Jan-Erik Schulte

Das Befrachtungsunternehmen in Buxtehude mausert sich vom Makler zum Carrier. Unter eigener Flagge werden Tramp-Dienste für Dry-Bulk-Ladung angeboten.[ds_preview]

Ein Großteil der über 20 Schiffe, die Jan Erik Schulte betreut, sind Mehrzweckfrachter, die in Zeitcharter für Projekt-Carrier wie BBC Chartering oder Spliethoff fahren. Neben der Tätigkeit als Schiffsmakler baut seine Firma C.O.E. Shipping aber seit einiger Zeit auch die eigenen Aktivitäten als Carrier aus.

Unter der Marke »COE 2 Sea« betreibt das Unternehmen Tramp-Dienste für Dry-Bulk-Ladung auf Strecken innerhalb Europas sowie im Atlantik. Die Kernflotte bilden drei Schiffe, die assoziierten Reedern oder C.O.E. selbst gehören: die »COE Anna« (MPP, 9.231 tdw, 2 x 60 t Kräne) der Reederei Braren, die »COE Laura« (MPP/Single Decker, 12.523 tdw, 3 x 30 t/60t Kräne) von BD-Shipsnavo und der gerade zugekaufte Kümo »COE Kaethe« (1.994 tdw). »Zusätzlich chartern wir nach Bedarf ein. Dabei sind wir schon bis auf Handysize-Größe gegangen«, erzählt Schulte.

Um das Ladungs- und Chartervolumen zu steigern, soll die Organisation an Land mit derzeit zwölf Mitarbeitern noch ausgebaut werden. Nachdem im Vorjahr ein erster Auslandsstandort in Madrid unter Leitung der Südamerika-Expertin Victoria Zalaya eröffnet wurde, führt Schulte jetzt Gespräche über eine weitere Gründung in Antwerpen. »Das ist ein passender Standort, weil viel Geschäft in unserem Segment über diesen Platz oder über Rotterdam geht. Bis Jahresende sollte es eine Entscheidung geben.«

Als relativ junger und noch kleiner Player konnte »C.O.E. 2 Sea« laut Schulte bereits bedeutende Kontrakte für Agrarerzeugnisse im Small-Bulk-Segment gewinnen. Für namhafte Konzerne der Getränkeindustrie führt die Firma Verschiffungen von Rohwaren für Werke in Westafrika durch. Von dort werden die Frachter, wenn es sich um längere Beschäftigungen handelt, entweder direkt zurück oder erst Richtung Lateinamerika und dann zurück über den Atlantik getrampt. »Man kann sagen, wir decken Lateinamerika sporadisch mit ab.«

Im Shortsea-Bereich bedient C.O.E. u.a. Kontrakte für Holz-Pellets aus der Ostsee heraus zum Kontinent und nach Großbritannien und kooperiert dabei mit der dänischen Baltic Shipping Company. Es gebe genug Geschäft, um weitere Schiffe entweder auf Periode einzuchartern oder direkt im Auftrag der jeweiligen Eigner zu befrachten. Auch mit flexiblen Vertragsformen, die dem Reeder eine Basisrate zuzüglich einer Gewinnbeteiligung gewähren, habe man gute Erfahrungen gemacht, so Schulze.

Gegründet im Jahr 2012 als Schiffsmakler für Mehrzweckfrachter stieg C.O.E. erstmals im Jahr 2016 selbst in die Befrachtung in der »freien Fahrt« ein. Damals war der Zeitchartermarkt so tief im Keller, dass es sich nicht lohnte, die zwei 28.000-Tonner »Kingcup« und »Kingfisher« der seinerzeit bei C.O.E. beteiligten Reederei Freese auf Periode zu verchartern.

Des Weiteren platziert die Firma als Cargo Broker bis heute regelmäßig Ladungen bei anderen Projekt-Carriern. »Wir haben uns über Jahre immer weiter herangetastet und sind den Kunden gegenüber stets so aufgetreten, dass wir für den gesamten Service verantwortlich sind. Die eigenen Operations im Small-Bulk-Bereich werden wohl mehr und mehr zu unserem Hauptstandbein.«

Diese strategische Ausrichtung auf die eigene Befrachtung tragen auch die zwei anderen Mitinhaber von C.O.E. mit: die Reederei BD-Shipsnavo und der dänische Schifffahrtskaufmann Laust Lunding Smith, beide beteiligt seit 2016. Mit dieser Entwicklung passe sich das Unternehmen eigenen Angaben zufolge den Markterfordernissen an.

C.O.E. zählt zwar zu den führenden Experten für Zeitchartergeschäft im MPP-Bereich und gehört unter anderem dem Ausschuss für den monatlich erscheinenden Toepfer’s Multipurpose Index (TMI) an. Doch die Arbeit in diesem Segment wird eher weniger. »Der Bestand an MPP-Tonnage, die von Tramp-Reedern kontrolliert wird, schrumpft. Und Neubauten werden fast nur von den Carriern selbst kontrahiert. Das ist für den Makler wenig zu tun«, stellt Schulte fest.

Erfahrung auf Seiten der Projekt-Carrier hat der gelernte Schifffahrtskaufmann in seiner Laufbahn bereits gesammelt, zuerst kurz nach der Jahrtausendwende bei BBC, später dann bei Beluga Chartering als Head of Operations Asia. Trotz wachsender Orientierung auf Dry Bulk bleibt C.O.E. auch über einen kleinen Logistikableger mit dem Projektgeschäft verbunden: Die Tochtergesellschaft C.O.E. Logistics bietet vom Standort Lubmin aus umfassende speditionelle Leistungen für Projektgut und Breakbulk an. (mph)