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Foto: Meyer Werft

Mit einem Maßnahmenpaket wollen der Arbeitgeberverband Nordmetall und die Gewerkschaft IG Metall Küste die Auswirkungen der Corona-Pandemie abfedern. Auch die deutschen Schiffbauer sind betroffen.

Die Tarifverhandlungen[ds_preview] für die 140.000 Beschäftigten der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie sind bis Ende des Jahres ausgesetzt worden, »um aktuell drängende Themen von Beschäftigten und Unternehmen zu regeln«, wie heute bekannt wurde. Darauf haben sich IG Metall Küste und Nordmetall angesichts der massiven Auswirkungen der Corona-Krise auf Wirtschaft und Gesellschaft am späten Montagabend verständigt und damit den Tarifabschluss aus Nordrhein-Westfalen übertragen.

Damit wird der bisherige Tarifvertrag bis Ende 2020 ohne Entgelterhöhungen fortgeschrieben. Im Gegenzug werden laut Nordmetall-Angaben tarifliche Instrumente zur Abfederung sozialer Härten geschaffen, etwa ein betrieblicher Finanzierungstopf, der mit bis zu 350 € pro Vollzeitbeschäftigtem gefüllt wird und Kurzarbeit unterstützen soll, außerdem Vereinbarungen zur Bewältigung von Engpässen in der Kinderbetreuung und zum Umgang mit Unterauslastung und Beschäftigungsausfällen.

Im Schiffbau hat sich die Corona-Krise zuletzt deutlich bemerkbar gemacht. So setzen etwa die MV Werften und die Flensburger Werft FSG die Arbeit vorerst aus, auch bei der Meyer Werft wurden Maßnahmen ergriffen.

Auch Nachtarbeitszuschläge ausgesetzt

Zudem werden wegen der Corona-Krise die Ende Januar vereinbarten neuen Nachtarbeitszuschläge bis zum September 2020 ausgesetzt – für all jene Unternehmen, die fristgerecht eine Kompensation beantragt hatten. Diesem Verhandlungsergebnis müssen die Mitgliedsunternehmen von Nordmetall allerdings noch bis Ende dieser Woche zustimmen.

Lena Ströbele, Tarif-Verhandlungsführerin von Nordmetall, sagte: »Arbeitgeber und Gewerkschaft hier an der Küste sind sich einig, dass sich die Unternehmen in den nächsten Wochen und Monaten mit höchster Priorität darauf konzentrieren müssen, Lieferketten wiederherzustellen, Produktionsausfälle aufzuholen und die Verluste so weit wie möglich wettzumachen.«

Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, sagte. »Gemeinsam haben wir Regelungen gefunden, mit denen wir Arbeitsplätze sichern, in Härtefällen Zuzahlungen zum Kurzarbeitergeld ermöglichen und mit zusätzlichen freien Tagen Eltern helfen, die wegen der Schul- und Kitaschließungen ihre Kinder Zuhause betreuen müssen.«

Gleichzeitig sieht er Arbeitgeber und Bundesregierung weiterhin gefordert: »Wir müssen uns auf eine längere Krise einstellen. Wir brauchen in den Betrieben Vereinbarungen für Zuzahlungen zum Kurzarbeitergeld und verlangen von der Bundesregierung eine einheitliche Regelung. Der Staat darf die Beschäftigten nicht im Regen stehen lassen. Auf bis zu 40 % des Einkommens können sie nicht verzichten. Sonst reicht es nicht mehr für Lebensunterhalt und Mieten. Deshalb müssen Ersparnisse der Arbeitgeber beim Kurzarbeitergeld weitergegeben und so mehr Geld bei Beschäftigten ankommen«, so der Gewerkschafter.

Sondertarifvertrag

Ein »Solidartarifvertrag 2020« ergänzt nach Angaben der IG Metall die Regelungen des Tarifvertrages »Zukunft in Arbeit 2020« u.a. um folgende Punkte:

  • Zur Verminderung sozialer Härten insbesondere bei Kurzarbeit wird in jedem Betrieb ein Solidartopf eingerichtet. Der Betrag, der in diesen Topf eingezahlt wird, errechnet sich aus der Anzahl der Beschäftigten im Betrieb multipliziert mit 350 €. Nicht verwendete Mittel des Solidartopfes werden an die zum Stichtag 1. Dezember 2020 im Betrieb Beschäftigten zu gleichen Teilen ausgezahlt.
  • Bei Kinderbetreuungsengpässen im Zuge der Schul- und Kitaschließungen wird die Möglichkeit, 8 freie Tage statt des tariflichen Zusatzgeldes zu nehmen, auf Eltern von Kindern bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres erweitert. Zusätzlich erhalten Beschäftigte im Jahr 2020 für die Betreuung von Kindern nach Abbau von Resturlaub und Plusstunden mindestens fünf freie Tage ohne Anrechnung auf den Urlaub unter Weiterzahlung des Entgeltes.