Die Produktionskürzungen der ölfördernden Länder zeigen Wirkung. Vergleicht man den April mit den ersten drei Wochen im Mai, so zeigt sich ein Rückgang der weltweiten Schifffahrtsströme um etwa 8,4 Mb/d oder 15%.
Im April stiegen die Raten sowohl für Rohöl- als auch für Produktentanker, da die Reedereien in einem Markt, [ds_preview]in dem die Charterer um Tankerkapazitäten rangen, die Oberhand hatten. Die Furcht, Lagerkapazitäten an Land könnten knapp werden, in Verbindung mit einem starken Contango auf dem Ölmarkt, führte zu einer steigenden Nachfrage nach schwimmender Lagerung.
Dass das nur vorübergehend sein würde, war klar, wie der US-Tankerbroker Poten & Partners nun erlklärt, hätten die meisten Marktbeobachter aber wohl nicht erwartet, dass die Korrektur so schnell kommen würde. Die Organisiation Öl fördernder Ländr und weitere Ölproduzenten (OPEC+) setzten ab Mai große Produktionskürzungen um, während außerhalb der OPEC auch die US-amerikanischen Schieferölproduzenten ihre Produktion reduzierten. Infolge dieser Kürzungen sowie einiger früher Anzeichen für eine Erholung der Nachfrage in China erholten sich die Ölspotpreise von ihren Tiefstständen im April. Dadurch verflachte sich die Ölpreiskurve, was die schwimmende Lagerung auf der Grundlage der aktuellen Frachtraten unwirtschaftlich machte.
»Zu viele unvorhersehbare Variablen«
Vergleicht man den April mit den ersten drei Wochen im Mai, so zeigt sich ein Rückgang der weltweiten Schifffahrtsströme um etwa 8,4 Mb/d oder 15%. Saudi-Arabien hat eine zusätzliche Förderkürzung um 1 Mb/d angekündigt. »Das wird den Markt in gewisser Weise ins Gleichgewicht bringen. Es hat auch den Tankermarkt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es ist zu früh, um darüber zu spekulieren, wie es weitergehen wird. Es sind zu viele unvorhersehbare Variablen im Spiel. Aber selbst wenn sich der Markt noch eine Weile seitwärts bewegt und die Raten dort bleiben, wo sie sind, werden die meisten Tankschiffseigner recht zufrieden sein«, so der US-Tankerbroker Poten.
In den ersten drei Wochen des Monats April exportierte der Nahe Osten fast 22,4 Mio. b/Tag Rohöl, davon 20,8 Mio. b/Tag aus dem Persischen Golf und 1,6 Mio. b/Tag aus dem Roten Meer. Im gleichen Zeitraum des Mai gingen diese Mengen um 6,1 Mio. b/Tag (-27%) auf insgesamt 16,3 Mio. b/Tag zurück. Alle großen Produzenten im Nahen Osten fuhren ihre Lieferungen zurück, wenn auch nicht alle im gleichen Ausmaß. Am stärksten betroffen war Saudi-Arabien, das von 10,4 Mio. b/Tag auf 7,3 Mio. b/Tag reduzierte, was einem Rückgang um 30% entspricht. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate kürzten ihre Lieferungen erheblich.
Die bereits geringen iranischen Exportströme sind derweil offenbar noch weiter zurückgegangen. Im Irak und in Kuwait scheinen die Exporte nicht in gleichem Maße zurückgegangen zu sein. In Westafrika gibt es viele kleinere Produzenten, deren Exportmuster eher unregelmäßig sind. Die dominierenden Akteure, Nigeria und Angola, haben ihre Exporte im Mai gegenüber April jedoch deutlich zurückgefahren. Die Gesamtexporte Westafrikas beliefen sich im April auf durchschnittlich 4,6 Mio. b/Tag und im Mai auf 4,1 Mio. b/Tag, was einem Rückgang um 500.000 b/Tag entspricht.
Amerikanische Exporte auch rückläufig
Auf dem amerikanischen Kontinent gingen die brasilianischen Exporte von ihren Höchstständen im April zurück. Im April betrugen die Exporte durchschnittlich 1,9 Mio. b/Tag. Im Mai gingen die Lieferungen um 21% auf 1,5 Mio. b/Tag zurück. Die mexikanischen Ausfuhren gingen leicht zurück, ebenso die Ausfuhren aus Kolumbien und Venezuela. Die Exporte aus dem Golf von Mexiko sind nach wie vor recht volatil, tendenziell aber rückläufig. Die durchschnittlichen Exporte im Mai sind um etwa 450.000 b/Tag niedriger als im April. Der einzige bedeutende Verlader von Rohöl von der pazifischen Seite Amerikas sind die USA (ANS-Rohöl aus Alaska). Niedrigere Preise und eine deutlich geringere Nachfrage von Raffinerien an der Westküste sind die wahrscheinlichsten Gründe für den Rückgang.
Die norwegische Produktion ist nach Angaben von Poten noch nicht stark zurückgegangen, aber in Großbritannien war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Die russischen Exporte aus dem Ostseeraum sind um 15% zurückgegangen, von 2,16 Mb/Tag im April auf 1,85 Mb/Tag im Mai. Im Mittelmeerraum gingen die Mengen beträchtlich zurück, was in erster Linie auf einen 30-prozentigen Rückgang der Exporte aus dem Schwarzen Meer zurückzuführen ist. Die Pipeline-Mengen von Sidi Kerir gingen ebenso zurück wie die Exporte aus Nordafrika, insbesondere aus dem OPEC-Mitglied Algerien, und die Rohölexporte sind aufgrund der konzertierten Bemühungen der OPEC+ und der Marktkräfte (niedrigere Preise) zurückgegangen.