Der fortdauernde Lockdown in Shanghai sorgt weltweit für Störungen der Lieferketten. Charter-Laufzeiten werden trotz knapper Tonnage kürzer.[ds_preview]
Seit vier Wochen werden kaum noch Abschlüsse gemeldet. Die Linien waren bereits im vergangenen Jahr, auf dem Höhepunkt der Nachfrage, dazu übergegangen, sich Tonnage zu sichern, die erst spät im Verlauf des Jahres verfügbar ist. Die Folge: Freie Schiffe sind so gut wie nicht mehr zu finden. Und wenn, wird auf Zeit gespielt – die Zeit der Rekordraten und langen Laufzeiten scheint vorbei.
Das ist vor allem im Feedersegment zu beobachten, für das dreijährige Perioden zur Norm geworden waren. Jetzt gibt es eher 12 Monate, wenn überhaupt. So bekommt die »Contship Vie« (Baujahr 2007, 1.118 TEU) für 14-16 Monate von CMA CGM im Mittleren Osten 30.000 $/Tag, während die etwas kleinere »X-Press Agility« (Baujahr 2010, 1.036 TEU) von ONE im Atlantik über 1 Jahr hinweg 32.500 $/Tag erhält. cMA CGM greift für die »Diane A« (Baujahr 2008, 1.604 TEU) tiefer in die Kasse und zahlt 43.000 $/Tag für 11-13 Monate.
Größere Einheiten jenseits der Panamax-Klasse sind da noch in einer besseren Situation. Und es ist nach Einschätzung von Marktbeobachtern durchaus damit zu rechnen, dass die Nachfrage wieder anzieht, sobald sich die momentanen Engpässe in China auflösen.
Repräsentative Fixtures
Die strikte Null-Covid-Politik der chinesischen Regierung hat im globalen Liniennetz zusätzliche Turbulenzen ausgelöst. Rund 300 Schiffe stauen sich vor den wichtigen Häfen in Schanghai und Ningbo-Zhoushan, die Nr. 1 und Nr. 3 im weltweiten Containerumschlag. Zwar wurde keiner der beiden Häfen gänzlich geschlossen, doch ist, durch die geltenden Restriktionen an den Terminals und mehr noch für die Produktionsstätten, das Exportvolumen deutlich gesunken. In der 26 Mio. Einwohner zählenden Hafenstadt gelten seit einem Monat weitgehende Ausgangssperren.
Das dürfte auch in Deutschland für weitere Preissteigerungen und einen Inflationsanstieg sorgen, warnt Maximilian Butek, Vertreter der deutschen Wirtschaft in Schanghai. Viele Unternehmen hätten ihre Waren teilweise seit mehr als drei Wochen nicht mehr aus dem Land bekommen. Es dürften Monate vergehen, um die Störungen in den Lieferketten zu beheben.
Die Frachtraten zeigen sich davon kaum beeindruckt und geben weiter nur leicht nach. Zwischen Asien und der US-Westküste um -2% auf 15.552 $/FEU und um -5% seit dem Covid-Ausbruch – das ist immer noch 162% mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Zur US-Ostküste bleibt das Niveau unverändert bei 17 148 $/FEU – 176% höher als im April 2021.
Die Preise nach Nordeuropa gingen hingegen während des Lockdowns deutlich um -14% zurück, da die Inflation auch die europäische Nachfrage dämpft, legten aber zuletzt aber wieder um 2% auf 11.657 $/FEU zu. Der Gesamtindex FBX gab -1% nach und notierte zuletzt bei 9.166 $/FEU.
Der WCI von Drewry World sank um -0,9 % auf 7.874,43 $/FEU. Der Index liegt 60,3% über Vorjahr und zeigt in Bezug auf die Fahrtgebiete die gleiche Tendenz wie der FBX. (KF)