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Die Verknappung der OPEC-Ölförderung führt in der Regel zu einem Anstieg des Ölpreises
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Die Organisation ölexportierender Länder (OPEC) erweitert mit dem World Oil Outlook 2020 (WOO) erstmals ihren Ausblick bis 2045. Der Energiehunger soll nach der Pandemie wieder kräftig zunehmen, allerdings gewinnen Gas und erneuerbare Energien an Gewicht.

[ds_preview]Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie hatte den stärksten Rückgang der Energie- und Ölnachfrage seit Menschengedenken zur Folge. Trotz dem starken Rückgang wird der weltweite Primärenergiebedarf den OPEC-Prognosen zufolge mittel- und langfristig weiter wachsen und im Zeitraum bis 2045 um 25 % ansteigen. Alle Energieformen werden benötigt werden, um den künftigen Energiebedarf zu decken. Es wird erwartet, dass Öl während des gesamten Prognosezeitraums den größten Anteil am Energiemix behalten wird, mit einem Anteil von 27 % im Jahr 2045.

Erdgas wird zwischen 2019 und 2045 der am schnellsten wachsende fossile Brennstoff sein und nach Erdöl mit 25 % auch 2045 den zweitgrößten Beitrag zum Energiemix leisten.
Erneuerbaren Energien, hauptsächlich Sonnen-, Wind- und geothermische Energie, werden mit durchschnittlich 6,6 % p.a. deutlich schneller wachsen als jede andere Energiequelle.

Stagnation und Rückgang in OECD-Ländern

Unter der Annahme, dass die COVID-19-Pandemie bis zum nächsten Jahr weitgehend eingedämmt ist, wird erwartet, dass sich die Ölnachfrage 2021 teilweise erholt und mittelfristig gesunde Nachfragewachstumsraten zu erwarten sind.

Weltweit wird ein Anstieg der Ölnachfrage von fast 100 mb/d im Jahr 2019 auf etwa 109 mb/d im Jahr 2045 prognostiziert. In den OECD-Ländern wird erwartet, dass die Ölnachfrage im Zeitraum 2022-2025 bei etwa 47 mb/d stagniert, bevor ein längerfristiger Rückgang in Richtung 35 mb/d bis 2045 einsetzt. Im Gegensatz dazu wird die Nachfrage in Nicht-OECD-Ländern im Prognosezeitraum voraussichtlich um 22,5 mb/d steigen, von fast 52 mb/d im Jahr 2019 auf 74 mb/d im Jahr 2045. Indien wird voraussichtlich den größten Beitrag zur inkrementellen Nachfrage leisten und zwischen 2019 und 2045 um etwa 6,3 mb/d zulegen.

Öldurst in der Schifffahrt wächst kaum

Unter Berücksichtigung der jüngsten Entwicklungen im Schiffsbunkersektor, der künftigen wirtschaftlichen Aussichten und technologische Optionen für zukünftige Schiffe wird global gesehen die Ölnachfrage in diesem Sektor voraussichtlich keine signifikanten Änderungen über den Prognosezeitraum erfahren. Die Nachfrage wird voraussichtlich nur um 0,5 mb/d steigen, von 4,2 mb/d im Jahr 2019 auf 4,6 mb/d im Jahr 2045. Im dritten Jahr in Folge stellt dies einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr dar.

WOO 2020 OPEC oil demand marine bunkers by region

Die Ölnachfrage im Straßentransport wird weiterhin die sektorale Aufteilung dominieren, das größte Wachstum wird jedoch von der Petrochemie ausgehen. Die Ölnachfrage im Luftfahrtsektor war relativ gesehen am stärksten von den COVID-19-Beschränkungen betroffen, wird sich aber voraussichtlich 2021 teilweise erholen und danach weiter wachsen.

Nicht-OPEC-Angebot soll wieder sinken

Es wird erwartet, dass sich die Schieferölförderung in den USA schnell erholen wird, wenn sich die Marktbedingungen verbessern, aber es ist nach OPEC-Einschätzung unwahrscheinlich, dass sie die in früheren Aussichten prognostizierten Höhen erreicht. Was die weitere Zukunft betrifft, so wird das Nicht-OPEC-Angebot der Prognose zufolge wieder zurückgehen, nachdem die US-Erdölversorgung um 2030 ihren Höchststand erreicht hat, während die OPEC-Produktion die Lücke füllen und bis 2045 um etwa 10 mb/d auf 44 mb/d ansteigen wird.

Der Downstream ist aufgrund der sinkenden Nachfrage unter enormen Druck geraten. Dies wird wahrscheinlich eine Welle von Raffinerieschließungen erzwingen, insbesondere da neue Kapazitäten im asiatisch-pazifischen Raum sowie im Nahen Osten und Afrika in Betrieb genommen werden. Der globale Erdölsektor wird bis 2045 kumulative Investitionen in Höhe von 12,6 Bio. $ im Upstream-, Midstream- und Downstream-Bereich benötigen.

Asien-Pazifik bleibt wichtigste Importregion

Es wird erwartet, dass das gehandelte Ölvolumen entsprechend den Angebotsmustern langfristig nur geringfügig wachsen wird. Der Anteil des Nahen Ostens am weltweiten Rohöl- und Kondensathandel wird jedoch in der zweiten Hälfte des Prognosezeitraums kräftig steigen. Die Rohöl- und Kondensatströme zwischen dem Nahen Osten und dem asiatisch-pazifischen Raum bleiben die wichtigste Verbindung im Ölhandel, wobei das Volumen von etwa 15 mb/d im Jahr 2019 auf fast 20 mb/d im Jahr 2045 ansteigen wird.
Die asiatisch-pazifische Region wird den Prognosen zufolge während des gesamten Prognosezeitraums die wichtigste Rohölimportregion bleiben, wobei die Importe um mehr als 6 mb/d zunehmen werden.

Technologische Fortschritte werden die globale Energielandschaft prägen, während die öffentliche Politik in Bezug auf Energienachfrage und -angebot im Prognosezeitraum voraussichtlich strenger werden wird. Der vollständige Bericht ist hier abrufbar.