Überkapazitäten belasten die Containerschi[ds_preview]fffahrt nach wie vor. Bei Hapag-Lloyd ist man allerdings optimistischer als andernorts, dass sich die Schere zwischen Tonnage-Angebot und Nachfrage zunehmend schließt.
Nicolas Burr, Finanzvorstand (CFO) bei Deutschlands größter Linienreederei, begründete diese Einstellung heute auf dem 20. »HANSA-Forum Schifffahrt | Finanzierung« in Hamburg mit einem Blick auf die Angebotsseite. »Selbstverständlich gibt es noch einige Überkapazitäten, vor allem in Fernost. Wenn wir jedoch darüber hinaus auf die grundlegenden Rahmendaten blicken, sind wir ein wenig optimistischer als zuvor«, sagte der Chilene.
Zwar gebe es auch auf der Nachfrageseite, also durch Weltwirtschaft und -handel, kleinere positive Signale. Viel wichtiger sei aber, dass das verfügbare Transportvolumen nicht so überdimensioniert sei wie manche meinen könnten.
Burr führte einige Kerndaten an, um diese Auffassung zu untermauern: Das Orderbuch für Containerschiffe stehe bei nur noch 16% an der Kapazität der fahrenden Flotte. Nur 2014 habe es einen ähnlich niedrigen Wert gegeben, davor und danach lag der Wert fast ausschließlich über 20%. Lediglich 0,2 Mio. TEU seien in diesem Jahr bislang neu kontrahiert worden, ein Rückgang um 92% im Vergleich zum Gesamtjahr 2015. Auch die Anzahl der Ablieferungen sank – um 27% auf 1,3 Mio. TEU. Weiter liege das Abwrack-Niveau mit rund 500.000 TEU in diesem Jahr auf Rekordhöhe. Zum Vergleich: 2015 wurden »nur« 193.000 TEU verschrottet, in den Jahren zuvor 385.000 und 444.000 TEU. Auch würden die Reedereien noch immer sehr viele Schiffe auflegen, um so Druck von den Märkten und Raten zu nehmen. Laut Burr sind aktuell Schiffe mit zusammengenommen 1,33 Mio. TEU beschäftigungslos, vor allem Im Panamax-Segment.
Im Ergebnis machte der Finanzchef von Hapag-Lloyd eine Rechnung auf, um den Grund für den Optimismus am Hamburger Ballindamm zu untermauern. Von dem prognostizierten 6,1-prozentigen Kapazitätszuwachs könne man 1,2 % Wachstum abziehen, die durch Verschiebungen von Ablieferungen entstehen. Weil zusätzliche 2,4% durch Verschrottungen von der Flotte abgezogen werden könnten, geht Burr im Endeffekt von einem Netto-Wachstum von 2,5% aus. »Dieses Überangebot kann tatsächlich durch ein angemessenes Auflegen von Tonnage ausgeglichen werden. Daher erwarten wir, dass sich die Schere zwischen Tonnage-Angebot und -Nachfrage langsam schließen könnte«, argumentierte der Manager.
Vorerst keine Investitionen in Flotte
Burr wiederholte die bereits vor einigen Monaten ausgegebene Unternehmensstrategie von Hapag-Lloyd, bis auf weiteres keine Investitionen in Flotte tätigen zu wollen. Durch die Fusion mit CSAV und vor allem den geplanten Zusammenschluss mit UASC habe man ausreichend Zugriff auf Tonnage in allen Größenklassen.