Nach Insolvenz, Übernahme durch Lürssen und Einstellung des Betriebs wird nun das Grundstück der Elsflether Werft zum Kauf angeboten.
[ds_preview]Der Vorstand der in Eigenverwaltung befindlichen Elsflether Werft AG hat die Beratungsgesellschaft Falkensteg mit Sitz in Düsseldorf beauftragt, einen Käufer für das Werftgelände im niedersächsischen Elsfleth zu suchen.
Das Grundstück mit einer Fläche von rund 95.000 m² ist mit mehreren Lagerhallen, Büro- und Verwaltungsgebäuden und einem Wohnheim bebaut. Ein Großteil der Gebäude wurde innerhalb der vergangenen fünf Jahre umfangreich saniert, bei einigen anderen besteht hingegen ein Sanierungs- bzw. Instandhaltungsstau. »Altlasten sind – nach über 100 Jahren Werftbetrieb auf dem Gelände – vorhanden«, heißt es.
Technisch ist die Werft mit drei Slip-Anlagen, einer Photovoltaik-Anlage und Kranbahnen sowie Hafenkränen ausgestattet. Die Slip-Anlagen mit einer Länge von bis zu 78 m verfügen über eine Tragfähigkeit von bis zu 2.150 t. Der Werft liegt eine Genehmigung zur Herstellung und Reparatur von Schiffskörpern bis zu einer Länge von 120 m vor.
Bewegte Vorgeschichte
Im Oktober 2019 hatte Lürssen die Elsflether Werft aus der Insolvenz übernommen. Während Lürssen die Mitarbeiter und mit ihnen das Know-how im Reparaturgeschäft halten wollte, sah man für den Standort in Elsfleth nach einer Bestandsaufnahme keine Zukunft mehr. Im April 2020 hieß es daher, eine Fortführung der Werft sei »wirtschaftlich nicht tragfähig«, der Betrieb werde eingestellt. Gründe waren die Verschlickung des an der Hunte gelegenen Werfthafens, Altlasten auf dem Gelände sowie ein massiver Sanierungsstau. Die nötigen Investitionen seien aus dem laufenden Betrieb nicht zu erwirtschaften.
Zudem sind die an den Werftstandort angrenzenden Flächen im Februar 2020 nach der europäischen FFH-Richtlinie als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Das hat zur Folge, dass Lärm, Staub, Farbnebel, und andere typische Werftemissionen nicht mehr zulässig sind. Auch diese Einschränkung rechtfertige keine langfristige Perspektive für diesen Standort als Werft und Industriebetrieb.
Die Elsflether Werft war wegen explodierender Kosten und finanzieller Unregelmäßigkeiten bei der Sanierung des Marine-Schulschiffes »Gorch Fock« im Februar 2019 in die Insolvenz geraten. Gegen die früheren Vorstände und einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Verdachts der Untreue.
Nach einem Bieterwettstreit mit Fassmer hatte schließlich Lürssen die Werft einschließlich der 130 Mitarbeiter im Oktober 2019 übernommen und nach HANSA-Informationen eine Kaufpreis in einstelliger Millionenhöhe gezahlt haben. Auch die Weiterführung des Instandsetzungsauftrags für die »Gorch Fock« war Teil und Folge der Transaktion.