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Antwerpen, Zeebrugge und North Sea Port haben sich zusammengetan, um Prozeduren für die verstärkt in den Fokus rückende Unterwasser-Reinigung von Rümpfen und Propellern voranzutreiben. Eine erste Zwischenbilanz fällt positiv aus

Schon 2017 hatte der größte belgische Hafen Antwerpen auf die Erwartung einer steigenden Nachfrage reagiert und erste Test-Abläufe initiiert[ds_preview]. Man will Testverfahren aufsetzen und Innovationen vorantreiben. Kurz darauf stießen Zeebrugge und die Hafenkooperation North Sea Port hinzu, im vergangenen Jahr starteten die Partner schließlich ein gemeinsames Projekt. Dabei geht es um die Rumpfreinigung und das »Polishing« von Propellern.

Die behördlichen Vorgaben wurden zwischen den Häfen angeglichen, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Die Richtlinien betreffen Beschichtungen, Reinigungstechniken – einschließlich Filtertechniken – und Testverfahren, sowohl im Labor (ex situ) als auch im Hafen (in situ). Nachdem interessierte Unternehmen die zuvor festgelegten Kriterien erfüllen, können Lizenzen für den praktischen Betrieb erteilt werden.

Propeller-Polishing

Da beim Propeller-Polieren im Wasser schädliche Partikel freigesetzt werden könnten, ist es nicht überall erlaubt. Die flämischen Häfen wollten nun einen gemeinsamen Rahmen schaffen, um solche Operationen zu ermöglichen, damit die Vorteile in Bezug auf Luftqualität und Kraftstoffeinsparungen ohne schädliche Auswirkungen auf die Meeresumwelt erzielt werden können.

Bei der Ex-situ-Prüfung wird auf standardisierte Weise beurteilt, ob ein Kandidat die Akzeptanzkriterien hinsichtlich Saug- und Filterleistung erfüllt. Die während des Tests entnommenen Proben werden auf verschiedene Parameter untersucht, darunter mindestens: Schwebstoffe, Kupfer, Aluminium, Nickel, Zink und Eisen. Wird der Labortest bestanden, folgt der Test im Hafen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der operativen Durchführung und der Reproduktion der erzielten Ergebnisse aus dem Ex-situ-Test. Weil wegen der nicht-abgeschlossenen Wassermassen eine genaue Überprüfung der Saugleistung schwierig ist, wird während des Versuchs analysiert, ob in unmittelbarer Nähe des Einsatzes eine wesentliche Konzentrationszunahme zu beobachten ist. Verwendet wird eine zylindrische Vorrichtung. Als Ausgangspunkt gilt die Annahme, dass die Konzentration in der Umgebung um bis zu 5% im Vergleich zu den Ausgangsmessungen ansteigen kann.

Nach Angaben der Behörden benötigen die meisten Kandidaten mehr als zwei Tests, um die Kriterien zu erfüllen. Zu den am häufigsten auftretenden Problemen gehören die Größe der Pumpe und das Design der Instrumente.

Rumpfreinigung

Die Rumpfreinigung dient der Entfernung von Ablagerungen und Verschmutzungen vom Schiffsrumpf. So soll die Performance des Schiffs verbessert werden, indem sowohl Kraftstoffeinsparungen und Emissionsreduzierungen erzielt werden. Auch bei einem solchen Vorgang, sofern er im Wasser stattfindet, schädliche Partikel wie Schwermetalle, Biozide oder invasive Arten freigesetzt werden können, ist sie nicht überall erlaubt.

Das von den drei Hafenbehörden entwickelte Genehmigungsverfahren beginnt mit einem Labortest. Dabei wird geprüft, ob die Reinigungsinstrumente die geforderten Abnahmekriterien hinsichtlich der Saugleistung erfüllen. Dies geschieht auf zwei Arten:

• Durch Reinigung einer Metallplatte, die mit einer leicht entfernbaren Anti-fouling-Farbe gestrichen wurde und die vertikal in einem Container aufgehängt ist.

• Durch Auftragen eines Farbstoffs an drei Punkten um das Gerät herum.

Im Gegensatz zum Ex-situ-Test zum Propellerpolieren wird beim Ex-situ-Test zur Rumpfreinigung die Filterleistung nicht bewertet, »da eine lackierte Metallplatte – überhaupt nicht – wie ein verschmutzter Schiffsrumpf aussieht«, heißt es seitens der Verantwortlichen. Die Sorge ist, dass ein Filtertest zu nicht repräsentativen Ergebnissen führt.

Erklärtes Ziel der Tests ist der Nachweis, dass das Farbmittel effektiv vom System angesaugt wird und nicht in die Wassersäule gelangt. Ein unabhängiges Labor – auszuwählen vom betreffenden Unternehmen selbst –analysiert die Proben aus dem Test. Sollte diese Methode aufgrund der Größe des zu testenden Geräts nicht durchführbar sein, wird in Absprache mit den flämischen Häfen ein alternatives Verfahren ausgearbeitet.Auch bei der Rumpfreinigung folgt auf den Labor- ein Praxistest. Dabei wird überprüft, ob in unmittelbarer Nähe eine wesentliche Konzentrationszunahme beobachtet werden kann und ob die Filterleistung den vorgesehenen Kriterien entspricht. Bestimmt wird sie mit dem gleichen Prüfverfahren und der gleichen Formel, wie sie für das Propeller-Polieren entwickelt wurde.

Erfahrungen

In der maritimen Industrie gibt es den Häfen zufolge großes Interesse an der Initiative – trotz den bisweilen signifikanten Investitionskosten vor allem bei der Rumpfreinigung. Gerade in diesem Bereich fiel zudem auf, dass aufgrund der Größe der Anlagen ein Labortest oft schwierig zu realisieren ist.

Seit Beginn der gemeinsamen Politik haben drei Unternehmen eine Lizenz für das Polieren von Propellern und zwei Unternehmen für die Reinigung von Schiffsrümpfen erhalten. Nach Angaben der Hafenbehörden arbeiten bereits »mehrere weitere Firmen« an dem Lizensierungsverfahren. Im Zeitraum von März 2019 bis Juli 2020 wurden 95 Propellerpolierarbeiten und 56 Rumpfreinigungsarbeiten durchgeführt. Zu den Reedereien, die sich beteiligten, gehören beispielsweise MSC, CLdN, Wallenius Wilhelmsen und Höegh.

Mit diesem Projekt, das je nach Erkenntnisgewinn kontinuierlich weiterentwickelt werden soll, wollen die drei Häfen einen Beitrag zu einer »grüneren« Zukunft, sowohl für das Klima als auch für die maritime Umwelt leisten. Die Verantwortlichen sind sich aber bewusst, dass sie Partner benötigen – und vor allem eine Harmonisierung in der internationalen Branche: »Wir hoffen auf eine internationale Politik, die alle von den Möglichkeiten dieser neuen Techniken und den möglichen Gewinnen überzeugt, die sie beispielsweise im Hinblick auf den geringeren Treibstoffverbrauch der Schiffe – bis zu 15% – bringen, ohne die Meeresumwelt in den Häfen, in denen sie unter Wasser gereinigt werden, zu beeinträchtigen«, heißt es abschließend.