Im Juli übertrafen die Eisenerzeinfuhren Chinas im vierten Monat in Folge das Niveau des Vorjahresmonats und brechen einen Rekord. Dabei hat sich der Trend der vergangenen Jahre umgekehrt, Schrott anstelle von importiertem Eisenerz zu verwenden. Doch warum?
[ds_preview]China importierte im Juli einen Rekordmenge von 112,7 Mio. t Eisenerz, knapp 10 Mio. t mehr als beim vorherigen Rekord. Damit war der Juli der vierte Monat in Folge, in dem die Eisenerzeinfuhren den entsprechenden Vorjahresmonat übertrafen. In den ersten sieben Monaten des Jahres stiegen die Eisenerzeinfuhren um 11,8 % oder zusätzliche 69,5 Mio. t, was 300 zusätlichen sehr großen Erztransporten (230.000 t) entspricht.
Der chinesische Appetit auf Eisenerz und damit die steigende Nachfrage nach Schiffstransporten hat die Einnahmen von Capesize-Bulkern in die Höhe getrieben, die sich im Juli auf durchschnittlich 24.500 $ pro Tag beliefen. Der chinesische Eisenerz-Importpreis lag im Juli bei durchschnittlich 97,1 $ pro Tonne, ein Anstieg gegenüber Juni, aber unter dem Preis im Juli 2019.
»Die Umkehrung des Trends der vergangenen Jahre, Schrott anstelle von importiertem Eisenerz zu verwenden, ist rätselhaft, und das Wachstum der Stahlproduktion erklärt nicht die höheren Importe«, sagt Peter Sand, Chief Shipping Analyst von BIMCO. Er fragt sich, ob die chinesischen Stahlproduzenten nur Vorräte anlegen, während die Spannungen mit Australien wachsen.
Die rekordverdächtigen Eisenerzeinfuhren widersprechen den Erwartungen der Marktbeobachter angesichts der Abschwächung der chinesischen Wirtschaft als Folge der Covid-19-Pandemie. Die Stahlproduktion in China, für die Eisenerz ein Hauptbestandteil ist, ist in den ersten sechs Monaten des Jahres um 1,4 % gewachsen. »Nach zwei Jahren, in denen das Wachstum der Stahlproduktion weit höher war als das der Eisenerzimporte, ist die Umkehr, die wir in diesem Jahr bisher erlebt haben, unerklärlich«, sagt Sand.
Der Anstieg der Eisenerzeinfuhren ohne einen entsprechenden Anstieg der Stahlproduktion dürfte seiner Einschätzung nach auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein, darunter Versorgungsunterbrechungen bei inländischem Stahlschrott, die Einschränkung des Einsatzes von Lichtbogenöfen (die vor allem zum Einnschmelzen von Stahlschrott genutzt werden) und damit die Erhöhung des Anteils von Stahl, der mit inländischem Eisenerz erzeugt wird.