Der Handelsstreit hat 2019 den Getreide- und Sojabohnenhandel zwischen den USA und China um insgesamt um 18,5 Mio. t einbrechen lassen. Im Zuge eines neuen Handelsabkommens könnte der Handel 2020 wieder anziehen – was der Nachfrage nach Dry-Bulk-Tonnage gut täte.
2017 exportierten die USA Agrarprodukte im Wert von 24 Mrd. $ nach China, wovon Soja und Getreide einen Anteil von 57% ausmachten. Der im März 2018 begonnene Handelsstreit und die darauf folgenden Zölle und Vergeltungszölle haben den Handel zwischen den beiden Wirtschaftsgiganten jedoch stark beeinträchtigt. Die USA exportierten 2018 nur noch 11,6 Mio. t Getreide und Sojabohnen nach China – nach 27,0 Mio. t im Jahr 2017. Die Nachfrage nach Tonnenmeilen auf der Route USA-China ging nach Zahlen von Drewry daher 2018 gegenüber 2017 stark zurück.
»Da die Regierungen der USA und Chinas nun dabei sind, die erste Phase des Waffenstillstands im Handel abzuschließen, dürfte sich der Getreide- und Sojabohnenhandel auf der Route USA-China im Jahr 2020 vollständig erholen, wobei das bisherige Handelsvolumen einen Anstieg um 18,5 Mio. t gegenüber 2019 bedeutet, was einem Bedarf an 195 Mrd. Tonnenmeilen entspricht«, sagt Diksha Goel, Senior Research Analyst, Drewry Maritime Research.
Wenn sich Chinas Getreideimporte aus den USA im Jahr 2020 wieder auf das Niveau von 2017 erholen, während die Importe anderer Anbieter auf ähnlichem Niveau wie 2019 bleiben, könnten Chinas Getreideimporte 2020 auf rund 19 Mio. t ansteigen. »Ein Anziehen des Handels auf der Route USA-China wird im Jahr 2020 gegenüber 2019 zu einem Anstieg der Beschäftigung auf dieser Route um rund 60 Mrd. Tonnenmeilen führen«, sagt die Analystin.
Zudem liegen die meisten der großen Getreidelieferanten Chinas, wie die Ukraine und Australien, näher an China als an den USA. Daher würde eine Verschiebung im Handelsgefüge zu einer Zunahme der durchschnittlichen Transportlänge führen und damit die Nachfrage nach Tonnenmeilen weiter ankurbeln.
Lage bei Sojabohnen anders
Bei Sojabohnen wäre eine Verschiebung des Handelsgefüges aufgrund der sinkenden durchschnittlichen Transportdauer für die Schifffahrt jedoch nicht günstig. Die südamerikanischen Länder, die wichtige Erzatzquellen für Sojabohnen sind, sind im Vergleich zu den USA weiter von China entfernt, und jede Verlagerung des Handels von Südamerika auf die USA wird die Nachfrage nach Tonnenkilometern beeinträchtigen. »Dennoch werden die steigenden Sojabohnen-Importmengen Chinas für Trockenschüttgut-Schiffe positiv sein und die Auswirkungen der Verringerung der Transportlänge mehr als ausgleichen«, sagt Goel.
»Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein möglicher Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern dazu beitragen wird, die Verfügbarkeit von Getreide und Sojabohnen zu verbessern, was zu höheren Importen Chinas führen wird. Folglich wird die Nachfrage nach Dry Bulk-Schiffen im Jahr 2020 um 147 Milliarden Tonnenmeilen gegenüber 2019 steigen«, so die Analystin.