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Schifffahrtsaktien konnten ihre Erholung im zweiten Quartal weiter fortsetzen. Momentan weist der Markt ein positives Momentum auf, das die Aktien womöglich bis in den Herbst hinein weiter antreibt

Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als die fundamentalen Rahmendaten wie Handels- oder Wirtschaftswachstum gegenwärtig am seidenen Faden hängen. Brexit, Italien[ds_preview] und der Handelskonflikt lasten weiterhin auf der Weltwirtschaft. In Deutschland schwächelt zudem der Automobilsektor. Es wird befürchtet, dass diesseits und jenseits des Atlantiks als nächstes der Dienstleistungssektor Schwäche zeigt.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte daher jüngst verkündet, dass er bereit sei, die Liquiditätsschleusen weiter zu öffnen. Damit hat er einen neuen Zinssenkungswettlauf eingeläutet. US-Präsident Donald Trump übt unnachgiebig Druck auf Fed-Chairman Jerome Powell aus, dem guten Beispiel aus Europa zu folgen und die Zinsen wieder zu senken.

Das Schlimme an der Sache ist, dass die Börsen nun beginnen, genau diese Zinssenkungen einzupreisen. Eine Nicht-Senkung der Zinsen könnte wiederum zu einer herben Enttäuschung und Kursverlusten an den Märkten führen. Dies erhöht weiter den Druck auf die Fed – ein Teufelskreis.

IMO 2020 beflügelt Tankeraktien

Produktentanker- und Rohöltanker-Aktien waren im zweiten Quartal ganz besonders bei den Anlegern gefragt. Während die Produktentanker von der Explosion einer Raffinerie in Philadelphia profitieren konnten, sind die Rohöltankerreedereien bisher den Beweis schuldig geblieben, dass sie wirklich mehr verdienen können.

Die Zeitcharterraten für VLCCs haben sich in Q2 bestenfalls seitwärts bewegt – auf niedrigem Niveau. Hinzu kommt, dass der Spread zwischen Low Sulphur Gasoil und IFO 380 momentan eher unter Druck kommt, was ein Indiz dafür sein könnte, dass es so schlimm mit der IMO 2020-Regelung wohl doch nicht wird. Die Analysten sind trotzdem mehrheitlich positiv gestimmt. Auch die Investoren haben ihre Positionen vorsorglich aufgestockt – hoffentlich geht das gut.

LPG hui – LNG pfui

Unser präferierter Trade in diesem Jahr ist und bleibt der LPG-Sektor. Die Fundamentaldaten sehen zurzeit exzellent aus: Die US-Produktionsmengen sind hoch, die Nachfrage in Asien ist stark. Der US-Terminal- und Pipeline-Betreiber Enterprise Products Partners hat nun angekündigt, die US-Exportfazilitäten bis Ende nächsten Jahres weiter auszubauen, so dass die Chance auf einen weiter festen Markt für LPG-Carrier noch ein paar Quartale anhalten könnte.

Anders sieht es derzeit noch auf dem LNG-Markt aus. Durch den warmen Winter sind die Preise für Natural Gas in Asien und auch in Europa auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Export aus den USA rechnet sich derzeit noch nicht so gut wie noch vor einem Jahr. In der Folge sind die LNG-Charterraten im zweiten Quartal unter Druck geblieben und auch die LNG-Aktien konnten bislang nicht recht überzeugen. Mutige Anleger könnten hier auf eine Erholung des Sektors im zweiten Halbjahr setzen – nach dem Motto: Schlimmer kann es nicht mehr kommen.

Sondersituation bei Hapag-Lloyd

Der Kurs von Hapag-Lloyd ist in den letzten Wochen eindrucksvoll von 24 € auf 41 € angestiegen. Hinter dieser Bewegung steht sehr wahrscheinlich die Entscheidung der beiden Hauptaktionäre Kühne und CSAV, ihre Anteile am Unternehmen aufzustocken. Am 18. Juni meldete das Unternehmen, dass der Streubesitz durch die Aktienkäufe auf weniger als 10% gesunken ist. Daraufhin verkündete die Deutsche Börse wenige Tage später, dass Hapag-Lloyd aus dem SDAX weichen müsse, eben weil die 10% Freefloat-Schwelle unterschritten sei. Inzwischen haben Goldman Sachs und die Commerzbank ihre Einschätzungen nach der starken Kursbewegung auf »sell« bzw. »hold« gesenkt.

Derzeit laufen fast alle Sektoren

Auch wenn die jüngsten Kursbewegungen in der Tendenz alle recht freundlich waren, muss man erkennen, dass nur zwei Sektoren in der Jahresentwicklung positive Renditen erwirtschaften konnten: Liner und Tanker. Alle anderen Sektor-Indizes befinden sich noch in der Minuszone. Auch die derzeit stark beachteten Bulker-Aktien liegen per 30. Juni noch immer in der Verlustzone.