieprojekte weltweit geprägt ist. Schlimmstenfalls könnten die Transportkosten für Projekt-Trips in die USA völlig aus dem Ruder laufen. „Keiner würde das bezahlen können“, ist Ulrichs überzeugt.
Der BBC-Chef hofft darauf, dass die Trump-Administration in dieser Frage ein offenes Ohr für Großkonzerne aus der Öl- und Gasindustrie hat. Denn diverse Großprojekte etwa im LNG-Sektor am US-Golf würden sonst aufgrund ausufernder Logistikkosten wohl gestoppt.
„Unsere Branche soll offenbar bestraft werden“, sorgt sich auch Lucius Bunk, Gründer und Geschäftsführer der Reederei Auerbach. Zum Glück zeige sich der Frachtenmarkt für die Carrier im Schwergutbereich zuletzt wieder erfreulich stark, so dass mögliche Turbulenzen aufgrund neuer US-Regularien vermutlich abgewettert werden können. Darauf verwies Lars Feller, CEO des Projekt-Carriers dship. „Das Jahr ist besser gestartet als erwartet. Wir hatten ein viel stabileres erstes Quartal mit vielen neuen Ladungskontrakten.“ (mph)