Helge Folger, Thomas Miller
Helge Volger, Underwriting Director bei Thomas Miller in Hamburg (© Hollmann)
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Der P&I-Versicherer rechnet nach starken »Renewals« mit hohen Prämienzuwächsen. Das Team am Standort Hamburg wird sogar wieder ausgebaut. Von Michael Hollmann[ds_preview]

P&I »made in Germany« – damit stach der Versicherungsdienstleister Zeller Associates einst heraus in einem Markt, der von britischen und skandinavischen Versich[ds_preview]erern beherrscht wird. Das Produkt »Hanseatic P&I« gibt es inzwischen nicht mehr. Ende 2018 verkaufte der Unternehmer Harald Zeller seine Firmen an die britische Gruppe Thomas Miller. Doch der Kern des früheren Teams ist am Standort Hamburg nach wie vor im Underwriting für Schiffshaftpflicht aktiv – heute unter der Marke »Thomas Miller Specialty«.

Nach einer kurzen Phase der Konsolidierung sieht sich das Unternehmen jetzt auf Wachstumskurs im P&I-Geschäft. Die allgemeine Marktverhärtung in dem Segment sorgt dabei für Rückenwind. Für Helge Volger, der als Underwriting Director von Hamburg aus die P&I-Aktivitäten bei Thomas Miller Specialty verantwortet, waren die »Renewals« im Februar die »stärksten seit vielen Jahren«.

Der ganze Markt habe geschlossen in eine Richtung gedrängt. »Zum ersten Mal haben wir erlebt, dass Versicherer beim Neugeschäft die vorherigen Versicherer nicht mehr deutlich unterbieten. Der Trend ging überall nach oben.« Volger rechnet für 2022 mit einem Anstieg der P&I-Prämieneinnahmen von 53 Mio. $ auf fast 60 Mio. $.

»Unser Ziel ist es, Marktführer im Bereich Fixed-Premium-P&I zu werden.« Derzeit rangiert die Firma auf Platz 2 in dem Segment hinter dem Platzhirsch British Marine, der zum Versicherungskonzern QBE gehört.

Mit aktuell 19 Mitarbeitern – bald 20 oder sogar 21 – bildet der Standort Hamburg ein wichtiges Standbein für die britische Gruppe. Ein zweites Underwriting-Team für P&I ist in London angesiedelt, während die Schadenbearbeitung großenteils im nordenglischen Newcastle gebündelt wird. Zusätzlich sind in Hamburg und London je ein regionaler Claims Manager für P&I stationiert.

In der ersten Phase nach der Übernahme von Zeller/Hanseatic durch Thomas Miller habe sich alles um die Sanierung des Bestands gedreht, berichtet Volger. In der schwierigen Zeit von 2016 bis 2018 seien die Schadenquoten aus dem Ruder gelaufen. »Wir beschlossen deshalb, rund 30 % bis 40 % des Buches nicht mehr zu erneuern und viel Prämie rauszuschreiben. Das machte sich schnell in der Performance bemerkbar.« Die Bruttoschadenquote erholte sich von deutlich über 100 % auf 74 % im Jahr 2020. Für 2021 liegt die Quote momentan bei 34 %. Volger rechnet damit, dass sie am Ende bei knapp über 50 % auslaufen wird, »das wäre für alle Beteiligten zufrieden­stellend.«

Vor allem der Versicherer AIG, der bis Ende 2021 noch die Risikokapazität für Thomas Miller Specialty P&I bereitgestellt hat, dürfte darüber mehr als erfreut sein. Zu Jahresanfang übernahm der UK P&I Club – einer der größten »Mutuals« in der P&I-Versicherung und Mitglied der International Group – die Rolle des Security-Gebers. »Damit haben wir jetzt ein stabiles und langfristiges Set­up«, so Volger. Am Geschäftsmodell ändere sich nichts: Trotz der Ausrichtung des UK Clubs als Gegenseitigkeitsversicherer bietet Thomas Miller Specialty die P&I-Deckung wie gehabt auf Festprämienbasis für Limits bis 500 Mio. $ und ohne Verbindung zur International Group of P&I Clubs an.

Die finanziellen Aussichten für das Geschäft beurteilt Volger günstiger als früher, auch wenn die Transportversicherung weitere Zyklen durchläuft. Mit dem erweiterten Kundenstamm und den gestiegenen Prämieneinnahmen verfüge Thomas Miller Specialty über bessere Kosteneffizienz und mehr Spielraum bei der Risikoselektion. Für kleinere und mittlere Fixed-Premium-Anbieter, zu denen auch Hanseatic P&I zählte, sei es immer ein Balanceakt: Einerseits genug Geschäft zu zeichnen, um die Kosten zu decken. Andererseits nicht zu große Risiken zu Lasten der Kapazitätsgeber einzugehen. »Da kommt man gelegentlich in Szenarien, die sehr gewagt sind. Über diese Schwelle sind wir nun hinweg«, sagt Volger.

Intern geht es in nächster Zeit verstärkt um die Harmonisierung der Prozesse. Die Teams in London und Hamburg arbeiten zwar eng zusammen, aber die Versicherungsbedingungen sind aus der Historie heraus noch unterschiedlich. Bei der Anpassung gehe es im Wesentlichen um die Terminologie, »am Deckungsprinzip und dem Umfang wird sich nichts ändern«, so Volger. Bis 2023 soll zudem eine gemeinsame IT-Plattform geschaffen werden. Das Modul für P&I soll Services und Funktionen für Makler bieten, wie sie im elektronischen Geschäftsverkehr immer wichtiger werden.

Abstract: Thomas Miller Specialty posts strong gains on renewals

The fixed-premium insurer expects to lift P&I premium income by around to 10 % to nearly 60 mill. $ this year, back the UK P&I Club as new security provider. The goal is to become the No 1 fixed-premium P&I outfit, says underwriting director Helge Volger.