Piraterie, Piraten, Nigeria
Die nigerianischen Sicherheitstruppen bekommen die Piraterie nicht in den Griff (Foto: NIMASA)
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Die Piraterie im Golf von Guinea droht weiter zu eskalieren, erneut gibt es Todesopfer zu beklagen. Jüngstes Opfer ist das[ds_preview] Baggerschiff »Ambika«.

Zum Jahreswechsel hatten westafrikanische Piraten bereits den 51.000-Tonnen-Tanker »Happy Lady« vor Kamerun, die »LNG Lokoja« mit 150.000 m³ Kapazität, die »Vinalines Mighty« und den Bulker »Drogba« attackiert. Von Bord der »Happy Lady« wurden Seeleute als Geiseln an Land verschleppt.

Auch bei der jüngsten Attacke hatten die Angreifer offenbar Erfolg. Wie der Branchendienst Dryad veröffentlichte, wurde das 40 Jahre alte Baggerschiff »Ambika« (3.500 t) an der Mündung des Flusses Ramos, 9 sm östlich des Offshore-Terminals Forcados zwischen Lagos und Port Harcourt überfallen. Die »Ambika« ist dort für ein lokales Ölunternehmen im Einsatz, in der Vergangenheit gehörte sie unter anderem zur Flotte des europäischen Wasserbauunternehmens Jan De Nul.

Offenbar konnten auch Soldaten den Angriff nicht abwehren. »Es wird davon ausgegangen, dass es zu einem heftigen Feuergefecht zwischen dem Sicherheitspersonal an Bord und den Piraten kam. Danach konnten die Piraten das Schiff entern und entführten drei Besatzungsmitglieder (2 Russen und 1 Inder), fünf Besatzungsmitglieder wurden zurückgelassen«, heißt es bei Dryad. Unter den Seeleuten gab es offenbar keine Todesfälle, allerdings sollen vier Sicherheitsleute bei dem Feuergefecht ums Leben gekommen sein, zwei weitere wurden den Angaben zufolge verletzt.

Auch die Nachbarstaaten von Nigeria sind von dem Problem betroffen, weil die Piraten immer wieder auf deren Gewässer ausweichen, wenn Nigeria seine Bemühungen – meist nur zwischenzeitlich – intensiviert. So waren zuletzt beispielsweise die Schiffe »Bonita« vor Benin und »Erika Aristotle« vor der Küste Togos Opfer überfallen worden.

In Westafrika nehmen Entführungen von Seeleuten durch Piraten immer mehr zu. Während die Angreifer es früher zumeist auf die (Öl-)Ladung von attackierten Tankern abgesehen hatte, ist ein Wechsel in der Strategie zu beobachten. Dabei handelte es sich – zumindest in der Vergangenheit – nicht selten um Aktionen von Rebellen, die gegen die Ölindustrie und deren Auswirkungen für die Gesellschaft sowie die grassierende Korruption vorgehen wollen. Es wird festgestellt, »dass diese Gruppe die Grenzen der Überwachung durch nationale Sicherheitsbehörden kennt«. Die Piraten hätten es auf Transporte für und von der Ölindustrie in der Region abgesehen.

Zuletzt gab es wiederholt Forderungen nach einer internationalen Militäroperation zum Schutz der Handelsschifffahrt. Von politischer Seite wird auch immer wieder beteuert, das man sich des Problems bewusst ist. Allerdings gilt der Einsatz von Kriegsschiffen oder eine internationale Militärallianz, wie sie etwa vor Somalia sehr erfolgreich im Kampf gegen Piraten war und ist, als wenig realistisch. Im Unterschied zu Somalia handelt es sich bei den westafrikanischen Ländern wie Nigeria, Benin, Togo oder Kamerun nicht um sogenannte »failed states«. Es gibt Regierungen und staatliche Strukturen. Auch wenn diese zu oft mit der eigentlich nötigen Arbeit überfordert sind und die zum Teil grassierende Korruption die Piraterie weiter befeuert, handelt es sich um souveräne Staaten. Ein Einsatz von ausländischen Marine-Einheiten wird von den dortigen Regierungen mitunter als Einmischung in innere Angelegenheiten empfunden und daher prinzipiell abgelehnt.