Die schnell expandierende Bremer Zeaborn Gruppe hakt eine weitere Position auf ihrer Wunschliste ab: Dieses Mal ist es die US-Reederei Intermarine. Über ein Joint Venture mit Zeaborn als Senior-Partner werden die Befrachtungsaktivitäten für die MPP-Flotten zusammengelegt.
Zuletzt[ds_preview] hatten die Bremer mit Rickmers Maritime Services und der E.R. Schifffahrt die Shipmanagement-Aktikvitäten der beiden Rickmers-Brüder Bertram und Erck übernommen und die Flotte auf rund 165 Schiffe ausgebaut. Zeaborn ist seither einer der größten kommerziellen Manager von Tramp-Tonnage weltweit.
Nach den jüngsten Akquisitionen in der Containerschifffahrt kehrt Zeaborn nun ins ursprüngliche Kernsegment, die MPP-Schifffahrt, zurück. Mit Intermarine kommt jetzt nach der Übernahme der Rickmers Linie im Februar 2017 ein weiterer renommierter Name aus der internationalen Schifffahrt hinzu – dieses Mal allerdings als Partner.
In der neuen Zeamarine GmbH werden die Assets and operativen Einheiten der Rickmers Line, von Zeaborn Chartering und die Befrachtungsabteilung von Intermarine fusioniert. Die Mehrheit der Anteile am Joint Venture, dem Vernehmen nach 75%, liegt bei Zeaborn. Die Geschäftsführung übernehmen Andre Grikitis, Frank Fischer and Michael Dumas von Intermarine sowie Nicki Schumacher und Ulrich Ulrichs auf Seiten von Zeaborn. Ulrichs war bis zur Übernahme CEO der Rickmers-Linie.
Das technische Management der Schiffe ist von dem neuen Befrachtungsverbund nicht betroffen, auch die beiden Unternehmen selbst bleiben eigenständig.
Der MPP-Makler Toepfer Transport (Februar) weist Intermarine mit 43 Schiffen und einem Marktanteil von 3,54 % auf Rang 7 der globalen Liste aus – bislang direkt vor Zeaborn mit 42 Schiffen und 3,33% (Stand Februar 2018). Im Markt für Schiffe mit mehr als 250 t Hebekapazität sind es sogar 7,28% Marktanteil und Rang 5, wiederum direkt vor Zeaborn mit 5,84%.
Geschichte von Zeaborn
April 2013 – Die Reederei wird gegründet. Dahinter steht der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech mit 90% der Anteile
April 2014 – In China werden Bauaufträge für bis zu 10 MPP-Schiffe gezeichnet. Der Plan wird später wieder aufgegeben. Als Ziel wird eine Flotte von knapp 100 Schiffen ausgegeben – 30 in eigenem Besitz, 30 in Charter und 30 im Spotmarkt
Juli 2015 – Beteiligung (50%) an der Befrachtungsgesellschaft EMS ConBulk (Leer)
Mai 2016 – Mehrheitliche Übernahme der Ahrensburger HC-Gruppe mit 14 MPP-Schiffen. Dazu kommt eine Kooperation mit Carisbrooke Shipping, weitere 16 MPP-Schiffe wechseln ins Zeaborn-Management
März 2017 – die Rickmers Linie wird übernommen. Es entsteht eine kombinierte Flotte von rund 50 MPP-Frachtern von 7.500 bis 30.000 dwt
September 2017 – ein Konsortium um die Bremer Zeaborn-Gruppe und Bertram Rickmers als Minderheitsgesellschafter übernimmt die Shipmanagement-Sparte (Maritime Services) von der insolventen Rickmers Holding
Januar 2018 – Übernahme der E.R. Schiffahrt von Erck Rickmers
Mai 2018 – Gründung eines Joint Ventures mit Intermarine zur Befrachtung der kombinierten Flotte
75 Schiffe in der Flotte – 100 angepeilt
Gemeinsam kommt das neue deutsch-amerikanische Bündnis künftig auf 75 Schiffe in der Befrachtung und rückt damit weltweit auf Platz 3 auf – hinter Cosco und BBC (nach Tonnage) oder hinter BBC und Cosco, wenn es um die Zahl der Schiffe geht (siehe Grafik). Bis Jahresende soll die Flotte auf 100 Schiffe wachsen, teilten die beiden Unternehmen mit. Beide Partner hätten vereinbart, das nötige Kapital für den weiteren Wachstumskurs bereitzustellen, heißt es.
Intermarine, 1990 in New Orleans von Roger Kavanagh gegründet, ist als US-Unternehmen vor allem stark im heimischen Fahrtgebiet Nordamerika präsent. Dazu kommen Linien- und Spotfahrten nach Afrika, ins Mittelmeer oder auch im weltweiten Einsatz. Bis vor kurzem hielt Intermarine noch ein eigenes Schwergut-Terminal in Houston, hatte dann aber den Pachtvertrag erst jüngst an Watco Companies verkauft.
Die neuerliche Expansion von Zeaborn hatte sich angekündigt: Bereits Anfang des Jahres hatte Zeaborn-Geschäftsführer Ove Meyer weitere Firmenzukäufe ankündigt und eine Flotte von bis zu 250 Schiffen im Management als Ziel ausgegeben. Diesem Ziel ist die Gruppe jetzt einen erneuten Schritt näher gekommen.
Gegründet vor fünf Jahren hatte die Bremer Reederei vor der Übernahme der Rickmers Linie, von Rickmers Maritime Services und schließlich der E.R. Schiffahrt im Frühjahr 2016 die Ahrensburger HC-Gruppe mit 14 MPP-Schiffen mehrheitlich übernommen und eine Kooperation mit Carisbrooke Shipping (16 Schiffe) besiegelt. Im Januar 2015 war die Gruppe mit 50% beim Befrachtungsunternehmen EMS ConBulk in Leer eingestiegen.
Während hinter Zeaborn der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech und seit der Rickmers-Übernahme als Minderheitsgesellschafter auch Bertram Rickmers stehen, ist bei Intermarine die US-Investmentgesellschaft New Mountain Capital der Hauptgesellschafter. Über die verschiedenen Fonds wird von dieser US-Fondsgesellschaft ein Anlagevermögen von insgesamt 20 Mrd. $ verwaltet.