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Russland setzt für die Erschließung der arktischen Seewege nicht nur auf die Handelsschifffahrt. Auch die Marine wird modernisiert, etwa mit neuen Kampfeisbrechern.

Trotz einiger Unsicherheiten soll die Nordostpassage[ds_preview] als Seeweg nicht nur, aber auch für regelmäßige Gütertransporte stärker genutzt werden, in Moskau treibt man derzeit entsprechende Pläne für die Containerschifffahrt voran. Unklar ist noch, ob man dafür Neubauten bestellt. Anders sieht es bei der russischen Marine aus. Dort sind neue Schiffe ein wichtiger Bestandteil der Pläne für die Arktis. So lief jetzt als Baunummer 1 von 2 des Projektes 23550 die erste von drei vorgesehenen Einheiten einer neuen Schiffsklasse vom Stapel, die man als »Eis-Kriegsschiffe«, ‚combaticebreaker‘ (Kampf-Eisbrecher) oder eisfähige Mehrzweck-Patrouillen-Schiffe bezeichnen könnte.

Gefertigt wird der Neubau bei der Admiralitätswerft in St. Petersburg. Die 114 m langen, 18 m breiten, 8.500 t verdrängenden Schiffe können als Patrouillenschiffe, als Schlepper oder Eisbrecher (0,5 m Eisdicke) eingesetzt werden. Ausgerüstet sind sie mit Marschflugkörpern vom Typ +Kalibr-NK+ (Schiff-Schiff, Schiff-Land, Schiff-Unterwasser) und mit einer 76,2-mm-Kanone (AK-176), zwei Aufnahmestationen für +Raptor+-Speedbooten und mit einem Hubschrauber-Hangar zur Aufnahme eines Ka-27. Auch ein Einsatz von automatischen Unterwasser-Fahrzeugen (UAV) soll möglich sein.

Ausgelegt für eine Besatzung von 50 bis 60 Mann, kann die »Ivan Papanin« zusätzliche 47 Personen aufnehmen. Die Seeausdauer soll – dazu gibt es unterschiedliche Angaben – bei 60 bis 70 Tagen liegen, beziehungsweise 10.000 Seemeilen. Die 12 bis 15 Megawatt – auch hier gibt es keine offizielle Angabe – leistende Maschinenanlage soll das Schiff auf bis zu 18 kn beschleunigen können.

Benannt ist der erste Neubau nach dem 1894 in Sewastopol geborenen und 1986 in Moskau gestorbenen Konteradmiral Iwan Dmitrijewitsch Papanin, ein sowjetischer Polarforscher. Die Baunummer 2 soll den Namen »Nikolai Zubov« tragen.

Die Ausrüstung und das Design sollen es den Kampfeisbrechern ermöglichen, in den arktischen Gewässern Überwachungs- und Rettungsmissionen zu erfüllen, Versorgungsschiffe zu unterstützen oder Forschungsarbeiten zu erledigen. Das Projekt unterstreiche die Ambitionen der russischen Steitkräfte, die Erschließung der Arktis voranzutreiben, heißt es. Dies war zwar schon immer ein wichtiger Aspekt für die Regierenden in Moskau, allerdings wurde seit 40 Jahren kein Neubau mehr realisiert. Die Schiffe sollen nach Aussage des Werftdirektors der Admiralitätswerft der russischen Küstenwache zugeordnet werden, die wiederum dem FSB untersteht.

Die Route war lange Jahre aufgrund der Eisverhältnisse für die Schifffahrt kaum passierbar. In den letzten Jahren und im Zuge der Klimaerwärmung wird der »Nördliche Seeweg« jedoch zunehmend interessant – nicht für für Kreuzfahrtschiffe, sondern auch für Handelsfrachter. So haben Reedereien wie Stena, Maersk, Hansa Heavy Lift, Oldendorff, Sovcomflotoder die Reederei Heino Winter bereits Transporte an der nordrussischen Küste durchgeführt, wie die HANSA berichtet hat. Zwar gibt es nach wie vor Mängel an der Infrastruktur, allerdings will die russische Regierung um Präsident Putin massiv in die Region sowie in Eisbrecher und Schiffe investieren und von den neuen Möglichkeiten profitieren.


Dieser Text entstand mit Unterstützung von Hans Uwe Mergener vom Magazin »Europäische Sicherheit & Technik« aus der Gruppe Tamm Media (ES&T)