Hafenarbeiter-Streik-Hamburg-Verdi-Wroblewski
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Der Anstieg der Lebenshaltungskosten wird nach Einschätzung von Marktbeobachtern in den Industrieländern zu weiteren Arbeitskonflikten führen, wenn Hafenarbeiter versuchen, die galoppierende Preisinflation auszugleichen. Das führt zu weiteren Störungen in den überlasteten Häfen.[ds_preview]

Streiks in großen deutschen und britischen Häfen haben zu erheblichen Störungen in den Fahrplänen der Linienreedereien geführt und sich negativ auf die Leistung der Häfen ausgewirkt, da die durchschnittliche Liegezeit nach den Streiks gestiegen ist.

Eine Reihe von Hafenarbeiterstreiks betraf die wichtigsten deutschen Seehäfen im Juni und Juli, während der größte britische Containerhafen Felixstowe Ende August und September von zwei achttägigen Arbeitsniederlegungen betroffen war.

Als Reaktion auf diese geplanten Streiks leiteten die Reedereien Maßnahmen ein, um Schiffe von den betroffenen Terminals wegzuleiten. Dennoch zeigt eine aktuelle Analyse von Drewry einen deutlichen Anstieg der Wartezeiten vor dem erreichen eines Liegeplatzes, insbesondere in Hamburg, wo größere Linienschiffe im Juli und August durchschnittlich vier Tage auf das Einlaufen in den Hafen warten mussten.

Drewry avg waiting times hamburg 10 22

»Obwohl in Deutschland inzwischen eine Einigung mit den Gewerkschaften erzielt wurde, bleibt die Verfügbarkeit von Arbeitskräften – insbesondere an Wochenenden -– eine Herausforderung. Die Auslastung der Terminals ist nach wie vor hoch, was sich auf die Produktivität auswirkt und zu längeren Liegezeiten führt«, so Drewry.

Im Vereinigten Königreich ist der Güterumschlag in Felixstowe aufgrund des Rückstaus, der durch die achttägigen Arbeitsniederlegungen der Hafenarbeiter Ende August und Ende September/Anfang Oktober entstanden ist, weiterhin gestört. Streiks in Liverpool verschärfen die Probleme der Verlader zusätzlich. Es wird erwartet, dass die Störungen bis zum 4. Quartal 22 anhalten werden. Aktuell läuft in Liverpool ein Streik der Hafenarbeiter vom 11. bis 17. Oktober.

Drewry avg waiting times felixstowe 10 22

Als nächtes Streiks in US-Westküstenhäfen?

Drewry ist der Ansicht, dass die steigende Inflation die Wahrscheinlichkeit von Streiks in anderen Märkten erhöht, da die Hafenarbeiter höhere Löhne fordern, um den steigenden Lebenshaltungskosten zu begegnen. Störungen an der US-Westküste bleiben beispielsweise ein Risiko, während die Vertragsverhandlungen zwischen der International Longshore and Warehouse Union (ILWU) und dem Arbeitgeberverband Pacific Maritime Association (PMA) weitergehen.

»Ob die Terminalbetreiber in der Lage sein werden, die höheren Lohnkosten am Ende des Jahres an die Kunden weiterzugeben, bleibt abzuwarten«, meint Drewry.