Anlässlich der Weltklimaschutzkonferenz »COP 26« in Glasgow hat sich die internationale Reeder-Gemeinschaft für ambitioniertere Ziele ausgesprochen – gleichzeitig werden mehr Finanzhilfen gefordert.[ds_preview]
Über den Weltverband International Chamber of Shipping (ICS) forderten die Reedereien heute, die bestehenden verbindlichen Klimaziele, die sich die Industrie über die Weltschifffahrtsorganisation IMO global gegeben hatte, noch einmal deutlich zu verschärfen. »Unsere Branche will bereits im Jahr 2050 klimaneutral sein«, sagte Alfred Hartmann, Präsident des Verband Deutscher Reeder (VDR).
Einen entsprechenden Vorschlag dazu hat die ICS bei der IMO in London eingereicht, über den die 175 Mitgliedsstaaten diesen November erstmals beraten sollen. Der VDR war nach eigenen Angaben eine der treibenden Kräfte beim Beschluss zur Klimaneutralität der Schifffahrt.
Die UN-Organisation IMO hatte 2018 für die Seeschifffahrt eindeutige Klima-Ziele verabschiedet: eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 50% bis zum Jahr 2050. Hartmann betonte nun, der Klimaschutz erlaube keinen Aufschub mehr.
Mit ihrem Antrag erkenne die Schifffahrt die dringende Notwendigkeit an, die Zeitpläne für die Dekarbonisierung zu beschleunigen. „»Unsere Aufforderung an die Mitgliedsländer der IMO ist ein deutliches Signal, dass wir als Schifffahrt jetzt proaktiv Tempo machen«, sagte der Leeraner Reeder. Die Annahme eines Netto-Null-Ziels durch die IMO würde das von der Branche und von Energieversorgern, Schiffsbauern und Motorenherstellern angestrebte starke Signal senden, damit Investitionen in grüne Kraftstoffe und Technologien beschleunigt und skaliert werden können.
»Nicht der Motor ist das Problem, sondern der Brennstoff«
Der VDR-Präsident betonte erneut, dass für Klimaneutralität in der Seeschifffahrt allerdings Optimierungen an Schiffen und bei ihrem Betrieb nicht ausreichen würden, sondern eine Revolution bei den Treibstoffen nötig sei – sowohl, was Entwicklung als auch weltweite Verfügbarkeit angehe: »Grundsätzlich gilt: Nicht der Motor ist das Problem, sondern der Brennstoff.«
Die Idee, Verbrennungsmotoren abzuschaffen, sei für die Schifffahrt nicht praktikabel. Batterie- oder Brennstoffzellenantriebe wären lediglich für küstennahe Fährverkehre einsetzbar, nicht für die große Fahrt. Zudem müssten alle Akteure in der Logistikkette in die Pflicht genommen werden: »Nur am Schiff anzusetzen, greift zu kurz.«
Finanzhilfen nötig
Um das Ziel zu erreichen, braucht es nach Ansicht der Reeder finanzielle Unterstützung und einer umfassenden Förderstruktur weltweit – von der IMO, in der EU, aber auch in Deutschland von der neuen Bundesregierung. Hartmann: »Als Industrie sind wir bereit, dafür eine Abgabe auf jede Tonne Treibstoff zu zahlen – auch diesen Vorschlag haben wir bei der IMO eingereicht. Damit dürfte auch dem letzten Kritiker deutlich werden, wie ernst wir es mit dem Klimaschutz meinen.«