Reeder fordern von der Europäischen Kommission, bei der Dekarbonisierung der Schiffahrt auch die Kraftstofflieferanten in die Pflicht zu nehmen.
Der EU-Reederverband ECSA bezeiht sich auf die Initiative »FuelEU Maritime – Green European Maritime Space«, die als Gesetzesinitiative im Rahmen des Arbeitsprogramms der EU-Kommission für 2020 angekündigt wurde. Diese soll ein wichtiges Element der kommenden »Strategie für eine nachhaltige und intelligente Mobilität« sein. Mit der Initiative will man die Produktion, den Einsatz und die Akzeptanz nachhaltiger alternativer Schiffskraftstoffe vorantreiben und Schiffe in den Häfen zu verpflichten, ihre Emissionen drastisch zu reduzieren.
Die Dekarbonisierungsziele für die Schifffahrt sollen nun nach Vorstellungen der ECSA um Zusätze für Kraftstoffanbieter ergänzt werden, um kohlenstoffarme und kohlenstofffreie Kraftstoffe für den Sektor verfügbar zu machen. Zudem solle der Multiplikator für erneuerbare Kraftstoffe, die im maritimen Sektor verwendet werden, im Rahmen der Richtlinie für erneuerbare Energien (RED) erhöht werden.
Eine Treibstoffnorm als Anforderung an die Schiffe statt an die Treibstofflieferanten im Rahmen des Vorschlags von FuelEU Maritime würde das Risiko bergen, keine Emissionsreduzierungen zu erzielen, und wäre schwierig durchzusetzen, meinen die Reeder. Sie plädieren für marktbasierte Maßnahmen (MBM), ein Fonds könnte die Einnahmen investieren, um die Akzeptanz neuer Kraftstoffe zu unterstützen.
»Ein globaler Ansatz muss der Eckpfeiler der EU-Politik sein, und jede regionale Maßnahme würde die Gefahr bergen, die internationalen Verhandlungen auf IMO-Ebene zu untergraben«, fürchtet der Verband. Der Erfolg der Dekarboniiserung der Schifffahrt hänge in erster Linie von der Einführung emissionsfreier oder emissionsarmer, sicherer und weithin verfügbarer alternativer Kraftstoffe ab, die es noch nicht gebe.
ECSA plädiert für einen zweigleisigen Ansatz, wenn EU-Maßnahmen eingeführt werden sollen:
- Einrichtung eines Fonds im Rahmen einer MBM und Verwendung der Einnahmen zur Finanzierung von F&E-Projekten und zur Überbrückung der Preislücke zwischen neuen und konventionellen Kraftstoffen;
- Anreize schaffen und Kraftstoffanbieter verpflichten, einen bestimmten Prozentsatz an kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Kraftstoffen in ihr Angebot aufzunehmen, indem Unterziele und ein höherer Multiplikator für kohlenstoffarme und kohlenstofffreie Kraftstoffe im Rahmen der RED eingeführt werden.
»Die Einführung der richtigen Anreize und Anforderungen für Kraftstofflieferanten, um kohlenstoffarme und kohlenstofffreie Kraftstoffe für die Schifffahrt auf dem Markt verfügbar zu machen, ist eine Voraussetzung für die Dekarbonisierung des Sektors. Wie bei der Einführung aller neuen Kraftstoffe kann das Henne-Ei-Dilemma nur durch die Einführung geeigneter Anforderungen für Kraftstofflieferanten gelöst werden. Ein Fonds im Rahmen einer MBM könnte die Einführung dieser Kraftstoffe unterstützen«, sagt Martin Dorsman, Generalsekretär des ECSA.
Ein Fonds im Rahmen eines EU-MBM würde auch den Verwaltungsaufwand für die Branche minimieren und sicherstellen, dass alle Einnahmen in die Energiewende investiert werden, so der ECSA-Chef.
Dorsman fügt hinzu: »Eine Kraftstoffnorm sollte auf die Kraftstofflieferanten ausgerichtet sein und nicht auf die Schiffe, die lediglich die Kraftstoffverbraucher sind. Dies ist besonders relevant und sollte von der Europäischen Kommission im Rahmen des bevorstehenden FuelEU Maritime-Vorschlags berücksichtigt werden. Wir sind sehr besorgt, dass, sollte die FuelEU Maritime einen Kraftstoffstandard als Anforderung für Schiffe vorschlagen, eine solche Maßnahme den Bunkermarkt ernsthaft stören würde und schwer durchsetzbar wäre.«
Noch wichtiger sei, dass sie keine Anreize für Energieeffizienzverbesserungen schaffen würde, seien sie technischer Art (Unterstützung durch Windantriebe, Wärmerückgewinnungssysteme, Optimierung von Schiffsrumpf und Propeller usw.) oder betrieblicher Art (Routenoptimierung, Langsamfahrt usw.).