New Shore Invest
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Mit New Shore Invest startet eine neue Online-Plattform, die das deutsche KG-Modell in der Schiffsfinanzierung in digitaler Form wiederbeleben will. Ein Teil des Startkapitals kommt aus Norwegen.

Das deutsche KG-Modell gilt eigentlich als »tot«. Zu viele Anleger hatten in der Krisenzeit nach 2008 ihr Geld verloren. Damit verschwand nicht nur ein Milliardenmarkt, sondern eine wichtige Geldquelle für deutsche Reeder. Das Team von New Shore Invest will diese Form der Finanzierung jetzt digitalisieren und wiederbeleben. »Es gibt dafür einen Markt [ds_preview]sowohl in der Schifffahrt als auch bei den Anlegern«, sagt Hanno Tamminga, einer der beiden Managing Partner der Hamburger Online-Plattform.

Tamminga, Heuser, New Shore Invest
Hanno Tamminga und Richard Heuser (© NSI)

Mit NorthCape Capital hat das junge Unternehmen einen Investor und Partner aus Norwegen gefunden, der bereits 14 Mrd. $ an Assets strukturiert hat. Aus Oslo kommt ein Teil des Startkapitals. Auch ein erstes Projekt mit einem Volumen von 2 Mio. € ist bereits in der Pipeline – Details sollen demnächst bekannt gegeben werden.

New Shore Invest sieht sich als Vermittlungs-Plattform zwischen Privatanlegern und Reedern. Das Prinzip ist das Gleiche wie beim »alten« KG-Modell: Die Anleger werden zu Kommanditisten einer Ein-Schiffsgesellschaft und erhalten für das eingesetzte Kapital laufende Ausschüttungen und eine Gewinnbeteiligung bei einem späteren Verkauf. Je nach Projekt wird eine Rendite von ca. 7%–10% bei einer Laufzeit von etwa zehn Jahren in Aussicht gestellt. Außerdem fallen die Investments unter die deutsche Tonnagesteuer.

»Hartes« Eigenkapital statt nachrangige Darlehen

Für die deutschen Reedereien will New Shore Invest eine schmerzhafte Finanzierungslücke schließen. Denn es gehe, anders als zum Beispiel bei Wettbewerbern wie Christoph Toepfers Australis Maritime oder auch bei der Hamburger Crowdfunding-Plattform Marvest, nicht um die Akquise von Fremd- oder Mezzanine-Kapital, also um nachrangig besicherte Darlehen. »Wir sorgen für das dringend benötigte und von den Banken geforderte ›harte‹ Eigenkapital«, sagt Tamminga. Man wolle dabei nicht große Unternehmen mit ausreichendem Zugang zu den Kapitalmärkten ansprechen, sondern kleine und mittlere Reedereien mit aussichtsreichen Schiffsprojekten in eher kleineren Segmenten oder Nischenmärkten.

»Wir nutzen die Vorteile des alten KG-Modells, eliminieren dessen Nachteile und ergänzen diese Struktur um die heutigen digitalen Möglichkeiten«, sagt Richard Heuser, der zweite Managing Partner des Startups. Das Angebot richte sich auch nicht – wie früher üblich – an einen exklusiven Kreis vermögender Investoren mit Einlagen ab 50.000 € aufwärts, sondern an eine »breite Masse« von Anlegern, die bereits in Aktien oder Fonds investieren und ihr Portfolio mit der Assetklasse »Schiff« erweitern wollen.

Tickets zwischen 1.000 € und 25.000 €

Die kleinste Ticketgröße liegt bei 1.000 €, der Höchstbetrag pro Projekt ist laut dem deutschen Wertpapierprospektgesetz auf 25.000 € begrenzt. Der gesamte Prozess sei kostengünstig, sicher und schnell. »Wir können einen aussichtsreichen Markt wieder öffnen«, sagt Tamminga.

Für den Anleger ist die Zeichnung seines Kommanditanteils komplett kostenfrei. Der Kommanditanteil wird als digitale KG-Wertmarke (»KG-Token«) an den Anleger herausgegeben und in das jeweilige Konto (Wallet) bei New Shore Invest übertragen und verwaltet. Der KG-Token enthält einen »smart contract«, in dem alle Rechten und Pflichten eines Kommanditisten geregelt sind. »Jede Emission wird dabei von der BaFin als zuständige Aufsichtsbehörde genehmigt« versichert Heuser.

Anleger investieren ohne GebĂĽhren

Die Zeichnung erfolgt digital, es fallen fĂĽr den Investor weder eine VermittlungsgebĂĽhr noch Kosten fĂĽr einen Prospekt oder die Verwahrung und Verwaltung des KG-Token an, auch alle weiteren Schritte (Reports, Gesellschafterversammlung etc.) werden rein digital abgewickelt.

Im Fokus stehen Schiffsprojekte sowohl als Neubauten als auch später Projekte aus dem Secondhand-Markt, die anhand der Schiffs- und Marktdaten als aussichtsreich eingestuft werden. Eine Beschränkung auf bestimmte Segmente – ob MPP, Container-Feeder, Tanker oder Bulker – gebe es dabei nicht.

»Viele interessante Initiativen scheitern derzeit am Mangel an Eigenkapital«, sagt Hannes Holländer, Managing Director und Makler bei Toepfer Transport sowie Partner bei New Shore Invest. »Diese Lücke können wir demnächst füllen.« Der Modernisierungsbedarf in der weltweiten Schifffahrt sei eklatant hoch, internationale Vorgaben wie IMO 2020 ließen den Bedarf an effizienter, »grüner« Tonnage künftig noch wachsen.

Rendite versus Risiko

Eine Gemeinsamkeit mit dem alten KG-Modell aber bleibt: »Es bleibt eine unternehmerische Beteiligung und damit Risiko-Kapital«, sagt Tamminga. Der Anleger könne einerseits von einer günstigen Marktentwicklung und steigenden Schiffswerten profitieren, im schlimmsten Fall aber auch sein Geld verlieren.

Mit einem 2-Mio.-Projekt will New Shore Invest demnächst starten und das Eigenkapital binnen drei Monaten einsammeln. Weitere Schiffe sollen schnellstmöglich folgen. Die drei Gründer gehen davon aus, dass nach Ablauf der Anlaufphase sogar Platzierungsgarantien gegeben werden können, das benötigte Geld also garantiert eingworben werden kann.

Von der Beteiligung des norwegischen Investors NorthCape als Gesellschafter erhofft sich New Shore Invest künftig weiteres Wachstum und Synergie-Effekte. So könnte die Eigenkapitalfinanzierung durch die Bereitstellung von Fremdkapital, etwa aus einer Leasing-Finanzierung, ergänzt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die »KG-Token« auf dem Zweitmarkt wie eine »Aktie« gehandelt werden können.

Auch der norwegische Investor NorthCape Capital, dessen Anteile an New Shore Invest nicht beziffert werden, hofft auf neue Geschäfte. »Mit dieser strategischen Investition wollen wir unser Produktportfolio erweitern und die Präsenz bei Schiffsfinanzierungen in Deutschland verbessern«, sagt Peter D. Knudsen, Managing Partner bei NorthCape.