In der Corona-Krise hapert es nach wie vor an vernünftigen Lösungen für die vielen ausstehenden Wechsel der Besatzungen. Die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO hat jetzt zusammen mit Industrieverbänden einen Plan vorgelegt und nimmt damit die Regierungen der Mitgliedstaaten in die Pflicht.

[ds_preview]Rund 150.000 Seeleute warten dem Vernehmen nach auf ihre Ablösung. Aufgrund der Reise- und Aufenthaltsrestriktionen, die im Zuge der Pandemie in vielen Ländern erlassen wurden, sitzen sie an Bord ihrer Schiffe fest. Reeder, Gewerkschaften und Shipmanager fordern seit langem praktikable Lösungen für die aus ihrer Sicht dramatisch Situation.

Die IMO hat sich der Sache nun angenommen. Sie kann zwar selbst keine Lösungen erzwingen, ist vielmehr auf die Arbeit der einzelnen Regierungen angewiesen. Dennoch will man nicht untätig sein. Zusammen mit den Verbänden ICS, IAPH, BIMCO, IFSMA, INTERTANKO, P&I-Clubs, CLIA, INTERCARGO, InterManager, IPTA, IMCA, INTERFERRY, FONASBA, ITF und WSC wurden sogenannte Protokolle erstellt.

IMO, Lim

Die Notwendigkeit, dass Schiffe die Besatzung wechseln und Seeleute am Ende ihrer Dienstzeit nach Hause fliegen müssen, hätten sich infolge der COVID-19-Pandemie als zwei der größten Herausforderungen für die Schifffahrtsindustrie herausgestellt, heißt es zur Begründung. IMO-Generalsekretär Kitack Lim hat eine Reihe von Protokollen »gebilligt«, mit denen diese Probleme angegangen werden sollen.

Sie legen allgemeine Maßnahmen und Verfahren fest, die gewährleisten sollen, dass der Wechsel der Schiffsbesatzung sicher stattfinden kann. Im Mittelpunkt stehe die Forderung, »dass die Regierungen und ihre zuständigen nationalen Behörden ihrerseits alles in ihrer Macht Stehende tun sollten, um einen Besatzungswechsel zu ermöglichen, sofern die Schifffahrtsunternehmen die für sie geltenden Maßnahmen weitgehend einhalten und sich daran halten.«

Ebenso enthalten die Protokolle Empfehlungen an Institutionen wie Gesundheits-, Zoll-, Einwanderungs-, Grenzschutz-, Seehafen- und Luftfahrt-Behörden. Sie befassen sich laut einer IMO-Mitteilung mit der Rolle der Reedereien, Agenten und Vertreter, einschließlich der Besatzungsagenturen und der Seeleute, und erstrecken sich auch auf Seehäfen, Flughäfen und Fluggesellschaften, die an Reiseoperationen für Schiffsbesatzungswechsel beteiligt sind.

IMO-Generalsekretär Lim sagte, er unterstütze diese Protokolle und dränge auf ihre Umsetzung. Der vollständige Text ist in einem von der IMO herausgegebenen Rundschreiben enthalten. Darin werden die Mitgliedstaaten und internationalen Organisationen aufgefordert, die Protokolle zu verwenden und sie unter den zuständigen nationalen Behörden zu verbreiten.