Laut der NGO Shipbreaking Platform, die sich für umweltfreundliche und sichere Verschrottung von Schiffen einsetzt, verfügen die von der EU genehmigten Recyclingwerften über genügend Kapazität verfügen, um die Nachfrage von Schiffen unter EU-Flagge zu bedienen.
Die Schifffahrtsin[ds_preview]dustrie wünscht, dass kostengünstige Schiffswerften außerhalb der EU auf die Liste der zugelassenen Betriebe aufgenommen werden. Hier würden aber gefährliche Arbeitsbedingungen und schlechte Umweltstandards herrschen, so die NGO. Das Schiffsrecycling-Gesetz der EU (EUSRR) tritt am 1. Januar 2019 in Kraft. Nach einer Analyse von Shipbreaking Platform und der NGO Transport & Environment könne die aktuelle EU-Liste den jährlichen Bedarf abdecken, was Anzahl und Größe der Schiffe unter EU-Flagge angehe, heißt es.
»Die 20 EU-Werften, die derzeit als Recyclingwerften anerkannt sind, wären in der Lage, alle seit 2015 verschrotteten EU-Schiffe aufzunehmen, wie der Bericht zeigt. Der Gesetzgeber sollte nicht dem Druck erliegen, die Umsetzung der Verordnung zu verzögern oder minderwertige Anlagen – die niemals in EU-Ländern betrieben werden dürften – in die EU-Liste aufzunehmen«, so das Statement der NGOs.
Von besonderem Interesse sind Werften, die die Beaching-Methode anwenden, bei der die Verschrottungskandidaten auf den Strand gesetzt werden. Die Schiffe sind oft mit gefährlichen Stoffen belastet, darunter Asbest, Chlorverbindungen, Schwermetalle und Ölrückstände. Auf einem Watt sei es nicht möglich, diese Giftstoffe einzudämmen, sondern sie würden ins Meer gespült und verwüsteten die Küstenökosysteme, so die Kritik. Ohne geeignete Schutzausrüstung seien auch die Mitarbeiter unnötigen Risiken ausgesetzt.
»Klares Ablenkungsmanöver«
Ingvild Jenssen, Direktorin der Shipbreaking Platform, sagt: »Die Kapazitätsansprüche der Reeder sind ein klares Ablenkungsmanöver. Es gibt Alternativen zum Beaching von Altschiffen. Es geht darum, die niedrigen Arbeits- und Umweltschutzstandards nicht zu akzeptieren, die es vielen nicht genehmigten Werften ermöglichen, billig zu arbeiten.«
Reeder würden »irreführend« auf die historische Auslastung der EU-Werften verweisen, und behaupten, dass diese überlastet seien. Dabei bleibe jedoch unberücksichtigt, dass die EU-Werften durch den Wettbewerb aus Übersee nicht ausgelastet seien, zudem würde die Kapazität der gerade erst in Betrieb genommenen Werften nicht beachtet.
Lucy Gilliam von T&E erklärt: »“Die Aufgabe, EU-Schiffe zu verschrotten, ist eine Gelegenheit, die Kreislaufwirtschaft anzukurbeln und grüne Arbeitsplätze in Europa zu schaffen. EU-gelistete Werften haben die Fähigkeit, alle Schiffe unter EU-Flagge zu verschrotten und vieles mehr. Es gibt keine Entschuldigung dafür, Schiffe in gefährliche und umweltschädliche Werften an Stränden im Ausland zu schicken.«
Die Europäische Kommission, nationale Experten und Interessenvertreter treffen sich am 3. Oktober, um die Umsetzung der Verordnung zu erörtern.