Print Friendly, PDF & Email

Für Schiffseigner braut sich eine unheilvolle Mischung aus steigenden Betriebskosten bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen zusammen. Die Kosteninflation wird sich aufgrund höherer Seeversicherungsprämien beschleunigen, insbesondere für Eigentümer mit schlechter Schadensbilanz, meinen Analysten.

Der Abschluss der P&I-Erneuerungssaison und die steigende Risikoexponierung durch Covid-19 bestätigen nach Ansicht des Beratungsunternehmens Drewry, dass die Kosten für die Seeversicherung[ds_preview] steigen, was die Schiffsbetriebskosten gerade zu dem Zeitpunkt erhöht, zu dem die Erträge unter Druck geraten.

Der Transportversicherungsmarkt hatte im vergangenen Jahr eine Kehrtwende vollzogen und begonnen, Fortschritte in Richtung eines profitableren und schlankeren Umfelds zu machen. »Die Auswirkungen dessen und die anhaltenden Handelsturbulenzen werden jedoch zu höheren Kosten für die Schiffseigner führen, was erhebliche Auswirkungen auf die Schiffsbetriebskosten hat, von denen die Versicherung bis zu 10% ausmacht«, schreibt Martin Dixon, Head of Research Products bei Drewry.

Bei den diesjährigen Erneuerungen im Bereich Protection and Indemnity (P&I) waren die Versicherer tendenziell vor einer allgemeinen Anhebung zurückgeschreckt. Stattdessen reichten die Rebnewals der Clubs von Null bis 7,5%, wobei sie sich von der Höhe ihrer eigenen Rücklagen und der individuellen Einschätzung der Bedürfnisse ihrer Mitglieder im kommenden Jahr leiten ließen.

»Der IG P&I-Markt verfügt nach wie vor über gesunde Rücklagen, obwohl diese im letzten Jahr um mehr als 300 Mio. $ zurückgingen, und es besteht die Sorge, dass sich die Häufung großer Pool-Schäden in den kommenden Jahren zu höheren Kosten führen könnte. In Verbindung mit einer erheblichen Unsicherheit im Welthandel und einem scheinbar verfestigten Sanktionsumfeld kann es kaum Zweifel daran geben, dass ein störendes Jahr vor uns liegt«, so Dixon.

Versicherer werden selektiver

Oberflächlich betrachtet beurteile der P&I-Sektor die Risiken ausgewogen, aber unter der Oberfläche werde es einen Druck auf die Kosten der Reeder geben, abhängig von der Position des Clubs. Eine sich abzeichnende Strategie einiger Clubs besteht Drewry zufolge darin, einen allgemeinen Anstieg zu vermeiden, aber gleichzeitig zusätzliche, nicht budgetierte Calls zu tätigen. Dies werde zu höheren Kosten für bestimmte Reeder und zu einer Differenzierung der daraus resultierenden Versicherungskosten führen. Drewry geht davon aus, dass dieser Trend mindestens für die nächsten zwei Jahre anhalten wird.

Drewry erwartet für dieses Jahr Tariferhöhungen und die Verschärfung der Bedingungen und Selbstbehalte noch für mindestens zwei weitere Jahre. Dies wird mit einigen Turbulenzen auf den Kapitalmärkten einhergehen. Der sich daraus ergebende Inflationsdruck werde sowohl die Schaden- und Unfallversicherer als auch die P&I-Clubs zwingen, die Gebühren für den Versicherungsschutz in den Folgejahren zu erhöhen, in einigen Fällen sogar um zweistellige Prozentsätze. Dies könne sich besonders in einem schlankeren H&M-Markt mit reduzierter Kapazität bemerkbar machen, heißt es.

Die Prämien für Schaden- und Unfallversicherung könnten demnach in den nächsten Jahren im Jahresvergleich um bis zu 10% und vielleicht sogar um 20% für Schiffseigner mit schlechten Ergebnissen steigen, obwohl eine erwartete Verringerung der Vermögenswerte einige Erhöhungen abschwächen könnte.