Insolvenzexperten bei Rickmers am Ruder

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Die Hoffnungen auf eine Rettung der insolventen Rickmers-Gruppe ruhen jetzt auf zwei Sanierungsexperten. Sie sollen die Finanzen neu ordnen.

Der Fachanwalt Christoph Morgen aus der Kanzlei Brinkmann & Partner rückt als Chief Insolvency Officer in den Vorstand der [ds_preview]Rickmers Holding ein. Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder von der Kanzlei Johlke Niethammer & Partner wurde vom Amtsgericht Hamburg zum vorläufigen Sachwalter bei dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bestellt.

Anwälte prüfen die Finanzen

Die Rickmers Holding hatte am vergangenen Donnerstag Insolvenz angemeldet. Die beiden bisherigen Vorstandsmitglieder Ignace Van Meenen (CEO) und Mark-Ken Erdmann (CFO) bleiben damit im Amt, bekommen aber vom eigenen Aufsichtsrat den Experten Christoph Morgen im Vorstand an die Seite gestellt. Er ist Fachanwalt für Insolvenzrecht bei Brinkmann & Partner, jener Kanzlei, die zuvor ein Liquidationsgutachten erstellt hatte.

Das Amtsgericht Hamburg schickt zudem Jens-Sören Schröder als Sachwalter ins Haus. Er soll künftig die Abläufe bei Rickmers überwachen, hat dabei aber eine wesentlich schwächere Position als ein regulärer Insolvenzverwalter. Schröder hat zuvor unter anderem die Baumarktkette Max Bahr und etliche Ein-Schiffsgesellschaften abgewickelt.

Bertram Rickmers, Rickmers Gruppe
Bertram Rickmers (Foto: Rickmers)

Als Voraussetzung für ein Verfahren in Eigenverwaltung gilt außerdem, dass der bisherige Allein-Aktionär Bertram Rickmers den Vorsitz im Aufsichtsrat abgibt. Damit verliert der Firmengründer erheblich an Einfluss im eigenen Unternehmen. Bis zuletzt hatte der Reeder dem Vernehmen nach versucht, sich ein Vetorecht bei zentralen Entscheidungen zu sichern. Laut einer geplanten Satzungsänderung sollten dafür 80% statt der gesetzlich festgelegten 75% der Stimmanteile nötig sein, Bertram Rickmers selbst wollte im Zuge der Sanierung aber 24,9% behalten. Branchengerüchten zufolge hatte sich die HSH Nordbank auch an diesem Manöver massiv gestört.

Der Insolvenzantrag beziehe sich nur auf die Holdinggesellschaft, teilte Rickmers mit. Die operativen Tochtergesellschaften – insbesondere die Rickmers Shipmanagement in Hamburg und Singapur – seien dagegen nicht betroffen und arbeiten regulär weiter. Der Geschäfts- und Schiffsbetrieb ist also vorerst nicht betroffen.

Suche nach neuer Sanierungslösung

Das Ziel des Vorstands sei es, gemeinsam mit den Gläubigern unter Nutzung aller Instrumentarien eine neue Sanierungslösung zu erarbeiten. Banken, Anleihegläubiger und Belegschaft werden in einem vorläufigen Gläubigerausschuss vertreten sein und können mitbestimmen. Vertreten ist darin auch die HSH Nordbank als größter Gläubiger, die allein rund 700 Mio. € an Forderungen erhebt.

Kurz vor der geplanten Versammlung der Anleihe-Gläubiger, die am vergangenen Donnerstag über eine Sanierung der schwer angeschlagenen und mit 1,5 Mrd. € verschuldeten Reederei entscheiden sollte, hatte die HSH Nordbank ihre vorläufige Zustimmung (Term Sheet) zur Restrukturierung zurückgezogen. Der Risiko-Vorstand hatte das Rettungskonzept als »betriebswirtschaftlich nicht tragfähig« eingestuft. Damit war das Unternehmen zahlungsunfähig und der Gang in die Insolvenz unausweichlich.

Rickmers, Frank Günther
Gläubiger-Vertreter Frank Günther (Foto: One Square Advisors)

Auf der Gläubigerversammlung wurde daraufhin lediglich noch ein gemeinsamer Vertreter der betroffenen Anleihe-Anleger benannt. Die Wahl fiel allerdings nicht auf den vom Unternehmen ursprünglich favorisierten Anwalt Kristian J. Heiser aus der Kanzlei Raschke | von Knobelsdorff | Heiser, sondern auf dessen Kollegen Frank Günther von One Square Advisors. Aus dieser Kanzlei stammte das ursprüngliche Sanierungskonzept, das bei der HSH Nordbank keine Gnade gefunden hat.

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