Im Golf von Guinea haben erneut Piraten zugeschlagen, jetzt traf es ein chinesisches Heavylift-Schiff. Dieses Mal soll es die Besatzung nicht geschafft haben, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

[ds_preview]Der Branchendienst Dryad meldet eine Attacke auf die »Zhen Hua 7«, ein Halbtaucher-Heavylift-Schiff der chinesischen Reederei Shanghai Zhenhua Shipping. Schiffe dieser Art werden häufig für den Transport übergroßer Ladung oder auch Containerbrücken genutzt.

Die »Zhen Hua 17« wurde offenbar von einer Gruppe Piraten angegriffen und geentert, als es rund 78 sm nordwestlich der Insel Sao Tomé trieb, also in den Gewässern zwischen dem Inselstaat und Nigeria – dem Land, aus dem die allermeisten der Piraten in der Region stammen.

Zhen Hua 28 ZPMC NWSA 1

14 chinesische Seeleute der 27 Mann umfassenden Crew sollen von den Angreifern entführt worden sein. Von der Reederei gibt es bislang kein Statement zu dem Vorfall. Nachdem die Piraten die Seeleute von Bord holten, verließen sie das Schiff. Es wurde schließlich von dem italienischen Marineschiff »Frederico Martiningo« eskortiert.

Im Golf von Guinea häufen sich in letzter Zeit die Vorfälle wieder. Zuletzt waren innerhalb kurzer Zeit die Tanker »Wesley« und Torm Alexandra« Opfer solcher Attacken. Während die »Wesley entkommen konnte, wurde auch der Torm-Tanker geentert, die Crew hatte sich dem Vernehmen nach aber in die Zitadelle retten können.

Acht Vorfälle in neun Tagen

Piraten Piraterie Westafrika Afrika Guinea Beni Nigeria

Dieser Vorfall ist die 21. Entführung im Golf von Guinea innerhalb des Jahres 2020, und die Gesamtzahl der im Jahr 2020 aus Schiffen in der gesamten Region entführten Besatzungen beläuft sich auf 110. Vor allem die Entführung von Seeleuten wird dabei zunehmend zum »präferierten Geschäftsmodell« der Kriminellen. In der Vergangenheit war es vor allem um Ladungsdiebstahl und Schmuggel gegangen (Lesen Sie mehr dazu hier).

»Dieser Vorfall war der achte Offshore-Zwischenfall innerhalb des Golfs von Guinea innerhalb von neun Tagen«, schreiben die Dryad-Analysten jetzt.

Man könne zwar nicht bestätigen, dass alle Angriffe von derselben Piraten-Gruppe ausgeführt wurden. Allerdings müsse man mit weiteren Überfällen rechnen, heißt es weiter vom Branchendienst, der die Situation unverändert als »kritisch« einschätzt.