Am Bulker-Spotmarkt haben die Reeder weiterhin Rückenwind: Tonnage-Engpässe im Südatlantik und das wieder anziehende Geschäft im US Golf treiben den Markt hoch.
Was für einen Unterschied ein paar Tage ausmachen können: [ds_preview]Binnen kürzester Zeit hat sich der Dry-Bulk-Markt wieder auf das Niveau von Ende 2019 erholt. Der Baltic Dry Index ging diese Woche steil nach oben: um 632 auf 1.555 Punkte. Die entscheidenden Faktoren dafür war ein Tonnage-Mangel im Großbulker-Segment im Südatlantik bei anhaltend hoher Aktivität im Eisenerz-Chartering für China und das weiterhin brummende Getreidegeschäft für Panamaxe sowie Supramaxe in Südamerika.
Die Capesize-Frachter beenden diese Woche mit einem Plus von 106% auf gut 25.500 $/Tag im Zeitcharter-Trip-Geschäft nach rasanten Steigerungen zur Wochenmitte. Das Eisenerzgeschäft Richtung China zieht weiter an, aber speziell für die zunehmenden Verladungen ex Brasilien fehlt es an verfügbaren Schiffen im Atlantik. Grund: Wegen der schlechten Marktlage dort in den vergangenen Monaten hatten die Reeder ihre Capesize-Tonnage überwiegend im Pazifik konzentriert.
Im Panamax-Segment (82.500 tdw) kam ebenfalls mehr Schwung ins Geschäft. Die Durchschnittsrate zog um 38% auf gut 10.600 $/Tag an. Die deutlichste Verbesserung gab es im Atlantik mit einer Steigerung der Index-Rate für Transatlantik-Rundreisen um 136% auf fast 10.000 $/Tag. Im Laufe der Woche tauchten deutlich mehr Ladungen ex Ostküste und Nordküste Südamerikas für Europa und den Mittelmeerraum auf.
Auch Ausreisen von der Skaw-/Passero-Range nach Fernost wurden zu deutlich höheren Tagessätzen gebucht. So nahm der japanische Befrachter Jera zur Wochenmitte die »SBI Conga« (81.167 tdw, Bj. 2015, Scrubber-fitted) zu 16.500 $/Tag für einen Trip aus dem Mittelmeer über die US-Ostküste und Panama nach Japan aus dem Markt.
Die kleineren Bulker mit eigenem Geschirr verzeichneten auf breiter Front in Asien sowie im US Golf und an der Ostküste Südamerikas eine weitere Ratenbefestigung. Die Durchschnittsrate der Supramaxe (58.000 tdw) und der Handies (38.000 tdw) kletterten um 10% bzw. 13% auf 7.230 und 6.533 $/Tag. Für einen Trip von der Ostküste Indiens nach China konnten die Eigner der »Stamford Pioneer« (32.211 tdw, Bj. 2012) eine stolze Rate von 12.000 $/Tag einloggen. Leichte Verbesserungen auch am Kontinent: So zahlte Pacific Basin der »Kaptan Arif Bayraktar« (57.453 tdw, Bj. 2010) 7.750 $/Tag für eine Reise mit Metallschrott ex Antwerpen ins östliche Mittelmeer.
Talfahrt im Tanker-Markt
Am Rohöltankerspotmarkt ging es diese Woche wieder deutlicher bergab. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC sanken bis gestern um 11% auf 48.000 $/Tag. Für Juni wurden im Persischen Golf nur rund 100 VLCC-Ladungen geschlossen, was im Vergleich zu den Vorjahren extrem wenig sei. Die Aussichten für Juli sind alles andere als prächtig, nachdem sich die OPEC+-Staaten auf eine Verlängerung der erhöhten Förderkürzungen von 9,7 Mio. Fass pro Tag bis Ende Juli geeinigt hatten.
Im Suezmax-Segment nahm die Charteraktivität den Angaben zufolge erstmals seit Wochen wieder zu. Wegen des großen Rückstaus an verfügbaren Schiffen sank das Ertragsniveau trotzdem um 13% auf 12.700 $/Tag. Den heftigsten Rückgang verzeichneten die Aframaxe – um fast 26% auf 9.100 $/Tag. Nach Nordeuropa und dem Mittelmeer brach der Markt diese Woche auch in Südostasien ein. (mph)