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In der Lübecker Bucht haben Spezialkräfte die Bekämpfung von Terroristen trainiert. Die Übung erfolgte auf der RoPax-Fähre »Nils Holgersson«. Mit im Einsatz waren die GSG 9, die Bundespolizei See sowie die Fliegerstaffel der Bundespolizei

Einmal jährlich üben Bundespolizei (BPOL) und Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) den Einsatz bei maritimen Gefahrenlagen. Das Szenario der[ds_preview] diesjährigen dreitägigen »Nationalen Maritimen Sicherheitsübung (NMS) RACOON 2020« im Oktober spielte sich in der Ostsee ab: Die »Nils Holgersson«, eine RoPax-Fähre der Reederei TT-Line, ist unterwegs von Travemünde nach Trelleborg. Plötzlich ein SSAS-Notsignal – Terroristen haben das Schiff gekapert. Für die Einsatzkräfte der GSG 9, der Spezialeinheit der Bundespolizei zur Bekämpfung von Schwerst- und Organisierter Kriminalität sowie Terrorismus, ist dies ein Auftrag und das Signal, schnell zu Hilfe zu kommen. Ihre Aufgabe ist die Befreiung der Besatzung, der Passagiere und des Schiffes.

Premiere für neue Polizeischiffe

Geübt und damit auch optimiert werden an Bord bewährte Verfahren zur Lösung einer terroristischen Bedrohungslage. Die Einsatzkräfte erproben aber auch neue Methoden des Zugriffs. Nach jeder Übungseinheit analysieren die Teams den Ablauf, Verbesserungen werden im nächsten Übungsdurchlauf umgesetzt.

Die Spezialeinheit kann auf unterschiedlichen Wegen an Bord kommen: Eine Möglichkeit ist, wie in der Übung das Fast-Roping, also das ungesicherte Herabgleiten an einem Seil aus dem Polizei­hubschrauber, aber genauso mit dem motorisierten Einsatzboot.

Neben drei Helikoptern der Fliegerstaffel aus Fuhlendorf waren an der Übung in der Ostsee die Bundespolizeischiffe »Bamberg« und »Bad Bramstedt« im Einsatz. Die »Bamberg« ist eines der drei Polizeischiffe des neuen Typs P-86, die bei der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser gebaut wurden. Wie ihre beiden Schwestern »Potsdam« und »Bad Düben« ist sie 86m lang, hat eine 19-köpfige Besatzung und läuft dank ihrem diesel-elektrischen Antrieb 21kn. Sie soll den Aktionsradius der Einsatzkräfte vergrößern und die Seeausdauer gegenüber den alten Schiffen verlängern, die nach 30 Dienstjahren ersetzt wurden.

Über Umwege und Notausgänge, die den Terroristen verborgen sind, gelangen die Beamten an die Aggressoren. Die Spezialeinheit geht schnell, planvoll und präzise vor. Die Terroristen werden überwältigt, das Schiff ist anschließend in der Hand der Spezialeinheit, dementsprechend kann die Besatzung aufatmen.

Fazit und Ausblick

Eigenen Angaben zufolge sind die Beteiligten der Übung zufrieden, dass die Zusammenarbeit aller Verantwortlichen aus Behörden, Sicherheitsorganen und deren Vollzugskräften seit 2016 intensiviert werden konnte. Deren Kompetenzen und Aufgaben sind im föderalen Deutschland miteinander verwoben. Das mache die Planung und Durchführung solcher Übungen komplex, habe aber bisher für alle staatlichen Akteure positive Ergebnisse und einen Mehrwert erbracht.

Gleiches gelte für die deutschen Reedereien und ihre Besatzungen, die von den gemeinsamen Trainings profitierten. Die diesjährige Übung habe das erneut gezeigt. Eine einmalige Übung reiche jedoch nicht aus. Erklärtes Ziel sei die kontinuierliche Anpassung der Strukturen und Fähigkeitsprofile an die sicherheitstechnischen Erfordernisse und die Gewährleistung der Nachhaltigkeit der Sicherheitsmaßnahmen.

Eine Ausweitung auf die europäische Ebene sei dabei ein klares Ziel, denn kein Wirtschaftszweig sei internationaler als die Schifffahrt. Und so befinden sich die BPOL und das BSH bereits in der Planungsphase für eine Übung des europäischen Spezialkräfteverbundes ATLAS, die 2021 stattfinden soll.

BSH fungiert als Schnittstelle

An der Übung RACOON waren verschiedene Dienststellen der Bundespolizei mit ihren Großfahrzeugen beteiligt, aber auch Behörden wie das Maritime Sicherheitszentrum in Cuxhaven mit seinem Gemeinsamen Lagezentrum oder das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Lübeck. Im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland tangieren Sicherheitsbelange viele staatliche Organe.

Betroffen sind natürlich auch die Besatzungen der Schiffe selbst, die als Zivilpersonen auf das Know-how behördlicher Sicherheitskräfte angewiesen sind. Deshalb organisiert und koordiniert das BSH als zentrale maritime Behörde die Übungen. »Das BSH verfügt über das Fachwissen, die Erfahrung, die Kontakte und die finanziellen Mittel, um als Schnittstelle zwischen Sicherheitsbehörden aus Bund und Ländern und der maritimen Wirtschaft zu agieren und die Umsetzung der maritimen Sicherheit in Deutschland im Wirkverbund mit der Bundespolizei See voranzutreiben«, erläutert BSH-Präsidentin Karin Kammann-Klippstein.