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Die Allianz als einer der großen Versicherer in der Schifffahrt sieht in der Corona-Krise durch steigende Aufliegerzahlen und erschöpfte Crews steigende Risiken.

Einschränkungen bei Lieferketten und im internationalen Transport- und Reiseverkehr [ds_preview]als Folge der Coronavirus-Pandemie haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Schifffahrtsindustrie. Die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) sieht ein steigendes Schadenrisiko durch erschöpfte Besatzungen und eine mögliche Zunahme technischer Mängel. So steht es im aktuellen Risk Bulletin des Münchner Spezialversicherers.

Durch die Abnahme der weltweit transportierten Güter steigt die Zahl der weltweit beschäftigungslosen Schiffen – zuletzt auf weit mehr als 500. »Wenn das Aufliegen von Schiffen nicht ordnungsgemäß erfolgt, können Probleme bei der Wiederinbetriebnahme auftreten«, schreibt die Allianz den Reedern ins Logbuch. dies betreffe vor allem sogenannte »cold layups«, wenn ein Schiff für längere Zeit aus dem Verkehr gezogen wird.

Erschöpfte Crews, menschliches Versagen

Ein weiteres Problem: Die Besatzungen auf den noch aktiven Schiffen leiden unter den bestehenden Reisebeschränkungen. Ausbleibende Ablösungen der Crews könnten körperliche und geistige Erschöpfung hervorrufen und sich auf die Sicherheit an Bord auswirken. »Menschliches Versagen ist eine der Hauptursachen für Schadenfälle in der Schifffahrt«, sagt Volker Dierks, bei der AGCS zuständig für in Zentral- und Osteuropa. Geschätzt sind 75% bis 96% der Zwischenfälle auf See darauf zurückzuführen.

Die Liste der mögliche Risiken wird noch länger: Verzögerungen bei der Wartung und Inspektion von Schiffen und der Notfallausrüstung können dazu führen, dass mögliche Gefahren unentdeckt bleiben. Durch unterbrochene Versorgungsketten können zudem Schmier- und andere Gebrauchsmittel nicht rechtzeitig an Bord eintreffen bzw. regelmäßige Treibstoffproben nur mit Verzögerung in Laboren an Land untersucht werden. Die Folge können Maschinenschäden sein, wenn falsche Alternativen verwendet werden.

Nötig seien auf Seiten der Reedereien umfassende Vorkehrungen einschließlich umfangreicher Risikobewertungen, erklärt Dierks. Die Schiffseigner sollten dafür die von den Klassifikationsgesellschaften und P&I-Clubs zur Verfügung gestellten Leitfäden und Checklisten beachten. »Wir empfehlen daher zusätzliche Kontrollmaßnahmen«, sagt Anastasios Leonburg, Senior Risk Consultant bei AGCS.

Zu einem Aufliegeplan gehöre ein klares Bild der orts- und schiffstypspezifischen Risiken, wie zum Beispiel die Gefährdung durch Wind oder Strömung. Die Wartung der Hauptmaschinen, der nautischen Ausrüstung und der Feuerlöschvorkehrungen sowie die Verfügbarkeit von Schleppern im Notfall sollten ebenfalls beachtet werden.

Die Allianz verweist auf die in großer Zahl vor der Ostküste der USA ankernden Kreuzfahrtschiffe. Der Beginn der Hurrikan-Saison im Nordatlantik stelle große potenzielle Risiken für diese Schiffe dar, wenn sie nicht schnell aus der Gefahrenzone gebracht werden könnten, heißt es.