Die niederländische Werft Holland Shipyards baut ihr Engagement beim Bau kleiner Passagierfähren aus – jetzt auch im Export. Den Anfang macht ein Auftrag aus Deutschland.
[ds_preview]Nachdem die Werft erfolgreich in den Bau von Hafenfähren für Amsterdam eingestiegen war, sind jetzt auch Exportaufträge bei der Werft im Bau.
Für die die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel wird die erste Plug-in-Hybrid-Fähre gebaut. 15 Monate nach Vertragsunterzeichnung kam jetzt der fast fertige, vom Bund finanziell geförderte Neubau an der Merwede bei Rotterdam zu Wasser.
»Der Auftrag aus Kiel war für unser Unternehmen sehr wichtig«, Cor Hoogendoorn, der Inhaber und Geschäftsführer der Werft. Nachdem das Unternehmen mit dem Hybrid-Schlepper »Eddy« 2014 für Aufsehen sorgte, hat das Unternehmen das Knowhow bei der Installation von Batterie-Lösungen inzwischen auch auf den Fährmarkt ausgeweitet.
In den Niederlanden konnte die Werft ab 2015 eine Serie neuer Fähren für den Verkehrsbetrieb GVB von Amsterdam. Die neuen Hybridfähren kommen im Stadtgebiet zum Einsatz. Sechs Fähren des Typs »Ijveer 60« wurden bislang bestellt.
Im November 2018 entschied sich die Kieler SFK für den Entwurf von Holland Shipyards. Das Konstruktionsteam wandelte den Amsterdam-Entwurf vom Doppelend-Design zu einem klassischen Design mit Bug und Heck um.
Heraus kam die »Gaarden«, die nun in Hardinxveld-Giessendam mit Hilfe von zwei Schwimmkränen zu Wasser kam. In den kommenden Wochen erfolgt die Erprobung.
Elektromotoren an Bord
Dass 32 m lange und 8 m breite Schiff wird über zwei Festpropeller von Elektromotoren angetrieben. Solange die Fähre auf der Innenförde unterwegs ist, fährt sie rein elektrisch mit Strom aus einem 273-kWh-Batteriepaket. In der Kieler Außenförde erzeugen Generatoren den Strom, die von Dieselmotoren angetrieben werden. Die beiden Scania-Dieselgeneratoren werden mit dem Treibstoff GTL statt mit herkömmlichen Marinediesel betrieben. Die Geschwindigkeit soll bei 11 kn liegen.
Beim GTL-Verfahren (»Gas-to-Liquid«) wird aus Erdgas flüssiger Treibstoff hergestellt, der gegenüber normalem Diesel bessere Abgaswerte erreicht, weil er unter anderem schwefelfrei ist. Zusätzlich bekommt die »Gaarden« Rußpartikelfilter und Katalysatoren, die den Ausstoß von Stickoxiden senken.
Parallel baut die Werft auch die erste vollelektrische Fähre für die SFK. In den Hallen sind bereits die Rumpfteile für die »Düsternbrook« fertig. Dieses Schiff wurde im Oktober 2019 bestellt und soll im Spätherbst 2020 abgeliefert werden. Drei Schwesterschiffe der »Gaarden« sind bis 2025 außerdem als Option gesichert. (FB)