Die europäischen Reeder begrüßen die von der EU in der Corona-Krise erlassenen Hilfsmaßnahmen, fordern aber weitere Unterstützung, damit die finanziellen Verwerfungen abgefedert werden können.
[ds_preview] Gestern war der Vorstand des Europäischen Reedereiverband ECSA zusammengetreten, um über die aktuelle Situation zu beraten. In einem Statement nach Ende des Treffens bedankte man sich ausdrücklich bei allen Beteiligten der gesamten Schifffahrtsbranche »für ihren Einsatz und die Opfer, die sie erbracht haben, um die Lieferung von Gütern und Ausrüstungen und die notwendigen Transportdienstleistungen für Millionen von Bürgern, die derzeit von der COVID-19-Pandemie betroffen sind, fortzusetzen.«
ECSA-Präsident Claes Berglund sagte: »Die europäische Schifffahrt ist an einem Wendepunkt angelangt. An der Oberfläche fließt der Handel weiter. Unter der Oberfläche werden unsere Besatzungen enorm gefordert.«
Es gebe einige große Herausforderungen für die Reedereien, für die es einiger Unterstützung bedarf. Die Finanzierung für die Reedereien müsse wirklich offen gehalten werden, damit sie unmittelbare Liquiditätsprobleme bewältigen können, um Entlassungen zu vermeiden, zur Refinanzierung ihrer Kredite beizutragen oder die Möglichkeit zu haben, ihre Kreditraten und Zinsen auszusetzen und parallel dazu die Laufzeit ihrer Kredite zu verlängern. »Ohne das Eingreifen der Behörden und Banken werden viele Unternehmen die Krise nicht überleben, und der Anteil Europas an der weltweiten Schifffahrt wird sinken«, so Berglund.
Eines der am härtesten betroffenen Segmente ist der Personenverkehr. Für viele Inseln ist die Schifffahrt der täglicher Verkehrsträger für Arbeit, Leben und Handel. »Viele unserer Unternehmen sind derzeit dabei, sich zu verkleinern, um ihr Geschäft aufrechtzuerhalten. Diese wesentlichen Dienste werden verschwinden, wenn nichts zu ihrer Rettung getan wird«, mahnte der Präsident.
Er dankte den EU-Institutionen zwar für die Arbeit, die sie geleistet haben, um die Industrie bei der Bewältigung der wirtschaftlichen, betrieblichen und sozialen Auswirkungen dieser Pandemie durch eine Reihe angekündigter Initiativen zu unterstützen. Er begrüßte insbesondere den Vorschlag von Renew Europe für einen spezifischen Rettungs- und Wiederaufbauplan für den maritimen Sektor, um die verschiedenen Akteure im europäischen maritimen Cluster zu unterstützen. Gleichzeitig tat er jedoch die Meinung des Vorstands kund, dass mehr sektorspezifische Maßnahmen erforderlich sind: »Wir sind der Ansicht, dass diese beispiellose Krise beispiellose Reaktionen erfordert und fordern daher alle europäischen Institutionen auf, rasch einen gezielten Rettungs- und Wiederaufbauplan für den maritimen Sektor zu verabschieden.«