Das traditionsreiche Hamburger Unternehmen modernisiert seine Flotte mit 26 Neubauten und 13 modernen Secondhand-Einheiten. Neben der Effizienz steht die Nachhaltigkeit im Fokus – bis 2045 will die Reederei mit ihren Schiffen CO₂-neutral sein[ds_preview]
Ein Großteil der Flottenzugänge ist von Werften in China und in der Türkei bereits abgeliefert und in Fahrt gesetzt worden. Ein Beispiel für die neuen Umweltinvestitionen bei der GEFO ist die »Tosca« mit LNG-Antrieb, auf der sich der Ausstoß von Feinstaub und Schwefeloxiden (SOx) um jeweils 100 %, von Stickoxiden (NOx) um 80 % und von Kohlendioxid (CO₂) um 25 % gegenüber konventionellen Gasöl-Antrieben verringert.
Insgesamt hatte die GEFO neun Chemietanker auf Werften in China, in der Türkei, in Rumänien und in den Niederlanden bestellt. Darunter sind drei Schiffe mit jeweils rund 7.500 t Tragfähigkeit sowie sechs Chemietanker mit je 3.800 tdw. Dazu wurden weitere fünf Seetanker am Secondhandmarkt gekauft, darunter die drei Jahre alte »Gioconda« (7.500 tdw, 14 Stainless Steel-Tanks) mit Eisklasse 1A.
Das mit 400 Mio. € größte Investitionsvorhaben in der Geschichte des Unternehmens ist dem speziellen Geschäft der GEFO geschuldet. Sie ist mit ihren Schiffen vornehmlich in der Chemiefahrt und mit langfristigen Charterverträgen unterwegs. Bei den transportierten Produkten – 18,3 Mio. t in 2021 – handelt es sich ausschließlich um Gefahrgüter mit explosiven und toxischen Inhalten. Die Sicherheit für Mensch und Umwelt, Ladung und Schiff steht bei jedem Transport im Vordergrund: »zero incidents – zero accidents«, lautet die Devise. Alle Einheiten werden daher mit Doppelhülle gebaut.
Zudem gelten seitens der Verlader aus der Chemie – und Mineralölindustrie, strikte Altersrestriktionen. In der Regel dürfen die Schiffe nicht älter als 20 Jahre sein. Dazu kommen wachsende Anforderungen an die Effizienz und den Emissionsausstoß. »Um unseren Verpflichtungen nachzukommen, müssen wir in die Flotte investieren«, sagt Sven Schwarz, Geschäftsführer der GEFO.
Alle seegängigen Neubauten wurden und werden daher mit Tanks aus Stainless Steel gebaut, um für alle flüssigen Chemieprodukte – inklusive Säuren und Laugen – einsatzfähig zu sein. Dank der optimierten Schiffsdesigns und den derzeit modernsten Antriebsanlagen, die mit MGO oder LNG betrieben werden, sinken der Kraftstoffverbrauch und damit auch die Emissionen nach den Worten von Schwarz um etwa 30 % gegenüber älteren Schiffen. »Wir legen größten Wert auf hochwertige Tonnage und die größtmögliche Nachhaltigkeit«, sagt der Geschäftsführer.
Das gilt nicht nur für die 25 seegängigen Schiffe, sondern auch für die Flotte an Binnentankern, die deutlich größer ist und vor allem auf dem Rhein, speziell im Chemiedreieck rund um die Seehäfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam eingesetzt sind. Auch in diese Sparte hat die GEFO kräftig investiert – in fünf Gastanker sowie in zwölf Chemikalientanker, davon elf ebenfalls mit Ladetanks in Stainless Steel. Die insgesamt 17 Neubauten sind mit Stage V-Motoren und mit SCR-Katalysatoren für die Abgasnachbehandlung ausgerüstet, wodurch sich der Schadstoffausstoß bei Kohlenwasserstoffen um 81 %, bei Stickoxiden um 97 % und beim Feinstaub um 95 % verringert. Dazu wurden acht Zukäufe getätigt. Die Tragfähigkeit der Flusstanker der GEFO liegt zwischen 1.500 t und 4.000 t. Ein Drittel der neuen Chemietanker konnte bereits langfristig für jeweils zehn Jahre an namhafte Verlader verchartert werden.
Insgesamt zählt die GEFO-Flotte jetzt 150 Spezialtanker, die jeweils zur Hälfte aus eigenen und gecharterten Schiffen, bevorzugt von sogenannten Kapitänseignern. Die Gesamtkapazität umfasst 428.293 tdw an Tragfähigkeit und 500.980 m³ an Rauminhalt. Darunter sind 35 Edelstahltanker (132.840 tdw bzw. 142.112 m³). »Nach Inbetriebnahme aller Neubauten haben wir mit einem Durchschnittsalter der See-Einheiten von neun Jahren bzw. mit 13,2 Jahren bei den Flussschiffen die jüngsten Spezialtankerflotten in Europa«, sagt Schwarz.
Die 25 Seetanker werden primär in der Fahrt zwischen den Häfen der Nordsee, der Ostsee und des westlichen Mittelmeers beschäftigt, also von Finnland bis Frankreich, von Spanien bis Schweden. Ergänzt werden die Reederei-Aktivitäten der GEFO durch ein weltweites Bunkertrading im Seebereich.
Das gewaltige Investitionsprogramm konnte nach Angaben von Schwarz dank der »robusten Bilanz« zur Hälfte aus eigener Kraft und zur anderen Hälfte aus Bankkrediten gezahlt werden. Doch schon jetzt richtet sich der Blick auf morgen. »Wir wollen und werden weiter in die Flotte investieren, um unsere Marktposition zu festigen und auszubauen«, sagt der GEFO-Geschäftsführer. Bis 2045 will das Unternehmen nach eigenen Angaben gemäß dem Pariser Klimaabkommen CO₂-neutral fahren. Dazu müssen auch in den kommenden 20 bis 25 Jahren sukzessiv alle älteren Schiffe auf See wie auch auf Binnengewässern durch Neubauten ersetzt werden.
Während die jüngsten Neubauten noch konventionell, also mit fossilen Kraftstoffen unterwegs sind, könnten kommende Schiffe mit grünem Wasserstoff, grünem Methanol oder grünem Ammoniak bebunkert werden. »Mit den heutigen Schiffen sind die Klimaziele nicht zu erreichen«, sagt Schwarz. Bei der GEFO rechnet man auch nicht damit, dass es lohnen wird, die Bestandsschiffe, die dann ein Vierteljahrhundert oder älter sein werden, auf neue schadstofffreie Antriebe umzurüsten. »Daher wird es weitere, noch modernere Neubauten geben müssen.«
Ein erstes Konzept für die Umrüstung eines Seetankers auf Wasserstoff-Betrieb ist bereits fertig entwickelt und von der Klassifikationsgesellschaft DNV zur Genehmigung eingereicht. Eine Förderzusage des Bundes liegt vor. Wird das Projekt umgesetzt, wäre dieser Tanker das erste Null-Emissions-Frachtschiff seit dem Ende der Segelschifffahrt.
Aufgrund ihrer Erfahrungen in der Gasfahrt ist die GEFO zudem in die Entwicklung von Konzepten zum Transport und zur Entsorgung von CO₂ in unterirdischen Lagerstätten in den Meeren (Carbon-Capture and Storage – CCS) eingebunden. Dieses Verfahren sei zwar in Deutschland noch nicht möglich, werde aber in anderen Ländern wie etwa in Norwegen schon praktiziert. »Die Verpflichtung gegenüber der Umwelt ist Teil unserer Unternehmenskultur und wird es immer bleiben«, betont Schwarz.
Die GEFO war 2021 erneut mit einem Silberzertifikat von EcoVadis ausgezeichnet, dem weltweit größten anerkannten Rating-Unternehmen zur Bewertung und Verbesserung der Nachhaltigkeit von Lieferketten. An eine Vielzahl der Tankschiffe und das Unternehmen selbst wurde zudem das anerkannte Umweltzertifikat Green Award verliehen. Zudem wurde die GEFO im Rahmen einer exklusiven Studie zur Nachhaltigkeit und Innovationskraft vom Wirtschaftsmagazin »WirtschaftsWoche« auf Platz 21 unter den 260 Top-Familienunter-nehmen gesetzt – als einziges Logistik- und Schifffahrtsunternehmen. (KF)
Seit 60 Jahren am Markt
Die GEFO wurde vor rund 60 Jahren – 1961 – als »Gesellschaft für Oeltransporte« in Hamburg gegründet. Heute ist sie ein führendes Logistikunternehmen in der europäischen Chemie- und Mineralölindustrie mit einem Umsatz von 430 Mio. € (2021), der zu 80 % mit Produkten aus der Chemieindustrie erwirtschaftet wird. Mit den Neubauten wird ein Anstieg des Transportvolumens auf 20 Mio. t und beim Umsatz auf 500 Mio. € erwartet.