Neben dem Handelsstreit der USA mit China und Europa, könnten auch die Schwefelvorschriften der IMO die Weltwirtschaft im kommenden Jahr schwer belasten, meint die Analyseabteilung einer deutschen Bank. Die Kostensteigerungen könnten ein Argument für deutlich mehr Chinaverkehre per Bahn sein.

Wenige Monate vor dem faktischen Verbot von[ds_preview] Schweröl zugunsten schwefeldioxidärmerer Schiffstreibstoffe warnt Per-Ola Hellgren, Analyst bei LBBW Research (Landesbank Baden-Württemberg): »Als Konsequenz könnte das Weltwirtschaftswachstum 2020 spürbar geringer ausfallen, da mehr als 80% des Welthandels über die Schifffahrt abgewickelt werden. Die Einführung zum Jahreswechsel würde damit die Gefahr einer weltweiten Rezession erhöhen.« Bislang rechnet LBBW Research für 2020 mit einem globalen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,1%.

Bereits seit 20 Jahren regeln internationale Vorschriften den Schwefelgehalt im Schiffsöl. Der Analyst weist darauf hin, dass die nun vorgeschriebene Senkung die größte Veränderung der Schiffskraftstoffe seit der Umstellung von Kohle zu Öl um 1930 ist. Einer Schätzung von S&P Global Platts zufolge belaufen sich die globalen Kosten auch über die Branche hinaus für die kommenden fünf Jahre auf mehr als 1 Billion $. Zuerst betroffen sind bis zu 70.000 Seeschiffe, die umgerüstet oder verschrottet werden müssen.

»Kosten steigen, Kapazitäten sinken«

Die Reeder stehen dabei vor der Wahl, schwefelärmere Treibstoffe oder Abgasreinigungsanlagen zu benutzen oder auf Flüssigerdgas-Antriebe umzurüsten. Bei einem großen Teil der globalen Handelsflotte sei jedoch bislang nichts geschehen, urteilt der Analyst und sagt voraus: »Hierdurch werden mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der internationalen Schifffahrt gleichzeitig die Kosten steigen und die verfügbaren Kapazitäten sinken.«

Wegen zu geringer Raffineriekapazitäten sei beim Treibstoff sogar teilweise mit Versorgungsengpässen zu rechnen. Wichtiger noch sind für Hellgren aber die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Als letztes Glied der Kette werden die steigenden Kosten und sinkenden Kapazitäten den Welthandel belasten. Einziger Lichtblick für ihn: Möglicherweise sorge der Kostenanstieg bei der Containerschifffahrt für eine Frachtverlagerung auf die umweltfreundlichere Schiene, vor allem zwischen China und Europa.