An der Elbe – genauer: an der Este – schwelt seit Monaten ein Streit um die Verschlickung der Gewässer. Die Werft Pella Sietas droht mit einer Abwanderung. Jetzt sollen hochrangige Gespräche für eine Lösung sorgen.
[ds_preview]Nach den Spekulationen infolge der geplanten Übernahme der insolventen Flensburger Werft FSG durch Pella Sietas hat die in Hamburg-Neuenfelde ansässige Werft erneut eine Abwanderung und sogar eine Schließung des Betriebs an der Este ins Spiel gebracht.
Auslöser der jetzt auch öffentlich geführten Debatte ist die Verschlickung der Este sowie ein Neubauauftrag der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Im Dezember 2016 hatte die Behörde einen Laderaumsaugbagger bei Pella Sietas bestellt. Er soll vor allem auf der Tideelbe eingesetzt werden. Doch weil das Wasser im Werfthafen nicht tief genug ist, kann seit Monaten nicht weitergearbeitet werden.
Tatsächlich scheint nun Bewegung in die Sache zu kommen, wie die WSV der HANSA bestätigte: »Alle Beteiligten sind sich der besonderen Situation bewusst und aktuell im Spitzengespräch miteinander in Kontakt«, heißt es in einem Statement. Wer an der Runde beteiligt ist, ist bislang unklar. Neben der Werft dürfte aber auch der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Andreas Rieckhoff, mit am Tisch sitzen. Er gilt als wichtiger Treiber hinter den Einigungsbemühungen.
Dean hatte die Behörden aufgefordert, aktiv zu werden. Andernfalls wolle man sich an den Bürgermeister wenden. Auch eine Schließung des Betriebs sei nicht auszuschließen, da man die Schiffbau-Arbeit nicht fortführen könne. Es wurde eine Frist bis Ende des Monats gesetzt, sagte die Werftchefin gegenüber dem »Hamburger Abendblatt«. Als »Ersatz«-Standort gilt die FSG. Eigentlich will Pella Sietas beide Standorte auslasten, wenn es zu einer Übernahme kommt. Doch offenbar sind bei den Verantwortlichen auch andere Szenarien denkbar.
Zuständigkeiten und Hintergrund
Die WSV ist von der Situation gleich in zweifacher Hinsicht betroffen. Zum Einen als Auftraggeber für das Schiff. Zum Anderen als Behörde mit Zuständigkeit für die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen. Die gilt auch für die Schiffbarkeit der Este-Zufahrt.
Um diese zu gewährleisten, beauftragt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg dort regelmäßig Baggerungen. Im unmittelbaren Sperrwerkbereich des Äußeren Este-Sperrwerks beauftragt der Betreiber, die Hamburg Port Authority (HPA), Baggerungen zur Sicherstellung des Sperrwerksbetriebs. Für Baggerungen zur Freihaltung der Werftbereiche und der Dockgrube ist nach offizieller Lesart allerdings Pella Sietas zuständig. Das Unternehmen moniert, dass die HPA (wohl auf Drängen der Umweltbehörde) nach einem Schadensfall Ende 2019 der Werft das bisherige Verfahren der sogenannten Wasserinjektion verboten hat. Als Grund wird dem Vernehmen nach angeführt, dass das für den Hochwasserschutz wichtige Este-Sperrwerk beschädigt werden könnte. Alle weiteren Bemühungen von Pella Sietas verliefen bisher ergebnislos. Eine eigene Ausbaggerung lehnen die Schiffbauer aus Kosten- und Zeitgründen ab.