Die Tankerreederei hat Details zu ihrem Vorgehen bei der Umsetzung der neuen Kraftstoffvorschriften im Rahmen der IMO 2020 bekannt gegeben. Unter anderem hat Euronav ein »Dedicated Fuel Procurement Team« aufgestellt und Kraftsoff auf Vorrat gekauft.

Euronav hat nach eigenen Angaben bisher 420.000 t konformen Kraftstoff und Gasöl[ds_preview] zu einem ihrer Meinung nach wettbewerbsfähigen Preis erworben. Diese Menge soll eine erhebliche Deckung des Kraftstoffbedarfs während der ersten Phase der Regelung (die ersten 6-9 Monate des Jahres 2020) ermöglichen.

Euronav, Huge de Stoop, Paddy Rodgers
Hugo de Stoop (Foto: Euronav)

CEO Hugo De Stoop erklärt: »Die Nutzung unserer Bilanzstärke und unserer operativen Fähigkeiten zum Kauf und zur Sicherung der Lieferung geprüfter, konformer Produkte soll Euronav eine Absicherung gegen mangelnde Verfügbarkeit, Qualitätsschwankungen oder unerwünschte Preissteigerungen bieten und zum Aufbau starker, direkter B2B-Beziehungen für die zukünftige Brennstoffbeschaffung beitragen.«

Euronav habe viel in die Vorbereitung auf die neuen Vorschriften für die physische Infrastruktur investiert, verbunden mit Investitionen in Finanz- und Humankapital, heißt es. Das Unternehmen hat ein spezielles Team von Kraftstoffspezialisten eingestellt, das neue konforme Kraftstoffe für den eigenen Gebrauch beschafft, gründlich testet und lagert. Der ULCC »Oceania« (Bj. 2003, 441.585 dwt) wird für die Lagerung der Kraftstoffe genutzt.

Große Investition in Vorbereitung

Dabei hat Euronav eigenen Angaben zufolge umfangreiche Erfahrung im Umgang mit einer Reihe neuer Kraftstoffe, der Finanzierung ihrer Beschaffung und des Bestandsmanagements gesammelt. Zudem habe man in die notwendigen Buchhaltungs- und Finanzierungsinstrumente investiert, um bei der Verwaltung und Beschaffung des gesamten Kraftstoffbedarfs zu helfen. Diese Investition in Lagerbestände und Infrastruktur sei Teil eines größeren, langfristigen und konsolidierten Ansatzes zur Beschaffung von Bunkerkraftstoff.

Euronav hat 2019 nach und nach eine Reihe von Brennstoffen zu verschiedenen Preisen gekauft. Insgesamt lag der Einkaufswert von Very Low Sulphur Fuel Oil (VLSFO) bei 447 $/t im Vergleich zu einem Bunkerpreis für HFO mit 3,5% Schwefelgehalt von 400 $/t im gleichen Zeitraum.

Lager-ULCC soll nach Singapur verlegt werden

»Es ist wichtig zu betonen, dass der Großteil unserer bisherigen und zukünftigen Beschaffungsaktivitäten auf einen neuen, konformen Kraftstoff mit einem Schwefelgehalt von 0,5% und nicht auf ein Mischprodukt entfiel. Wir glauben, dass nach einer Zeit, in der sich die Märkte an die neuen Vorschriften anpassen werden, der Schifffahrtsindustrie ausreichend und ausreichend konformer Kraftstoff zur Verfügung stehen wird«, so die Reederei.

Euronav ULCC Oceania web
Euronav-ULCC »Oceania« (Foto: Euronav)

Heute besitzt Euronav die einzigen beiden operativen ULCC-Schiffe (3 Mio. Barrel Kapazität) – die »Europe« (2002 – 442.470 dwt) und die »Oceania« (2003 – 441.585 dwt). Beide ULCCs seien als bewegliche Lagereinheiten für Rohöl oder Kraftsoff aufgrund ihrer Größe und ihres Alters einzigartig. Die »Oceania« wird zur Lagerung des von uns gekauften konformen Kraftstoffs genutzt und wird Ende dieses Monats in den Raum Singapur verlegt. Die »Europe« befindet sich derzeit bis Ende 2019 im kommerziellen Zeitcharter mit einem Dritten.

100-Mio.-$-Kredit zur Finanzierung

Die Reederei hat sich eine neue revolvierende Kreditfazilität in Höhe von 100 Mio. $ bei einem Bankenkonsortium gesichert, um die Finanzierung des konformen Kraftstoffbestands auf der »Oceania« zu unterstützen. »Die Konditionen dieser Finanzierung sind attraktiv und entsprechen in Bezug auf Konditionen und Zinssätze unseren anderen Geschäftsbankfinanzierungen. Der zugekaufte Brennstoff wird nach den Regeln des Inventory Management Accounting bilanziert«, heißt es.

»Euronav hat diesen proaktiven Ansatz bei der Beschaffung von Heizöl verfolgt, vor allem, um unser Geschäft im Hinblick auf die Verfügbarkeit von konformem Kraftstoff in ausreichender Menge, angemessener Qualität und Kompatibilität mit unserer Flotte und unserem Betrieb ab dem ersten Quartal 2020 zu schützen«, so die Reederei.

Vorsicht bei Scrubbern, Hoffnung auf »Second Mover«-Vorteil

Euronav prüfe weiterhin die mögliche Nachrüstung eines Teils der Flotte und insbesondere der »Non-Eco«-VLCCs mit Scrubbern, während die Mehrheit der Euronav VLCCs vom Öko-Schiffe seien. »Euronav untersucht und bewertet weiterhin alle Formen der Scrubber-Technologie.«

TI Europe
Die »TI Europe« ist eine Schwester der »Oceania« (Foto: Euronav)

»Euronav ist der Ansicht, dass sie die potenziellen Vorteile einer Investition in Wäscher noch nach Beginn der Regulierung vollständig nutzen kann. Zu diesem Zeitpunkt müsste sich der Derivatemarkt von LSFO in Größe und Volumen entwickelt haben, so dass Euronav die Vorteile des Spreads zum Zeitpunkt der Investition vollständig nutzen kann. Dies sollte Euronav sogar einen ›Second Mover Advantage‹ verschaffen, um die Fehler der ersten Runde der Installationen zu erkennen und eine Entscheidung auf der Grundlage von Fakten zu treffen, ohne spekulieren zu müssen«, erklärt die Reederei.