Nicht erst durch die Corona-Pandemie sind Seeleute mitunter großem psychischen Belastungen ausgesetzt. In Deutschland gibt es dafür unter anderem die »psychosoziale Notfallversorgung« – sie feiert jetzt ein Jubiläum.[ds_preview]

Gestern haben Mitglieder der Deutschen Seemannsmission, der Evangelischen Militärseelsorge und der Kirchen mit dem Havariekommando das 10-jährige Jubiläum der maritimen Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Havariekommando in einer virtuellen Veranstaltung gefeiert.

Anlässlich des Jahrestages wurde den beteiligten Kräften für ihre wertvolle Unterstützung gedankt. »Es ist eine große Freude, dass wir gemeinsam die maritime PSNV vor zehn Jahren initiieren und seitdem stetig weiterentwickeln konnten«, sagte der Leiter des Havariekommandos Hans-Werner Monsees. »Die maritime PSNV ist ein wichtiger Teil unseres Krisenmanagements.«

Mission-to-Seafarers
Foto: Mission-to-Seafarers

Seit rund zehn Jahren kümmert sich das Havariekommando um die Organisation und Koordination der PSNV für Betroffene und Einsatzkräfte bei maritimen Schadenslagen. »Komplexe Schadenslagen wie Schiffsbrände, Kollisionen, aber auch die aktuelle Corona-Pandemie haben gezeigt, dass ein vielfältiger Betreuungsbedarf entstehen kann. Dabei müssen wir die besonderen Gegebenheiten und Lebensumstände an Bord von Schiffen berücksichtigen«, so Dorothea Wichterich vom Havariekommando, die seit Beginn die PSNV im Havariekommando verantwortet.

Die Corona-Pandemie hatte die Entwicklung noch einmal forciert, als viele Seeleute monatelang auf Schiffen ausharren mussten oder in Häfen feststeckten, obwohl ihre Fahrtzeit schon beendet war. Die Deutsche Seemannsmission hatte kürzlich eine neue Stelle dafür eingerichtet.

Eingebunden in Strukturen des Havariekommandos

Die Mitarbeiter des Havariekommandos unterstützen neben ihrer beruflichen Tätigkeit externe Fachberater PSNV der Deutschen Seemannsmission, der Evangelischen Militärseelsorge und der Kirchen. Sie sind in die Alarmierungsstrukturen des Havariekommandos fest eingebunden. Neben der Hilfe im Einsatzfall beraten die Fachberater PSNV beispielsweise bei der konzeptionellen Arbeit, sind in die Übungen involviert und stehen den Beschäftigten des Havariekommandos auch im Alltag als psychosoziale Ansprechpartner zur Verfügung.

Die Beteiligten sind sich der Wichtigkeit der PSNV bewusst. »Wir machen das um der Menschen willen, das ist das Allerwichtigste – ganz egal, welcher Religion oder Nationalität jemand ist«, sagte Regionalbischof Hans Christian Brandy. Einen Professionalisierungsschub erhalte die PSNV auch durch die im April 2021 eingerichtete Stabsstelle für PSNV bei der Deutschen Seemannsmission. »Es ist eine Aufgabe, die über das kirchliche Feld hinausgeht«, so Pastor Christoph Ernst, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission.