Das Gelände der ehemaligen Elsflether Werft hat neue Eigentümer: Die Kloska-Gruppe mit Hauptsitz in Bremen und TT Bau-Gruppe aus Rastede übernehmen.[ds_preview]
Die Verhandlungen mit der Elsflether Werft und deren Sachverwalter wurden zügig geführt, teilte die als Ausrüster in der maritimen Branche bestens bekannte Kloska-Gruppe heute mit. Über den Ankauf des 95.000m² großen Geländes an der Unterweser in Elsfleth samt technischen Anlagen sei Einigkeit erzielt worden, die Neu-Ansiedlung des Geländes erfolgte den Angaben zufolge »auch dank der Unterstützung und Vermittlung der Lürssen-Gruppe«.
Damit beginnt erneut ein neues Kapitel in der Geschichte des Werftgeländes. Ende 2020 war bekannt geworden, dass das Gelände nach Insolvenz, Übernahme durch Lürssen und der Betriebsaufgabe verkauft werden soll. Über den Kaufpreis und den sonstigen Vertragsinhalt vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.
Neue Firma
Die Verträge sind bereits unterzeichnet, die Übernahme ist für den 1. Juli vorgesehen. Die zukünftige Verwaltung des Geländes wird durch die neu gegründete Neue Elsflether Werft GmbH erfolgen. Nadine Kloska und Torsten Thümler übernehmen die Geschäftsführung. Das Gelände soll künftig »für Erweiterungen der beiden Investoren« genutzt werden. Angeboten werden sollen Reparaturen, Umschlag und Dienstleistungen in den Bereichen Industrie und Schifffahrt. Kloska und TT Bau wollen einige Unternehmen auf dem Areal ansiedeln und damit zusätzlich neue Arbeitsplätz schaffen. Außerdem ist eine Vermietung von Freiflächen- und Lagerhallen sowie Verwaltungs- und Büroflächen für Gewerbezwecke geplant. Sie eignen sich beispielsweise perfekt als Lager-, Produktions- oder Reparaturflächen.
Das Grundstück mit einer Fläche von rund 95.000 m² ist mit mehreren Lagerhallen, Büro- und Verwaltungsgebäuden und einem Wohnheim bebaut, hieß es bei der Verkündung der Verkaufspläne. Ein Großteil der Gebäude wurde innerhalb der vergangenen fünf Jahre umfangreich saniert, bei einigen anderen besteht hingegen ein Sanierungs- bzw. Instandhaltungsstau. »Altlasten sind – nach über 100 Jahren Werftbetrieb auf dem Gelände – vorhanden«, heißt es. Technisch ist die Werft mit drei Slip-Anlagen, einer Photovoltaik-Anlage und Kranbahnen sowie Hafenkränen ausgestattet. Die Slip-Anlagen mit einer Länge von bis zu 78 m verfügen über eine Tragfähigkeit von bis zu 2.150 t.
Bewegte Vorgeschichte
Im Oktober 2019 hatte Lürssen die Elsflether Werft aus der Insolvenz übernommen. Während Lürssen die Mitarbeiter und mit ihnen das Know-how im Reparaturgeschäft halten wollte, sah man für den Standort in Elsfleth nach einer Bestandsaufnahme keine Zukunft mehr. Im April 2020 hieß es daher, eine Fortführung der Werft sei »wirtschaftlich nicht tragfähig«, der Betrieb werde eingestellt. Gründe waren die Verschlickung des an der Hunte gelegenen Werfthafens, Altlasten auf dem Gelände sowie ein massiver Sanierungsstau. Die nötigen Investitionen seien aus dem laufenden Betrieb nicht zu erwirtschaften.
Zudem sind die an den Werftstandort angrenzenden Flächen im Februar 2020 nach der europäischen FFH-Richtlinie als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Das hat zur Folge, dass Lärm, Staub, Farbnebel, und andere typische Werftemissionen nicht mehr zulässig sind. Auch diese Einschränkung rechtfertige keine langfristige Perspektive für diesen Standort als Werft und Industriebetrieb.
Die Elsflether Werft war wegen explodierender Kosten und finanzieller Unregelmäßigkeiten bei der Sanierung des Marine-Schulschiffes »Gorch Fock« im Februar 2019 in die Insolvenz geraten. Gegen die früheren Vorstände und einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Verdachts der Untreue.
Nach einem Bieterwettstreit mit Fassmer hatte schließlich Lürssen die Werft einschließlich der 130 Mitarbeiter im Oktober 2019 übernommen und nach HANSA-Informationen eine Kaufpreis in einstelliger Millionenhöhe gezahlt haben. Auch die Weiterführung des Instandsetzungsauftrags für die »Gorch Fock« war Teil und Folge der Transaktion.