Das weltweit erste LNG-Kreuzfahrtschiff »AIDAnova« bricht zur ersten Saison auf und sorgt auf den Kanaren gleich für weitere Premieren. In Deutschland wird der Neubau derweil als Symbol für Innovationskraft und die Wirksamkeit staatlicher Förderung »grüner« Technik gefeiert.

In[ds_preview] Santa Cruz de Tenerife, Spanien, hat die Kreuzfahrreederei die ersten Gäste zur Premierenreise rund um die kanarischen Inseln und Madeira an Bord der »AIDAnova« begrüßt. Das erste Kreuzfahrtschiff weltweit, das sowohl im Hafen als auch auf See mit LNG betrieben werden kann hatte bereits am Nachmittag des 18. Dezember Teneriffa erreicht, um für den Start in die Premierensaison erstmals LNG an Bord zu nehmen. Die Versorgung des Schiffes erfolgte durch das LNG-Tankschiff »Cardissa« von Shell.

Aida Cruises ist einer der Hauptkunden des Hafens der Kanareninsel. Neben der traditionellen Plaketten-Übergabe gab es auch einen Empfang an Bord und im Terminal. In Teneriffa wurden auch die ersten 2500 Passagiere auf den Neubau eingeschifft. Die Reederei nutzt Las Palmas (Gran Canaria) und Santa Cruz de Tenerife als Häfen für den Reisewechsel der Passagiere.

»Das ist für uns jetzt der Tag, auf den wir lange hingearbeitet haben. Jetzt haben wir erstmals nach der Übernahme Flüssigerdgas an Bord genommen«, sagte Kapitän Boris Becker. Da es auf den kanarischen Inseln kein Terminal für LNG gibt, hatte aus Rotterdam der Tanker »Cardissa« die »AIDAnova« begleitet. Die »Cardissa« hatte in der Nacht rund 2.188 m³ Flüssigerdgas – rund ein Drittel ihrer Ladung – in die »Aidanova« gepumpt. Damit kann das Schiff gut zwei Wochen betrieben werden. Der Tanker bleibt vorerst vor Ort und wird erst im Januar einen Hafen in Südeuropa zum Nachtanken ansteuern.

Die »AIDAnova« ist mit modernster Technik für umweltschonendes Reisen ausgestattet. Mit vier Dual-Fuel-Motoren sowie drei Gastanks an Bord ist es das erste Kreuzfahrtschiff weltweit, dass im Hafen und auf See emissionsarm mit LNG betrieben werden kann. Der Ausstoß von Feinstaub und Schwefeloxiden werden nahezu vollständig vermieden, der Ausstoß von Stickoxiden und die CO2-Emissionen verringern sich deutlich. Bereits vor mehr als zehn Jahren hatte AIDA Cruises begonnen, in LNG- Antriebstechnologie zu investieren. 2021 und 2023 sollen zwei weitere Schiffe dieser neuen AIDA Generation die Flotte von AIDA verstärken. In weniger als fünf Jahren werden somit mehr als die Hälfte aller AIDA Gäste an Bord von Schiffen reisen, die entweder ganz oder teilweise mit emissionsarmem Flüssigerdgas betrieben werden können.

Die offizielle Übergabe des Schiffs durch die Papenburger Meyer Werft hatte sich wegen eines Kabinenbrandes und ungeplanter Schwierigkeiten beim Bau des technisch anspruchsvollen Premierenschiffes deutlich verzögert.

Technische Daten »AIDAnova«:

  • Werft: Meyer Werft, Papenburg (Deutschland)
  • Länge: 337 m
  • Breite: 42 m
  • Tiefgang max: 8,80 m
  • Bruttoraumzahl: 183.900 GT
  • Decks: 20
  • Kabinenzahl: 2.626
  • Restaurants: 17
  • Bars: 23
  • Crew: ca 1.500
»AIDAnova« übernimmt LNG von »Cardissa«
»AIDAnova« übernimmt LNG von »Cardissa« (Foto: Frank Behling)

Mit dem Erstanlauf der »AIDAnova« in Teneriffa feierte die Carnival Gruppe, zu der auch AIDA Cruises gehört, am 19. Dezember 2018 in Anwesenheit von zahlreichen Vertretern aus Politik und Wirtschaft auch die offizielle Aufnahme des Betriebes ihres Kreuzfahrtterminals in Santa Cruz de Tenerife. Die neue Anlage mit einem 400 m langen Liegeplatz wird künftig ausschließlich Schiffen der Carnival-Gruppe zur Verfügung stehen. An dem Tag war neben der »Aidanova« auch die 1996 gebaute »Aidacara« zu Besuch in Santa Cruz. Das 1996 gebaute Schiff ist die kleinste Einheit der Kussmund-Flotte.

»Schiffbau ›made in Germany‹ bewegt etwas«

Zur Jungfernfahrt der »AIDAnova« äußerte sich auch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), das die Entwicklung und Anwendung des LNG-Antriebs des Schiffes gefördert hat. Norbert Brackmann, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, erklärte:
»Mit der heutigen Jungfernfahrt macht Deutschland einen großen Schritt hin zur grünen Schifffahrt. Denn im Vergleich zu herkömmlichen, ölbasierten Schiffsbrennstoffen stößt LNG erheblich weniger Emissionen aus. Das zeigt: Schiffbau ›made in Germany‹ bewegt etwas und seine Unterstützung durch die Politik trägt Früchte.«

Norbert Brackmann Maritimer Koordinator
Norbert Brackmann (Foto: CDU/CSU/Laurence Chaperon)

LNG sei eine »praktikable Brückentechnologie auf dem Weg hin zum Null-Emissionsschiff«, so Brackmann, der weiter betonte: »Mit unseren maritimen Forschungs- und Innovationsprogrammen unterstützen wir den deutschen Schiffbau weiterhin dabei, dieses Ziel zu erreichen, und so seine internationale Technologieführerschaft auszubauen und Arbeitsplätze zu sichern.«

Die nachhaltige Gestaltung des Seeverkehrs ist eines der zentralen Ziele der Maritimen Agenda 2025 der Bundesregierung. Durch die Förderung von maritimer Forschung, Entwicklung und Innovation will das BMWi wichtige Impulse setzen. Mit seinem maritimen Forschungsprogramm hat das Ministerium zwischen 2009 und 2013 zwei Projekte mit rund 1,6 Mio. € gefördert, die laut Brackmann »maßgeblich zur Ausgestaltung des internationalen Regelungswerks für den Einsatz von LNG-Technologien im Seeverkehr beigetragen haben.«

AIDAnova LNG bunkering
Foto: AIDA Cruises

Die Innovationskosten der Meyer Werft für den LNG-Antrieb der »AIDAnova« haben der Bund zu zwei Dritteln und das Land Niedersachsen zu einem Drittel mit weiteren insgesamt 7,8 Mio € aus dem Förderprogramm »Innovativer Schiffbau sichert wettbewerbsfähige Arbeitsplätze« bezuschusst.

Bund fördert »grüne« Projekte

Im April 2018 hatte die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) beschlossen, bis 2050 die Treibhausgasmissionen aus der Seefahrt im Vergleich zu 2008 mindestens zu halbieren. Aus Sicht der Bundesregierung kann dies mit einem Technologiemix gelingen, der die Effizienz des Antriebs und die Treibhausgasminderung des eingesetzten Energieträgers gleichermaßen berücksichtigt. Die LNG-Technologie ist dabei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Das langfristige Ziel ist das Null-Emissionsschiff.

Hier setzt das maritime Forschungsprogramm mit seinem Förderschwerpunkt »Maritime.Green propulsion« an: Ab 2019 fördert das BMWi hiermit verstärkt Projekte zur Entwicklung emissionsneutraler sogenannter E-Fuels, die aus der Umwandlung von elektrischer Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen werden (Power-to-X).

Die Nutzung alternativer, strombasierter Kraftstoffe und die Einbindung der neuen Technologien in die Energiewirtschaft stehen u.a. auch im Fokus der Förderinitiative »Energiewende im Verkehr« des BMWi mit einem Gesamtvolumen von 130 Mio. €. Eines der geförderten Verbundprojekte untersucht dabei die Erzeugung und den Einsatz methanbasierter Kraftstoffe für Schiffe. fs/FB