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Um den Status als Kreuzfahrtdestinationen zu stärken, errichten die Häfen Rostock und Kiel zusätzliche Abfertigungsgebäude und Landstromanlagen. In Lübeck rüstet man sich zudem für größere Schiffe.

In Kiel soll in Kürze ein neues Kreuzfahrtterminal eröffnet werden. Es hat eine Fläche von 3.700m2 und kostet etwa 10Mio[ds_preview]. €. Es ist als Ergänzung gedacht, um nicht zwei Schiffe an einer Einrichtung abfertigen zu müssen, heißt es aus dem Hafen. Das vorhandene Gebäude am Ostseekai ist vor allem für Schiffe mit mehr als 5.000 Betten vorgesehen.

An dem neuen Kreuzfahrtterminal wird zudem eine Landstromanlage gebaut. Im ersten Betriebsjahr sollen dort 60 bis 70 Schiffe versorgt werden, sagt Ulf Jahnke vom Hafenbetreiber Port of Kiel. Mit Aida Cruises sei bereits eine Vereinbarung geschlossen worden, und auch Schiffe von TUI Cruises und Costa beziehen dort künftig Landstrom. Der Kern der Anlage, die an Ostsee- und Schwedenkai angeschlossen ist, stammt von Siemens, das Umspannwerk von ABB. Die Übergabetechnik aufs Schiff liefert Stemmann aus Schüttorf in Niedersachsen. Rund 13,5Mio. € investiert der Hafen. Am Norwegenkai, wo die Fähren der Color Line festmachen, gibt es bereits seit etwa einem Jahr eine solche Anlage.

Darüber hinaus baut der Kieler Hafen die Bahnanbindungen aus. Am Rangierbahnhof Meimersdorf können jetzt 740m lange Züge bedient werden (vorher 550m). Davon profitiert auch die Kombi-Zugverbindung nach Luxemburg, die von der Stena Line, CFL multimodal, Lkw Walter und Port of Kiel Anfang dieses Jahres eingerichtet wurde. Zunächst gibt es drei Rundläufe pro Woche, transportiert werden hauptsächlich Trailer und Container. Der Schwedenkai erhält ein drittes Gleis für längere Züge (750m). Ferner wurden für rund 8Mio. € neue Vorstellflächen für Lkw am Ostuferhafen errichtet. Davon profitieren die Reedereien DFDS, SCA und Iggesund.

Künftig Landstrom in Rostock

Rostock will in diesem Jahr rund 30Mio. € investieren, sagt Jens A. Scharner, Geschäftsführer von Rostock Port. Am Kreuzfahrtliegeplatz P 8 wird ein neues Terminal errichtet. Die Eröffnung des 186m langen und 30m breiten Gebäudes ist in Kürze vorgesehen. Hier sowie an Liegeplatz P 7 soll künftig auch Landstrom bezogen werden können. Eine Anlage befindet sich bereits im Bau. Die Gesamtleistung soll zunächst bis zu 8 MVA betragen, im kommenden Jahr sollen die Kapazitäten dann auf 20 MVA ausgebaut werden.

Inros Lackner Rostock ist für die Bauüberwachung verantwortlich. Das Landstromgebäude mit den Umrichtern und Trafos wird von Powercon aus Hadsund in Dänemark gefertigt, Landanschlusswagen und Anschlusskästen von Stemmann und die Tiefbauarbeiten leistet die Rostocker Firma Groth.

Eine entsprechende Absichtserklärung war zwischen Aida Cruises, dem Land Mecklenburg-Vorpommern, der Stadt Rostock und Rostock Port im September 2018 unterzeichnet worden. Ziel sei eine Aufnahme des Testbetriebs im Sommer dieses Jahres, heißt es in der Hansestadt.

Vor dem Abschluss stehen die Arbeiten am Liegeplatz 63, an dem künftig bis zu 250m lange RoRo-Schiffe anlegen können. Der Umbau von Liegeplatz 62 ist bereits beendet, dort können nun 220m lange RoRo-Frachter festmachen.

Zudem wurde Ende 2019 das Projekt »Verkehrsertüchtigung 2. Abschnitt« gestartet. Ein erstes Teilobjekt umfasst eine etwa 7ha große Fläche direkt am Hafeneingang. Außerdem geht es um die Optimierung der vorhandenen Infrastruktur und die Schaffung von Hafenentwicklungsflächen. Das Gesamtvolumen der Investition beläuft sich auf rund 12Mio. €, die in den kommenden drei Jahren ausgegeben werden sollen.

Auf der Westseite von Pier III, einem Teil des Schüttgut-Terminals, wird der 270m lange Liegeplatz 23 erneuert. Er dient für den Import von Steinkohle für das nahe gelegene Kraftwerk. Im ersten Quartal dieses Jahres standen noch Flächen- und Gleisbauarbeiten an sowie die Baggerung auf eine Wassertiefe von 14,50m. Die über 50 Jahre alte Kaikonstruktion musste saniert werden. Der Neubau und die Vertiefung des Nachbarliegeplatzes wurde zwischenzeitlich EU-weit zur Planung ausgeschrieben.

Lübeck schafft zusätzliche Flächen

Eines der Ziele des Lübecker Hafens ist die Diversifizierung am Skandinavienkai. Seit Jahresbeginn verfügt die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) über neuen Flächen. Ende Januar wurde das Forstprodukteterminal offiziell eingeweiht. In einer ersten Baustufe entstanden dort eine 10ha große Terminalfläche mit einer 25.000 m2 großen, multifunktionelle Logistikhalle. Sie ist 300m lang, 85m breit und 20m hoch. Sie kann bis zu 35.000t an Forstprodukten aufnehmen. Weitere 6ha Fläche werden in einem zweiten Abschnitt folgen. Die Infrastrukturmaßnahme soll bis Ende 2021 vollständig umgesetzt sein. So entsteht Platz am Terminal Nordlandkai, um die Anlage neu auszurichten. Außerdem wird dort das sogenannte Papiergate errichtet, um RoRo- und Fährverkehre von den Transporten zur Logistikhalle zu trennen.

Mittelfristig will sich der Hafen auf die künftige, größere Generation von RoRo- und RoPax-Schiffen einstellen. Hierzu führe man Gespräche mit den Reedern. Entsprechende Planungen erfolgten zeitnah, heißt es. Gemeinsam mit Partnern planen die Norddeutschen für den Skandinavienkai zudem eine Landstromanlage, es ist die zweite nach der am Nordlandkai.

Eine der größten Herausforderungen in diesem Jahr sei die höhere Menge an Fertigfahrzeugen. Das aktuelle Ladungsvolumen von jährlich 60.000 Fahrzeugen, das in Richtung Russland geht, sei für drei Jahre gesichert, heißt es.
Thomas Wägener