Verschärfte Kapazitätsengpässe am Containermarkt verleihen den Frachten erneut Auftrieb. Das Ladungsaufkommen bleibt hoch.
[ds_preview]Wie erwartet steigen die Frachtraten in der Linienschifffahrt infolge der sechs Tage währenden Sperrung des Suez-Kanals Ende März jetzt erneut an. Deutliche Ausschläge nach oben gab es diese Woche unter anderem im Asien-Europa-Verkehr, aber auch im Transatlantikverkehr.
Die Index-Rate des World Container Index (WCI) für Verschiffungen von Shanghai nach Rotterdam kletterte gestern um 5% auf 7.852 $/FEU, während sich Verladungen von Nordeuropa zur US-Ostküste laut dem Freightos Baltic Global Index um fast 30% auf 2.851 $/FEU verteuerten. Für den stärker reglementierten Transatlantik-Verkehr ist so ein steiler Anstieg höchst ungewöhnlich. Dies könnte ein Vorzeichen für weitere Erhöhungen auch in anderen Trades sein.
Nach der Sperrung des Suez-Kanals sind viele Liniendienste aus dem Fahrplan gerutscht. Um die Verzögerungen aufzuholen, müssen die Carrier erst einmal zahlreiche Abfahrten streichen, wodurch das Angebot an Laderaum drastisch abnimmt. Maersk warnte seine Kunden, dass die Stellplatzkapazitäten einstweilen um 20-30% eingeschränkt sein könnten. Hapag-Lloyd sah sich gezwungen, einen Buchungsstopp für mehrere Transatlantik-Abfahrten zu verkünden. CEO Rolf Habben Jansen erklärte gestern, dass er erst ab dem dritten Quartal mit einer Normalisierung der Lage rechnet.
SCFI legt zu
Der Shanghai Index SCFI für die Spotraten auf den wichtigsten Routen ex Fernost stieg heute um 2,6% auf über 2652 $/TEU – genauso stark wie kurz zuvor bereits der »Backhaul-Index« CICFI, der die Raten für Containerimporte nach China abbildet. Neben erneuten generellen Ratenanhebungen führen die Linien verstärkt zusätzliche Surcharges ein, um erhöhte operative Kosten infolge der Suezkanal-Sperrung und allgemeinen Abfertigungsengspässen auf die Kunden abzuwälzen. Das sorgt für erheblichen Unmut bei Kunden und Spediteuren. MSC kündigte eine Emergency Revenue Recovery Surcharge an, während Cosco für Intermodal-Transporte in Europa eine »Flow Disruption Surcharge« haben möchte.
»Krasser Gegensatz«
Jüngste Verkehrsdaten lassen erkennen, dass der containerisierte Seehandel weiter boomt. Laut Container Trades Statistics (CTS) gingen die weltweiten Containerverladungen im Februar nur um 2% gegenüber dem Vormonat zurück. »Das steht im krassen Gegensatz zu den Vorjahren. Normalerweise gehen die Volumina im Februar aufgrund der Saisonalität um rund 8% zurück. Damit waren die Mengen zuletzt 6% besser als erwartet«, sagte Thomas Hartwig, Research-Leiter der Reederei Peter Döhle.
Um die Nachfrage bedienen zu können, chartern die Linien weiter massiv ein – sofern sie überhaupt freie Schiffe finden. Der New ConTex für die Charterraten von Schiffen zwischen 1.100 und 4.250 TEU legte diese Woche noch einmal kräftig um 3,4% zu. Im Panamax-Bereich soll der US-Carrier Matson Gerüchten zufolge ein 4.300-TEU-Schiff zu über 40.000 $/Tag für zweieinhalb Jahre gechartert haben – ein Anstieg um mehrere Tausend Dollar. Auch in den kleineren Segmenten ging es kräftig aufwärts. Der moderne Wenchong-Typ »Box Endeavour« (1.708 TEU) bekommt Berichten zufolge über 21.000 $/Tag für zwei Jahre bei Wan Hai.
Moderate Entwicklung für Bulker
Moderater war die Entwicklung am Dry-Bulk-Spotmarkt. Der Baltic Dry Index verzeichnete ein kleines Plus von 13 auf 2.085 Zähler. Ausschlaggebend dafür war eine weitere Belebung im Capesize-Segment: Die Durchschnittsrate der Großbulker im Trip-Business verbesserte sich auf Wochensicht um 20% auf 23.900 $/Tag. Für Panamaxe ging es um 19% auf 18.000 $/Tag runter, für Supramaxe und Handies um 3% und um 8% auf 19.600 und auf 18.900 $/Tag. Vor allem im Atlantik gaben die Raten weiter nach.
Einbruch auf Tanker-Märkten
Für die Rohöltanker war es trotz der verheißungsvollen Entscheidung der OPEC+, die Fördermengen ab Mai hochzufahren, eine rabenschwarze Woche. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen fielen für alle drei Tankertypen (VLCC, Suezmax, Aframax) um rund ein Fünftel gegenüber der Vorwoche. (mph)