Ein großer Teil der Schiffsbanken treibt den Abbau ihrer Kreditportfolios weiter voran. Die Geldinstitute betonten auf dem 21. HANSA-Forum »Schifffahrt | Finanzierung« aber auch, aktiv bleiben zu wollen – wenn die Voraussetzungen stimmen.
»Entscheidend ist, dass die Unternehmen m[ds_preview]it frischen Ideen auf uns zukommen und moderne Strukturen aufbauen«, sagte Stefan Ermisch, CEO der HSH Nordbank. Auch ein Generationswechsel sei in manchen Fällen nötig. »Wir wollen mit starken Unternehmen arbeiten. Derzeit läuft viel über asiatisches Leasing, aber das kann sich wieder ändern und dann stehen wir Gewehr bei Fuß«, so der Banker weiter.
Auch heute gebe es bei der HSH noch Neugeschäft, allerdings eingeschränkt. »Wir bremsen aber nicht aktiv, Geschäft ist mit der Unternehmerschaft zurzeit einfach nicht mehr möglich.« Die Bank habe in den vergangenen Jahren viel Geld verloren. »Daher bitte um Respekt dafür, dass wir das nicht ein zweites Mal erleben wollen«, sagte Ermisch.
Den Portfolio-Abbau nannte er »für Manche sicher schmerzhaft. Aber wenn die Bank kein Vertrauen mehr in ein Geschäftsmodell habe, müsse man rausgehen. Ohne diesen Weg wäre die HSH Nordbank niemals privatisierbar gewesen, nicht einmal fortführbar.« Man habe von Fall zu Fall und »sachlich richtig entschieden«, so Ermisch, angesprochen auf die Entwicklungen mit großen Reedern wie Rickmers oder Kortüm.
Im gesamten Shipping-Portfolio der HSH Nordbank liegen derzeit noch 12 Mrd. € (6 Mrd. € in der Kernbank sowie weitere 6 Mrd. € in der Abbaubank) nach 14,8 Mio. € zum 30. Juni 2017 und 17 Mrd. € zum Jahresende 2016. Binnen der letzten neun Monate wurden somit Kredite in Höhe von 5 Mrd. € abgebaut, gegenüber 2015 fällt die Summe mit 11,9 Mrd. € sogar mehr als doppelt so hoch aus. »Faule« Kredite (non-performing loans) machen dabei 5,8 Mrd. € (Dezember 2016: 8,3 Mrd. €) aus, davon liegen 5,1 Mrd. € in der Abbaubank und 0,7 Mrd. € in der Kernbank.
Und der Schrumpfkurs soll fortgesetzt werden: Für die Kernbank gilt die angepeilte Zielgröße mit rund 6 Mrd. € bereits als erreicht und soll annähernd in dieser Größe gehalten werden. Das Shipping-Portfolio in der Abbaubank soll dagegen bis Ende 2017 weiter auf 5,8 Mrd. € (davon 5,2 Mrd. € non-performing loans) und bis Ende 2018 auf 3,6 Mrd. € (darunter 2,8 Mrd. € NPL) sinken.
Offen ist noch immer die Zukunft der HSH Nordbank. Ende Oktober waren mehrere verbindliche Gebote für die Gesamtbank eingegangen. Alle potenziellen Käufer sind Finanzinvestoren. Es soll sich um die drei US-Finanzinvestoren Apollo Global Management, Cerberus, J.C. Flowers sowie um Socrates Capital aus London handeln, wobei letztere wiederum bislang ungenannte weitere Investoren vertreten soll.
Ermisch sieht den Privatisierungsprozess auf einem guten Weg. »Wir haben uns gehäutet und ein wenig neu erfunden. Das sehen auch die Investoren«, sagte der Bank-Chef. Kein Investor wolle ein Institut kaufen, das große Altlasten mit sich herumschleppe.
NordLB will aktiver werden in 2018
Die NordLB hat zuletzt einen verschärften Abbaukurs angekündigt. Man sei beim Abbau des Schiffsfinanzierungsportfolios deutlich schneller als erwartet, hieß es bei der Vorlage der Quartalsbilanz. Ursprünglich war ein Ziel von 12 bis 14 Mrd. € ausgegeben worden. Bis Jahresende soll es weiter auf unter 13 Mrd. € sinken.
Mittelfristig soll das Portfolio bei etwa 10 Mrd. € liegen, wobei der Anteil der Problem-Kredite (NPL) von heute 9,1 Mrd. € bis Ende 2019 auf nur noch 5 Mrd. € gesenkt werden soll. Zum Vergleich: Ende 2015 lag das Kreditvolumen noch bei 19 Mrd. €.
Tobias Zehnter, Global Head of Shipping bei der NordLB sagte auf dem Forum: »Nächstes Jahr wollen wir wieder wesentlich aktiver sein, aber deutlich konservativer als in der Vergangenheit.« Dabei wolle man aber nur mit solchen Unternehmen arbeiten, »die den Umschwung geschafft und adäquate Strukturen geschaffen haben.« Man konzentriere sich schon aktuell vor allem auf solche Schiffe und Flotten, von denen man glaube, dass sie wieder zulegen können. Trotz des geplatzten Portfolio-Deals mit KKR wollte Zehnter solche Projekte für die Zukunft nicht ausschließen.
Crédit Agricole plant bis zu 2,5 Mrd. $ Neugeschäft
Auch die Credit Agricole will 2018 in der Schiffsfinanzierung wieder zulegen. Oliver Hermanns, Head of Shipping Germany, erläuterte auf dem HANSA-Forum, dass das Volumen in diesem Jahr rund 500 Mio. $ beträgt. »Das wird sich 2018 ändern. Wir planen ein Neugeschäft von 2 bis 2,5 Mrd. $.« Ein Zehntel des Volumens entfalle auf die deutsche Niederlassung in Hamburg.
In diesem Jahr habe das verhältnismäßig geringe Volumen nicht an der Strategie der Bank gelegen, sondern an der Zurückhaltung der Kunden. Die Aussichten seien aber positiv. »Wir haben uns auf Kunden fokussiert, die eher zu den Konsolidierern gehören, nur wenige Kunden sind vom Markt verschwunden.«
Heute sei das Container-Portfolio der Crédit Agricole relativ jung, ohne viele klassische Panamax-Frachter. Laut Hermanns sind fast 80% der Schiffe jünger als zehn Jahre, 45% jünger als fünf Jahre. Schwer getroffen hat die französische Bank die Pleite der koreanischen Reederei Hanjin, »da waren wir sehr exponiert.«
Berenberg sieht gute Rahmenbedingungen
Zuletzt sehr aktiv war die Hamburger Berenberg Bank, etwa als man zusammen mit einem anglo-amerikanischen Finanz-Investor ein Schifffahrtsportfolio von der Commerzbank übernahm, dass einen Wert von 300 Mio. $ haben soll. Es ist für die Shipping-Sparte unter Führung von Philipp Wünschmann bereits der dritte Deal dieser Art in den vergangenen zwölf Monaten. Ende 2016 und Anfang September 2017 hatte die Hamburger Privatbank bereits gemeinsam mit dem Finanzinvestor Orix aus Japan den Kauf von zwei Teilportfolios der Royal Bank of Scotland im Wert von 460 Mio. $ bzw. 300 Mio. $ arrangiert.
»Zwei Entwicklungen passen sehr gut zusammen: Der Rückzug einiger Banken und das hohe Interesse von Investoren«, begründete Wünschmann auf dem HANSA-Forum. Daher werde es in Zukunft wahrscheinlich weitere Möglichkeiten geben. Berenberg konzentriert sich auf echte »performing loans« – nicht nur aus bilanzrechtlicher Perspektive.
Eine »Obergrenze« für weitere Transaktionen gibt es seitens der Bank laut dem Shipping-Leiter nicht. »Das bestimmen die Investoren. Und die haben weiter Interesse und Kapital.« Unabhängig von den Entwicklungen der vergangenen Monate hoffe er aber für die Zukunft auf eine »starke norddeutsche Landesbank«. «Wir brauchen eine Bank in der Schiffsfinanzierung. Ich glaube nicht, dass es nur mit Funds und Private Equity ablaufen wird«, so Wünschmann weiter.
Quelle: HANSALesen Sie weitere Nachrichten, Hintergründe und ausführliche Berichte vom 21. HANSA-Forum »Schifffahrt | Finanzierung« in Kürze auf www.hansa-online.de und in der gedruckten Januar-Ausgabe der HANSA.