Die Vereinbarung zwischen der Ukraine und Russland, Getreideexporte aus drei Häfen in der Westukraine zu ermöglichen, birgt großes Potenzial für Bulker – aber auch viele Schwierigkeiten.[ds_preview]
Am 22. Juli unterzeichneten Russland und die Ukraine ein Abkommen mit der Türkei und den Vereinten Nationen, um Getreideexporte aus drei Häfen in der Westukraine zu ermöglichen: Yuzhne, Chornomorsk und Odesa. Auf diese drei Häfen zusammengenommen entfielen in den letzten fünf Jahren 65 % der gesamten Getreideausfuhren des Landes. Die Ausfuhren könnten jedoch auf mehrere Schwierigkeiten stoßen.
Die Vereinbarung gilt für 120 Tage mit der Option auf Verlängerung und sieht vor, dass Massengutfrachter durch einen sicheren Korridor zu den Häfen eskortiert werden. Um eine schiffbare Passage zu schaffen, wird der Korridor von Seeminen befreit, ein Prozess, der voraussichtlich ein bis zwei Wochen dauern wird.
»Mit diesem Abkommen hofft die UNO, die monatlichen Getreideexporte aus der Ukraine um 5 Mio. t zu erhöhen. Da diese drei Häfen in den letzten fünf Jahren jedoch noch nie eine so große Menge an Getreide umgeschlagen haben, könnte sich das Erreichen dieses Ziels als Herausforderung erweisen«, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei BIMCO. »Selbst wenn die Hafenlogistik beschleunigt wird, um die Exporte anzukurbeln, wird die Notwendigkeit, die Schiffe in die Häfen hinein und aus ihnen heraus zu eskortieren, wahrscheinlich zu einer gewissen Überlastung führen.«
Mehr als 20 Mio. t ukrainisches Getreide stehen für den Export bereit, und der ukrainische Verband der Getreidehändler (UGA) rechnet mit weiteren 25 Mio. t aus der Ernte 2022. Da die Weizenernte im Gange ist und die Maisernte im September beginnt, ist eine rasche Ausfuhr von Getreide erforderlich, um Platz in den Silos für die neuen Ernten zu schaffen. Um die Exporte zu beschleunigen, werden die Donauhäfen sowie die Landwege wahrscheinlich kurz- bis mittelfristig weiterhin eine wichtige Rolle bei der Verschiffung von ukrainischem Getreide spielen.
»Ein wesentliches Hindernis für die ukrainischen Getreideexporte werden das Transportrisiko und die entsprechenden Versicherungsprämien sein. Damit die Verschiffung ukrainischen Getreides attraktiv ist, sind hohe Raten erforderlich, um die risikobedingten Kosten zu mindern«, sagt Rasmussen. »Russlands jüngste Raketenangriffe auf Häfen wie Odessa werden die Unsicherheit und Ungewissheit bei Operationen im Schwarzen Meer noch verstärken.«
Aufgrund des begrenzten weltweiten Angebots an Weizen und Mais würde sich eine Rückkehr des ukrainischen Getreides auf den Weltmarkt positiv auf die Segmente Panamax, Supramax und Handysize auswirken. Darüber hinaus würde der Anstieg der ukrainischen Exporte dazu beitragen, die Inflation und die Ernährungsunsicherheit, insbesondere in den Schwellenländern, zu bekämpfen und der Weltwirtschaft die nötige Stabilität zu verleihen.