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Die Fa. Fassmer in Berne (Niedersachsen) übernimmt vorerst die Sanierung des Marine-Schulschiffs »Gorch Fock«. Der Auftrag erstreckt sich über die nächsten 100 Tage.[ds_preview]

Die Elsflether Werft ist zwar Hauptauftragnehmerin für die Sanierung der »Gorch Fock«, verfügt selbst aber über keine entsprechenden Dockkapazitäten. Nachdem zunächst der Rumpf bei der Bredo Werft in Bremerhaven instand gesetzt und das Segelschulschiff vor zweieinhalb Wochen wieder zu Wasser gelassen worden war, geht es jetzt bei Fassmer in Berne weiter.

Dem Vernehmen nach hatten mehrere Werften Angebote für die restlichen Sanierungsarbeiten abgegeben. Der Zuschlag sei an den »besten« Bieter gegangen, sagte Axel Birk, Vorstand der Elsflether Werft. Am Donnerstag soll die »Gorch Fock« in die Halle gehoben werden. Generatoren, Antrieb, Klimaanlagen und Hauptschalttafel sind schon an ihrem Platz. In den kommenden 100 Tagen werden Rohre und Leitungen verlegt, auch der Rumpf soll wieder weiß angestrichen werden.

Wo am Ende die Masten gestellt werden und der eigentliche Innenausbau erfolgen, steht dagegen noch nicht fest. Das ist abhängig vom Ausgang der laufenden Investorensuche. Sollte ein neuer Eigentümer über eigene Werftkapazitäten verfügen, dürften die restlichen Arbeiten dort erledigt werden. Dies wäre zum Beispiel bei der Bredo Werft der Fall, deren Geschäftsführer Dirk Harms bereits offen sein Interesse an einer Übernahme der Elsflether Werft verkündet hat. Weitere Details zum potenziellen Kreis der Investoren oder dem Verfahren wurden bislang offiziell nicht bekannt gegeben.

Gorch Fock, Fassmer, Bredo, Elsflether Werft
© Eckardt

Im Herbst 2020, so sieht es der mit dem Bundesverteidigungsministerium abgestimmte Zeitplan vor, soll die »Gorch Fock« wieder segeln können und der Marine anschließend wieder als Segelschulschiff zur Verfügung stehen. Mehr als 135 Mio. € darf die Sanierung am Ende nicht kosten, hatte Berlin verfügt. Davon wurden knapp 70 Mio. € bereits ausgegeben.

»Wir werden weiterhin alles daran setzen, die Instandsetzung termingerecht und im Budget auszuführen und die ›Gorch Fock‹ wieder hochseetauglich zu machen», hatte der Elsflether Aufsichtsratschef Pieter Wasmuth jüngst versprochen. Dank der sogenannten Open-Book-Struktur hätten Marine und Ministerium jederzeit vollen Einblick in alle Arbeiten und Kosten.

Die Elsflether Werft ist seit Februar insolvent, wird »in Eigenverwaltung« weiter betrieben und sucht einen Käufer. Die frühere Leitung soll Geld in dubiose Nebengeschäfte gesteckt haben, während Rechnungen an zahllose Zulieferer, so auch Bredo, nicht gezahlt wurden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Ex-Vorstände wegen des Verdachts der Untreue, ebenso gegen einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven. Aber auch das Ministerium war in die Kritik geraten, weil die Kostenexplosion von einst 10 Mio. € auf jetzt 135 Mio. € nie wirklich geprüft oder in Frage gestellt worden war.