Die für Dezember angesetzten Tarifverhandlungen für die M+E-Industrie, zu der auch die deutschen Werften gehören, dürften schwierig werden. Schon jetzt sind die Gemüter erhitzt, die Arbeitgeber weisen eine Forderung der IG Metall deutlich zurück.

[ds_preview]Von »ungläubigem Staunen« ist in einer Mitteilung des Arbeitgeberverbands Nordmetall die Rede. »Wenn vor einer Woche noch die Rede von bis zu 4% war und der klare Fokus auf Beschäftigungssicherung und gemeinsam Zukunft gestalten lag, so fragt man sich jetzt wirklich, in welcher Welt manche Gewerkschaftsvertreter leben«, sagte Verhandlungsführerin Lena Ströbele.

Lürssen, Wolgast, Peene
Foto: Lürssen

Die Unternehmen befänden sich neben der Rezession seit 2019 mitten in der Corona-Krise, weitreichende Folgen seien absehbar und parallel müssten sie die digitale Transformation, den Strukturwandel und die zahlreichen Exportprobleme bewältigt werden.

Beschäftigte wollen Lohnausgleich und mehr Geld

Hintergrund des Vorstoßes ist eine kurz zuvor veröffentlichte Stellungnahme der Gewerkschaft. Darin geht es um besagte 4% und Vier-Tage-Woche »mit teilweisem Lohnausgleich«. Für die Forderungen gibt es eine breite Unterstützung der Beschäftigten. In einer Befragung der IG Metall sprachen sich Dreiviertel der 24.000 Teilnehmer dafür aus. »Bei einer Arbeitszeitverkürzung, etwa auch bei Kurzarbeit, ist den Beschäftigten der finanzielle Ausgleich besonders wichtig«, heißt es. Zudem habe eine Entgelterhöhung die Beschäftigten einen hohen Stellenwert hat. Etwa Zweidrittel der Befragten halten dieses Ziel für »sehr wichtig« oder »wichtig«.

Bei Nordmetall-Sprecherin Ströbele – gleichzeitig Personaldirektorin bei der Lürssen-Gruppe – stößt das auf Unverständnis: »Manche Firmen kämpfen deswegen ums Überleben. Das scheint bei der Gewerkschaft aber immer noch nicht richtig angekommen zu sein, anders kann ich mir diese Forderung von vier Prozent Volumen bei zwölf Monaten Laufzeit nicht erklären.« Zwar würde die IG Metall auch Elemente zur Arbeitsplatzsicherung und Krisenbewältigung in ihre Forderung einbeziehen. »Aber natürlich wäre es absolut kontraproduktiv und schädlich für die Unternehmen und die Arbeitsplätze, wenn die sowieso schon sehr hohen Arbeitskosten noch weiter steigen würden.« Genau das wäre aber laut Ströbele die Folge der Forderung der IG Metall.

»Kein Platz für Lohnsteigerung«

»In nächster Zeit« gibt es aus Sicht der Arbeitgeber für Lohnsteigerungen keinen Platz. Angesichts von Kurzarbeit, Sparpaketen und Staatshilfen hätte die Öffentlichkeit wenig Verständnis dafür. Verteilt werden könne frühestens etwas, wenn sich die Betriebe wieder auf das Vorkrisenniveau heraufgearbeitet haben. »Es ist einfach absurd, höhere Löhne zu fordern, Teile davon mit einer Vier-Tage-Woche zu verrechnen und dies als Beitrag zur Beschäftigungssicherung zu verkaufen«, so Ströbele weiter.

Die Tarifverhandlungen beginnen im Norden am 14. Dezember in Hamburg. Trotz der Forderungslage wolle man »an den bisherigen konstruktiven Dialog mit der IG Metall Küste« anknüpfen und hoffe, dass dies gerade angesichts der massiv betroffenen Branchen Luftfahrt und Schiffbau gelingt.