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Durch früheres Bestellen von Ware in Asien kommen Importeure zunehmend besser mit dem Container-Chaos zurecht, zeigt eine Untersuchung der Softwarefirma Setlog.[ds_preview]

Teile des deutschen Außenhandels haben sich offenbar überraschend gut auf Hafenengpässe und Schiffsverspätungen in der Containerschifffahrt eingerichtet. So sollen Importeure von schnelldrehenden Konsumgütern (FMCG) wie abgepackten Lebensmitteln, Getränken, Drogerieartikeln und anderen Verbrauchsgütern es sogar geschafft haben, die Quote der verspäteten Seefrachtlieferungen auf ein erstaunlich niedriges Niveau abzusenken. Das berichtet das auf Supply-Chain-Software spezialisierte Bochumer Softwarehaus Setlog. Das Volumen der verspäteten Ware sei bei den angeschlossenen FMCG-Importeuren auf 3 bis 5% im Vergleich zur Zeit vor Corona gefallen. Der Lösungsansatz klingt so schlicht wie genial: Die Verlader hätten ihre Bestellungen bei Lieferanten in Fernost im Vergleich zu 2020 einfach um durchschnittlich sieben Tage vorgezogen.

Dabei ist zu beachten, dass die Transporte trotzdem viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als früher. Die durchschnittliche Transitzeit von Fernost zu den europäischen Westhäfen betrage für FMCG wie für alle anderen Warengruppen heute 42,5 Tage, stellt Setlog fest. Im Jahr 2019 vor der Pandemie seien es 31 Tage gewesen. Der Untersuchung zufolge haben es die Importeure von Verbrauchsgütern durch das Vorziehen der Bestellungen um eine Woche zumindest geschafft, die Liefertreue auf Basis der insgesamt längeren Transitzeiten zu steigern. Wie hoch die negativen finanziellen Effekte der stark verlängerten Laufzeiten für die Importeure sind, ging Setlog in seiner Untersuchung nicht nach.

Die Softwarespezialisten sehen derweil keine Anzeichen dafür, dass Importeure im FMCG-Sektor ihre Beschaffungen in Asien reduzieren und näher nach Europa verlagern (»Nearshoring«), weil ihnen die Schiffsdienste zu riskant werden. Es gebe nur Verlagerungen des Ladungsaufkommens innerhalb der Region mit steigenden Anteilen für Bangladesch und Vietnam bei den Lieferungen, heißt es. Bei Bekleidung liege ihr Anteil inzwischen bei 32% (Bangladesch) und 7,3% (Vietnam).

Setlog geht zwar davon aus, dass die Auswirkungen der Kapazitätskrise noch bis weit ins Jahr 2023 reichen werden. Schon ab dem vierten Quartal dieses Jahres sei aber mit einem generellen Rückgang der Seefrachtraten zu rechnen. (mph)