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Nach knapp drei Wochen Geiselhaft haben westafrikanische Piraten die Seeleute der »Nave Constellation« wieder freigelassen. Die Umstände der Freilassung sind noch unklar.

Die 19 Männer[ds_preview] – 18 Inder und ein Türke – waren Anfang Dezember entführt worden, nach dem ihr Tanker »Nave Constellation« der Reederei Navios rund 100 sm südlich von Bonny Island und 105 sm südwestlich von Bioko Island vor Nigeria geentert worden war.

Sieben Crew-Mitglieder verblieben an Bord. Dem Vernehmen nach wurde der vollbeladene Tanker angegriffen, als er das Bonny-Offshore-Terminal verlassen hatte. Navios teilte mit, die verbliebene Crew sei angewiesen worden, das Schiff an eine sichere Stelle zu navigieren und auf die Ankunft von Sicherheitsbehörden zu warten.

»Allen entführten Seeleuten geht es den Umständen entsprechend gut«, teilte Navios mit. Nach medizinischen Untersuchung und einer Nachbesprechung sollen die Seeleute in ihre Heimat zurückkehren. Die Reederei hatte dem Vernehmen nach eng mit Regierungsstellen, maritimen Institutionen und Spezialisten zusammengearbeitet, um die Freilassung der Besatzung zu erreichen. Weitere Informationen zur Freilassung gibt es bislang nicht. »Es werden keine operativen Einzelheiten der Entführung oder Freilassung bekannt gegeben, um die Sicherheit der Seeleute, die noch anderswo festgehalten werden, nicht zu gefährden oder zukünftige kriminelle Ereignisse und Beschlagnahmungen zu begünstigen«, heißt es seitens Navios.

Die »Nave Constellation« ist eines von mehreren Schiffen, die im vergangenen Monat im Golf von Guinea attackiert wurden, einschließlich der kürzlichen Entführung von 20 Besatzungsmitgliedern des Chemikalientankers »Duke«.

Dies sei eine weitere Bestätigung eines sich entwickelnden Trends von Vorfällen, die von einer gut ausgestatteten Piraten-Aktionsgruppe, die höchstwahrscheinlich von einem oder mehreren Mutterschiffen aus operiert, ausgeführt werden, meinen die Analysten vom Branchendienst Dryad.

Auch die Nachbarstaaten sind von dem Problem betroffen, weil die Piraten immer wieder auf deren Gewässer ausweichen, wenn Nigeria seine Bemühungen – meist nur zwischenzeitlich – intensiviert. Erst vor wenigen Tagen waren die Schiffe »Bonita« vor Benin und »Erika Aristotle« vor der Küste Togos Opfer von Piraten-Überfällen.

In den Gewässern von Nigeria und den angrenzenden Staaten werden immer wieder Schiffe attackiert. Dabei handelt es sich nicht selten um Aktionen von Rebellen, die gegen die Ölindustrie und deren Auswirkungen für die Gesellschaft sowie die grassierende Korruption vorgehen wollen. Es wird festgestellt, »dass diese Gruppe die Grenzen der Überwachung durch nationale Sicherheitsbehörden kennt«. Die Piraten hätten es auf Transporte für und von der Ölindustrie in der Region abgesehen.

Zuletzt gab es wiederholt Forderungen nach einer internationalen Militäroperation zum Schutz der Handelsschifffahrt. Von politischer Seite wird auch immer wieder beteuert, das man sich des Problems bewusst ist. Allerdings gilt der Einsatz von Kriegsschiffen oder eine internationale Militärallianz, wie sie etwa vor Somalia sehr erfolgreich im Kampf gegen Piraten war und ist, als wenig realistisch. Im Unterschied zu Somalia handelt es sich bei den westafrikanischen Ländern wie Nigeria, Benin, Togo oder Kamerun nicht um sogenannte »failed states«. Es gibt Regierungen und staatliche Strukturen. Auch wenn diese zu oft mit der eigentlich nötigen Arbeit überfordert sind und die zum Teil grassierende Korruption die Piraterie weiter befeuert, handelt es sich um souveräne Staaten. Ein Einsatz von ausländischen Marine-Einheiten wird von den dortigen Regierungen mitunter als Einmischung in innere Angelegenheiten empfunden und daher prinzipiell abgelehnt.