Foto: Havariekommando

130 Umweltverschmutzungen haben Spezialflugzeuge für das Havariekommando im vergangenen Jahr in Nordsee und Ostsee gezählt. Nur in wenigen Fällen konnte der Verursacher identifiziert werden.

Die[ds_preview] gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer hat für 2019 eine positive Bilanz gezogen. Die zwei Sensorflugzeuge vom Typ Do 228 haben insgesamt 574 Einsätze absolviert, um Umweltverschmutzungen aufzudecken. Davon entfielen 284 auf die Nordsee und 290 auf die Ostsee, teilte das Havariekommando heute mit.

In 1.626 Flugstunden konnten die Besatzungen demnach 130 Verschmutzungen dokumentieren. Davon sind 49 Meldungen (39 Nordsee, 10 Ostsee) den deutschen Territorialgewässern und den dazugehörigen Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) zuzuordnen. Jede der in deutschen Gewässern gefundenen Verschmutzungen war zwar kleiner als 0,4m³. Allerdings blieben die Verursacher zumeist unentdeckt. So sei lediglich in 24 Fällen ein möglicher Verursacher identifiziert werden, heißt es weiter.

»Im deutschen Bereich haben wir keine signifikante Veränderung zum Jahr 2018 feststellen können. Bei der Betrachtung der Einzelanteile von Nord- und Ostsee ist ein Rückgang der nationalen Meldungen von 41 in 2018 auf 39 in 2019 in der Nordsee und ein Zuwachs in der Ostsee von 7 in 2018 auf 10 in 2019 zu verzeichnen. Die geringe Anzahl der Schadstoffeinleitungen bestätigt auch die präventive Wirkung der Sensorflugzeugeq, erklärte Dirk Reichenbach vom Havariekommando.

81 Meldungen wurden in Gebieten der Nachbarstaaten Niederlande (31 Nordsee), Dänemark (36 Nordsee, 6 Ostsee) und Schweden (8 Ostsee) festgestellt. Nach der Sichtung wurden die Informationen umgehend an die betroffenen Nachbarstaaten übermittelt. Die Auswertung der geographischen Verteilung hat ergeben, dass sich die Verschmutzungen entlang der Hauptschifffahrtsrouten und im Bereich der Bohrplattformen konzentrieren. Bei 21 % der gefundenen Verschmutzungen konnte Öl eindeutig als eingeleiteter Schadstoff festgestellt werden. Bei den übrigen 79 % handelte es sich um Einleitungen, deren Zusammensetzung aus dem Flugzeug heraus nicht feststellbar war. Diese Verschmutzungen wurden zur weiteren Ermittlung an die Polizeibehörden oder an die Nachbarstaaten weitergeleitet.

Unterstützt wurde die Ölsuche in der Nord- und Ostsee durch den Satellitendienst »CleanSeaNet« der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA). Seit 2007 liefern die Satellitenbilder Anhaltspunkte für mögliche Verschmutzungen in der Nord- und Ostsee. Die Sensorflugzeuge überprüfen diese Hinweise während der Überwachungsflüge. Im Jahr 2019 wurden 715 Satellitenbilder geliefert, die jeweils Teile der deutschen AWZ oder des Küstenmeeres in Nord- und Ostsee abdeckten.

Hintergrund

Die luftgestützte Seeraumüberwachung ist eine Kooperation zwischen dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Seit 1986 werden die Sensorflugzeuge vom BMVI bereitgestellt und von den Marinepiloten im zivilen Auftrag geflogen. Die Flugzeuge haben ihre Basis auf dem Marinefliegerstützpunkt Nordholz, nahe Cuxhaven. Für die Suche nach Verschmutzungen sind die Sensorflugzeuge vom Typ Do 228 mit hochsensibler Technik ausgestattet. Dazu zählt unter anderem das Seitensichtradar. Es kann bis zu 40 km rechts und links der Flugstrecke die Gewässeroberfläche auf Unregelmäßigkeiten überprüfen. Zeigen diese Sensoren Hinweise auf Verschmutzungen, überprüfen die Besatzungen der Flugzeuge das Seegebiet genauer.