bulk terminal kohle
Foto: Felix Selzer

Dass in der Rohstahlproduktion Kokskohle durch Wasserstoff ersetzt werden soll, hat die Befürchtung aufkommen lassen, dass Kokskohle bald ausgedient haben könnte. Grund zur Sorge für Betreiber von Massengutfrachtern?

[ds_preview]Nippon Steel, das größte stahlproduzierende Unternehmen Japans, plant, Kokskohle durch Wasserstoff im Reduktionsprozess zu ersetzen, während Mitsubishi Heavy ebenfalls den Bau eines kohlenstofffreien Stahlwerks in Österreich plant, schreibt das Beratungsunternehmen Drewry in einem aktuellen Report. Ein Probebetrieb des Werks mit Wasserstoff in Österreich soll 2021 beginnen. Während Mitsubishi eine Technologie der nächsten Generation entwickelt, bei der der Prozess der Direktreduktion von Eisen zum Einsatz kommt, wird Nippon Steel den Wasserstoff auf der Basis eines konventionellen Hochofens verwenden.

Andernorts plant Arcelor-Mittal ebenfalls den Bau eines auf Wasserstoff basierenden Stahlwerks in Deutschland im Jahr 2021, während andere große Stahlhersteller wie ThyssenKrupp und Salzgitter ebenfalls den Einsatz der Technologie für direkt reduziertes Eisen planen. »Insgesamt scheint es unvermeidlich, dass Wasserstoff mit der Zeit die Kokskohle ersetzen wird, da sich die Welt auf das Erreichen von Null-Kohlenstoff-Zielen zubewegt«, so Drewry.

Der Technologiewechsel werde jedoch mit vielen Hürden verbunden sein; die wichtigste davon ist nach Einschätzung der Analysten ein massiver Anstieg der Kosten, sowohl bei den Investitions- als auch bei den Betriebskosten. »Kurz gesagt, die neue Technologie ist, obwohl sie sehr effizient ist, weitaus teurer als die konventionelle Bauweise mit Kokskohle und einem Hochofen«, heißt es.

Wasserstoff ist derzeit ein teures Gut (die Marktkosten für Wasserstoff in Japan liegen bei etwa 100 ¥ pro Kubikmeter). Mit zunehmender Nutzung werden die Kosten jedoch wahrscheinlich sinken. Die japanische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Marktkosten bis 2030 auf ¥30 pro Kubikmeter zu senken. Dennoch muss der Preis von Wasserstoff um 90 % auf unter ¥10 pro Kubikmeter sinken, wenn er mit Kokskohle konkurrieren soll.

Außerdem haben bestehende Stahlwerke eine lange Lebensdauer, typischerweise 30-40 Jahre, und ihre vorzeitige Stilllegung, um die Umweltziele zu erreichen, bedeutet enorme zusätzliche Kapitalkosten. »Der globale Stahlmarkt ist hart umkämpft, und es wird für einzelne Stahlhersteller schwierig sein, ihre Kosten in einer Zeit zu erhöhen, in der die Margen bereits sehr dünn sind«, meint Drewry. »Insgesamt glauben wir, dass es viele Jahre dauern wird, bis sich die Auswirkungen des Einsatzes von Wasserstoff auf die Nachfrage nach Kokskohle bemerkbar machen werden, wobei die Auswirkungen des Technologiewechsels erst sehr langfristig sichtbar werden.«

Die Nachfrage nach Schiffskapazitäten für den Transport von Kokskohle ist in den letzten 20 Jahren jährlich um 1,8 % gestiegen, und der Anteil der Kokskohle am Trockenmassengutverkehr lag im Jahr 2020 bei 6 %. Im selben Jahr machte die Schifffahrtsnachfrage (Tonnenmeilennachfrage) nach Kokskohle jedoch nur 1,5 % der gesamten Schifffahrtsnachfrage nach Trockenmassengut aus. »In Anbetracht der Tatsache, dass diese Nachfrage über einen langen Zeitraum hinweg allmählich zurückgehen wird, erscheint der jüngste Wirbel um die Behauptung, dass die Verwendung von Wasserstoff in der Stahlherstellung negative Auswirkungen auf den Kokskohlehandel haben wird, etwas übertrieben«, meinen die Marktexperten.

»Wenn auch nur in geringem Maße, werden die Auswirkungen der Umstellung auf Australien-Asien, Kanada-Asien, US-Asien und bis zu einem gewissen Grad auf den Transatlantik spürbar sein«, heißt es. Die wichtigsten Exporteure von Kokskohle sind Australien, Amerika und Russland, die zusammen 250-300 Mio. t jährlich liefern, während Asien und Europa die Hauptverbraucher sind. Da der Australien-Asien-Handel mehr als 55 % zum weltweiten Kokskohlehandel beiträgt, wird diese Route durch die Umstellung auf Wasserstoff am stärksten betroffen sein.