Rund sechs Monate nach der Einigung auf eine Übernahme kündigen die neuen Eigner der niederländischen Traditionswerft IHC Merwede einen Restrukturierungsplan an. Hunderte Arbeitsplätze fallen weg.
[ds_preview]Die Organisation werde mit dem Ziel verändert, »zur Rentabilität zurückzukehren«, teilte die Werft IHC Merwede heute mit. Als »realistisches Umsatzziel« werden 600 bis 700 Mio. € genannt. So wolle man »eine nachhaltige Zukunftsperspektive für seine Mitarbeiter« schaffen.
Schon im vergangenen Sommer war deutlich geworden, dass IHC dringend frisches Kapital braucht. Trotz einiger prestigeträchtiger Aufträge hatte die Spezialwerft Verluste gemacht. Ein straffes Programm und frisches Kapital sollten die Wende bringen. Offenbar hat das nicht gereicht.
Im April wurde öffentlich gemacht, dass ein Konsortium aus der Industrie, Banken und dem niederländischen Staat das Unternehmen übernimmt. Demnach übernehmen und refinanzieren die maritimen Unternehmen HAL Investments, Ackermans & van Haaren, MerweOord und Huisman sowie das »bestehende nationale Bankenkonsortium« das 350 Jahre alte Unternehmen IHC.
Als Folge der heute angekündigten Veränderungen werden in den Niederlanden in den kommenden Monaten etwa 300 Arbeitsplätze verloren gehen. Hinzu kommt eine ähnliche Anzahl von Entlassungen »außerhalb des Landes«. Dies betrifft hauptsächlich Management- und Bürofunktionen. Darüber hinaus wird ein Kontingent von rund 500 vorübergehend Beschäftigten schrittweise abgebaut. Mit den Gewerkschaften wurde ein zweijähriger Sozialplan vereinbart.
Marine-Schiffbau im weiteren Fokus
Die neuen Eigner haben dem Management einige Hausaufgaben gegeben. So will man sich künftig »auf seine Kernaktivitäten« im Bagger- und Offshore-Markt konzentrieren. In den vergangenen Jahren hatte sich die Werft immer wieder auch in anderen Segmenten gezeigt, zum Beispiel in der Containerschifffahrt für die Reederei Wagenborg, die etwa die »Rijnborg« übernahm. Aktivitäten im Unterwasserbergbau und auf dem Verteidigungsmarkt werden als »potenzielle Kernaktivitäten mit Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung« bezeichnet.
Noch vor einigen Monaten galt der U-Boot-Bau als Zielmarkt, eine entsprechende Kooperation war mit der französischen Naval-Gruppe vereinbart worden. Eine Reihe von Tochtergesellschaften soll veräußert werden.