Foto: Reederei Wessels
Print Friendly, PDF & Email

Der Marktaufschwung kommt offenbar zu spät für drei Schiffsgesellschaften der Reederei Wessels. Die Feederschiffe rauschen in die Insolvenz, darunter auch die »Wes Amelie«.

Trotz der aktuellen Rallye [ds_preview]am Chartermarkt haben drei weitere deutsche Feeder-Containerschiffe kommerziell Schiffbruch erlitten. Wie aus amtlichen Bekanntmachungen hervorgeht, mussten die Eigentumsgesellschaften der »WES Amelie«, »WES Carina« und »WES Janine« noch kurz vor Weihnachten Insolvenzantrag stellen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Meppen Rechtsanwalt Andreas Sontopski aus Wettringen bestellt.

Die 2011 und 2012 gebauten Frachter der Wessels Reederei in Haren verfügen über 1.036 TEU Stellplatzkapazität und Eisklasse 1A, womit sie sich vor allem für Feeder- und Shortsea-Verkehre in Nordeuropa qualifizieren. Mit der »WES Amelie« und der »WES Carina« fahren zwei von ihnen Carrier-Fahrplänen zufolge beim Marktführer Unifeeder, die »Janine« ist an Ocean Network Express (ONE) verchartert.

NordLB will verwerten

Auslöser der Insolvenzen war nach Angaben von Reederei-Geschäftsführer Gerd Wessels, dass der Kreditgeber NordLB die Schiffsdarlehen fällig gestellt hat. Drei Jahre zuvor hatten Reederei und die Bank die Finanzierungen der Schiffe unter dem Druck der schwachen Märkte noch restrukturiert. Die angepassten Tilgungen und Zinsen seien seither planmäßig geleistet worden, so Wessels. Für eine Refinanzierung sei zum Jahresende keine Zeit mehr geblieben.

Dass der Hauptgläubiger jetzt schnell sein Engagement beenden will, erklärt Wessels mit dem rasanten Anstieg der Charterraten und auch der Schiffswerte seit dem Ende des dritten Quartals. Für Feederschiffe dieses Typs zogen die Marktraten in Nordeuropa binnen weniger Monate um 50% auf knapp 8.000 €/Tag an. »Jetzt, wo der Markt kommt, versucht die Bank, die Verluste der Vergangenheit aufzuholen.«

Wessels zufolge läuft das auf Initiative der Nord LB gestartete Bieterverfahren für die drei Containerschiffe auf Hochtouren. »Da gibt es jeden Tag drei Besichtigungen. Viele Unternehmen sehen sich die Schiffe an.« Der Reedereichef hofft nach eigenen Angaben noch darauf, dass er die Frachter in der Flotte behalten kann – etwa als Third-Party-Manager im Auftrag der künftigen Eigentümer.

LNG-Umrüstung wird vom Markt nicht honoriert

Bitter ist die Insolvenz vor allem für die »WES Amelie«, die im Jahr 2017 als erstes Containerschiff weltweit aufwändig für den Betrieb mit Flüssigerdgas (LNG) umgerüstet wurde. Dafür hatte es eine Förderung des Bundes gegeben, die aber nach HANSA-Informationen nur für den Umbau, nicht aber für den kommerziellen Betrieb bestimmt war.

Obwohl das Interesse der Befrachter am LNG-Betrieb angesichts der ausgerufenen Klimaziele für die Schifffahrt inzwischen stark zugenommen hat, hat das Wessels-Schiff offensichtlich keine auskömmliche Langfristcharter finden können. Auch der erhoffte Ratenbonus blieb aus, weil der LNG-Betrieb den Befrachtern im Zuge des Ölpreisverfalls im vergangenen Jahr keine Kostenvorteile mehr brachte.

»Was das Schiff leistet, wird im Markt nicht durch eine entsprechende Prämie honoriert«, stellt Wessels fest. Das könnte sich allerdings ändern, wenn der Preis für Marine Gas Oil (MGO) weiter anziehen sollte und LNG wieder wettbewerbsfähiger wird. In Rotterdam hat sich MGO in den vergangenen vier Wochen um mehr als 10% verteuert. Ob sich dadurch neues Interesse an der »WES Amelie« entzündet, bleibt abzuwarten. (mph)