Sonntag, 28. April 2019. 6 Uhr morgens auf dem Arbeitsdeck. Pre-Dive-Check. Das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug MARUM-QUEST ist bereit für seinen ersten Tauchgang in antarktischen Gewässern.

Die »Polarstern« nähert sich der Position 56°05.288’ Süd, 30°19.123’ West. Hier wollen die Wissenschaftler den Tauchroboter aussetzen. Am Meeresboden in 2.600 m Tiefe liegt im Backarc der Sündsandwich-Inseln ein Spreizungssegment mit Hydrothermalfeldern.

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Ein letztes Mal die Karte vom Meeresboden prüfen und entlang der eingezeichneten Wegpunkte die Route besprechen. Aus dem Control-Container meldet sich ROV-Teamleiter Volker Ratmeyer: »Wir sind soweit.« Nur noch wenige Meter bis zum Meeresboden. Der Flug beginnt.

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Der Tauchroboter hat den Meeresboden in einer Tiefe von 2650 m erreicht. Fahrtleiter Gerhard Bohrmann verfolgt den Tauchgang vor den Monitoren. (© vdL)

Obwohl der Roboter in der Tiefsee unterwegs ist, also nicht wie ein Flugzeug durch die Luft fliegt, heißt es dennoch fliegen, nicht tauchen, schwimmen oder fahren, wenn das ROV auf Mission ist. Wie ein Flug fühlt es sich dann tatsächlich auch an, wenn das MARUM QUEST den Meeresboden erkundet. Ein Flug durch eine fremd anmutende, aber so wunderschöne Welt, die das ROV mit seinen Scheinwerfern erhellt.

Die ersten »Schwarzen Raucher« kommen ins Bild. Gewaltige Schlote, aus denen bis zu über 400°C heißes, mineralreiches Wasser strömen kann und – je nach Zusammensetzung – als schwarzer oder weißer »Rauch« sichtbar wird. Deswegen werden diese submarinen Hydrothermalquellen auch Black Smoker (Schwarze Raucher) oder White Smoker (Weiße Raucher) genannt.

Gerade ist der Rauch schwarz und vernebelt ein wenig die Sicht.

»Die Strömung hier unten ist sehr stark«, hören wir eine der Wissenschaftlerinnen im Container sagen.
»Okay, wo sind wir?«
»Wir haben jetzt Wegpunkt 6 erreicht.«
»Gut, dann haben wir eine exakte Position.«
»Jetzt weiter nach Westen, damit wir ›Crab City‹ finden.«

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Am Ende eines langen Tages: Das ROV MARUM-QUEST wird nach seinem ersten Tauchgang auf der Expedition PS119 wieder an Bord geholt (© vdL)

Kurze Zeit später finden wir die Krabben und auch eine besondere Schneckenart. Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt. Der Greifarm des Roboters hält ein Netz, mit dem er einige der Tiere für die Biologen einsammelt.

Die heißen Quellen gelten als Oasen der Tiefsee. In ihrem Umfeld wimmelt es an Leben. In der dunklen Tiefsee, die über weite Strecken eher spärlich besiedelt ist, haben die »Bewohner« der heißen Quellen eine besondere Art des Stoffwechsels erfunden: Ihre Energie beziehen sie nicht aus dem Licht der Sonne, sondern aus den chemischen Substanzen, die aus dem Erdinneren kommen – statt Photosynthese betreiben sie Chemosynthese. Forscher vermuten, dass das Leben auf unserer Erde vor Milliarden von Jahren an Orten entstanden sein könnte, die den heutigen submarinen Hydrothermalsystemen ähnelten.

Abends, die Sonne ist bereits untergegangen. In einem gewaltigen Strudel von Wasser taucht das ROV hinter dem Schiff auf. Seine Scheinwerfer setzen die Szenerie in ein übernatürliches Blau. Der wachhabende Offizier auf der Brücke hält die »Polarstern« exakt auf Position, damit das ROV-Team gemeinsam mit der Decksmannschaft das Gerät wieder an Bord holen und sicher an Deck laschen kann.

Live-Übertragung der Tauchgänge

Um möglichst viele Wissenschaftler an Land mit ihrer Expertise zu beteiligen, wird alles, was der Tauchroboter aus der Tiefsee sendet, erstmals auch live ins Bremer MARUM übertragen. Für die Öffentlichkeit steht eine eigene Internetplattform zur Verfügung. Alle, die live bei den Tauchgang dabei sein möchten, werden hier fündig: http://vcedge1.marum.de/

Die Termine der Tauchgänge sind – wie alles auf dieser stürmischen Fahrt – natürlich vom Wetter abhängig. Aufgrund der Zeitverschiebung von 4 Stunden, ist die beste Zeit für einen Live-Blick in die Tiefsee frühnachmittags deutscher Zeit.